Sicherheitskampagne „Rücksicht hat Vorfahrt“ Leserumfrage zu Unfällen im Straßenverkehr

Foto: Hans-Dieter Seufert

Jeder zweite Verkehrsteilnehmer war bereits in einen Unfall verwickelt. Das ist eines der Ergebnisse der großen Umfrage zur Verkehrssicherheit unter den Lesern der Titel der Motor Presse Stuttgart und des ETM Verlags.

246 Prozent mehr Pkw auf den Straßen seit 1970 und 230 Prozent mehr Lkw. Die Zahl der Motorradfahrer ist im Bezugszeitraum gar um 1.926 Prozent gestiegen. In Summe haben sich 139,08 Millionen Verkehrsteilnehmer im vergangenen Jahr die deutschen Straßen geteilt. Im Jahr 2020 kam es zu 2.245.245 Unfällen im Straßenverkehr, ein Plus von 61 Prozent im Vergleich zu 1970. Gleichzeitig nahm aber die Zahl der Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden um 30 Prozent ab.

Mehr als 11.000 Teilnehmer

In einer gemeinsamen Umfrage haben die Motor Presse Stuttgart und der ETM Verlag mehr als 11.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ihren Erfahrungen im Straßenverkehr befragt. Davon war etwa jeder Zweite bereits in einen Unfall verwickelt, der über einen Bagatellschaden hinausgeht. Bei 21 Prozent der Befragten kam es laut der Umfrage zu einem Unfall mit Personenschaden, bei sechs Prozent war der Personenschaden sogar schwer.

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In 86 Prozent der Unfälle war demnach einer oder mehrere Unfallgegner involviert. Dabei sahen die Teilnehmer der Studie in 65 Prozent der Fälle die Schuld beim Unfallgegner. Motorradfahrer (76 Prozent) und Fahrradfahrer (83 Prozent) liegen hier sogar noch darüber.

Gefühlte Sicherheit

Bei der Frage nach dem Sicherheitsempfinden hat ein Viertel der Befragten angegeben, sich nicht immer sicher zu fühlen im Straßenverkehr. Das gelte unter anderem in unübersichtlichen Situationen, aber auch für den Straßenzustand und die Witterungsbedingungen. Sehr häufig trage aber auch die mangelnde Rücksichtnahme anderer Verkehrsteilnehmer dazu bei. Dieses Gefühl der Unsicherheit ist abermals deutlicher ausgeprägt bei Rad- (84 Prozent) und Motorradfahrern (46 Prozent). Aber: Auch 36 Prozent der Lkw-Fahrer fühlen sich im Straßenverkehr teilweise unsicher. Betrachtet man hierbei den Straßentyp, so bereitet den Befragten vor allem die Stadt Grund zur Sorge. 91 Prozent der Radfahrer, 70 Prozent der Motorradfahrer und 67 Prozent der Lkw-Fahrer fühlen sich dort unsicher.

Gefahrenquellen

Doch woher rühren die Gefahren im Straßenverkehr? Bei der Auswertung der Umfrage hat sich eine Top-Ten-Liste der am häufigsten genannten Gefahrenquellen ergeben. Dabei fallen vor allem die Punkte zwei und sechs auf, die beide auf das rein menschliche Zusammenspiel im Straßenverkehr abzielen. Von diesen beiden Punkten, Rücksicht und Verständnis, nennen auch 87 Prozent der Befragten mindestens einen. Gleichzeitig können all diese Gefahrenquellen vom Teilnehmer selbst gesteuert und verbessert werden:

  1. Ablenkung durch Handynutzung (Autofahrer): 81 Prozent
  2. Zu wenig Rücksichtnahme: 78 Prozent
  3. Mangelnde Aufmerksamkeit: 70 Prozent
  4. Selbstüberschätzung: 69 Prozent
  5. Zu wenig Abstand: 69 Prozent
  6. Zu wenig Verständnis für die Situation anderer Verkehrsteilnehmer: 68 Prozent
  7. Nicht angepasste Geschwindigkeit: 64 Prozent
  8. Richtungsänderungen werden nicht angezeigt: 56 Prozent
  9. Ablenkung durch Handynutzung (Fußgänger): 52 Prozent
  10. Alkohol: 47 Prozent

Top-Gefahrenquellen für Lkw-Fahrer

Jede Fahrzeugklasse hat ihre ganz eigenen Hauptgefahrenquellen, beispielsweise die nicht vorhandene Knautschzone beim Motorrad oder von Pkw gekreuzte Radwege. Beim Lkw sehen 94 Prozent ein Problem darin, dass an der Autobahn zu wenige Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen. So kommt es zum gefährlichen Wildparken an den Zu- und Abfahrten. 92 Prozent geben Fahrradfahrer und Fußgänger an, die irrtümlich davon ausgehen, dass der Lkw-Fahrer sie sieht. Mit deutlichem Abstand folgt auf dem dritten Platz der Gefahrenquellen die ungenügende Ladungssicherung (45 Prozent).

Abhilfe könnten hier nach Ansicht der Teilnehmer zusätzliche Parkmöglichkeiten an der Autobahn (90 Prozent) schaffen. Helfen könne aber auch, mehr Verständnis für die Situation des anderen zu schaffen, Das sehen 78 Prozent so. 66 Prozent sehen Nachholbedarf bei den Rahmenbedingungen für erholsame Pausenzeiten.

Assistenten als Helfer in der Not

Weitere Abhilfe, um Gefahrensituationen zu entschärfen, können auch Assistenzsysteme schaffen, wie sie unter anderem beim Lkw schon teilweise vorgeschrieben sind. Die Teilnehmer der Umfrage schätzen Notbremsassistent, Abbiege-Assistent, Totwinkel-Überwachung, Abstandsregeltempomat und Rückfahrkamera am Lkw als besonders wichtig ein. Insgesamt gaben 61 Prozent der Befragten an, bei der nächsten Fahrzeug-Anschaffung besonders darauf zu achten, dass die neuesten Assistenzsysteme verbaut sind.

Fazit

Auch diese Umfrage zeigt, wie enorm wichtig es für die Steigerung der Verkehrssicherheit ist, Verständnis für die Situation des anderen zu schaffen sowie gegenseitige Rücksichtnahme. Das schließt auch mit ein, dass jeder einzelne Verkehrsteilnehmer die Verantwortung trägt, die Sicherheit zu steigern. Dem stimmen auch 83 Prozent der Umfrageteilnehmer zu. Als sehr wichtig erachten immerhin 75 Prozent der Befragten, dass alle Verkehrsteilnehmer aufgeklärt und informiert werden. Ein Grund mehr, das Thema Sicherheit im Straßenverkehr auch in den Medien weiter voranzutreiben.

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Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
Götz Bopp, unser Experte für Sozialvorschriften im Straßenverkehr (Lenk- und Ruhezeiten) Götz Bopp Sozialvorschriften und Güterverkehr
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