Sicherheit in Lkw Wie die Fahrzeugindustrie Unfälle vermeiden will

Mercedes-Benz; Abbiege-Assistent; Abbiegen mit Radfahrer in der Schleppkurve Foto: Daimler

Der Sicherheitsgurt war nur der Anfang einer Sicherheitsoffensive im Lkw, die bis heute anhält. Derzeit wird vor allem an der Neugestaltung der Fahrerhäuser gearbeitet.

"Mittelfristig wird gerade an neuen Vorschriften zur Neugestaltung von Fahrerhäusern gearbeitet", heißt es vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Ein Sprecher nennt Stichworte wie Maße und Gewichte sowie allgemeine Sicherheitsvorschriften. "Damit sollen zwei Ziele erreicht werden: bessere Aerodynamik und besserer Insassenschutz", erläutert er. Außerdem werden ab September 2019 alle neuen Nutzfahrzeuge mit einer Gurtanlegekontrolle ausgestattet sein.

Spätestens seit November 2015 (Neufahrzeuge bereits seit Ende 2011 beziehungsweise 2013) sind alle Lkw mit ESP, Notbrems- und Spurhaltesystem ausgestattet. Das geht auch auf eine Initiative des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) zurück. Dieser machte sich auch schon für die Einführung von Sicherheitsglas, Knautschzonen und "weicheren" Armaturenbrettern stark. Aber "ähnlich wie beim Sicherheitsgurt gibt es auch bei den Assistenzsystemen noch immer Vorbehalte", heißt es von der BG Verkehr. So werden sie häufig abgeschaltet, weil sie angeblich nerven.

Deshalb fordert die Berufsgenossenschaft schon seit Längerem ein Wiedereinschalten der Systeme nach einiger Zeit und die Prüforganisation Dekra plädiert für die Fahreraufklärung, was diese Systeme leisten können. Beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) weiß man, dass es inzwischen einige Unternehmer gibt, "die bei Androhung einer Abmahnung klar sagen: Ihr schaltet mir diese Systeme nicht ab!" Schließlich lässt sich das über die Bordcomputer eindeutig nachweisen, ob eine Abschaltung erfolgte.

Die Deutschen legen Wert auf Sicherheit

"Unsere deutschen Kunden legen sehr viel Wert auf Sicherheit", bestätigt eine Sprecherin bei Daimler. So werden zwei von drei Actros mit Safety Pack inklusive Active Brake Assist 4 geordert. "Wir verfolgen die Vision vom unfallfreien Fahren und entwickeln unsere Assistenzsysteme kontinuierlich weiter", betont sie. So sieht der Fahrzeugbauer unter anderem beim teilautomatisierten Fahren großes Potenzial, die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu erhöhen.

Sicherheitstechnische Pionierarbeit leistete auch der Hersteller Scania, der seine neue Baureihe mit Seitenairbags ausstattet. Damit sind die Schweden weltweit die Ersten, die dies realisieren. Nach aktuellen Studien gibt es bei 45 Prozent aller Überschläge schwere oder gar tödliche Verletzungen. Das sollen die Seitenairbags verhindern helfen – natürlich in Kombination mit dem Gurt.

"Mit der Kombination von Sicherheitsgurt und Gurtstraffer, Seitenairbags und Lenkrad-Airbag haben Fahrer und Beifahrer bei einem Unfall mit Überschlag bessere Überlebenschancen als in einem Fahrzeug ohne diese Systeme", bekräftigt Dan Lodtén, Teamleiter der Scania-Unfalluntersuchung. So geht er davon aus, dass sich die Zahl der getöteten Lkw-Insassen durch die Seitenairbags um 25 Prozent reduzieren lasse.

Der Volvo-Sicherheitsingenieur und Erfinder des Dreipunktgurts Nils Ivar Bohlin hat bei Volvo die Sensibilität für Sicherheitsaspekte forciert. Inzwischen gibt es seit 1969 bei Volvo Trucks ein Unfallforschungsteam, das intensiv an weiteren Maßnahmen für einen sicheren Straßenverkehr arbeitet. "Das Ziel ist es, keine Unfälle in der Zukunft mehr zu haben", sagt ein Volvo Trucks-Sprecher. Aber Fakt ist: Der Mensch bleibt das entscheidende Element. Er trägt die Verantwortung – nicht zuletzt für das Anlegen des Sicherheitsgurts.

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