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Sicherheit Gefahr aus dem Osten

BAG Kontrolle Foto: Archiv

Technischer Zustand mangelhaft, Ladungssicherung Fehlanzeige – eine Analyse des Bundesamts für Güterverkehr zeigt, dass die Auffälligkeiten osteuropäischer Lkw zunehmen.

Kontrolleure schlagen Alarm: Lkw aus Mittel- und Osteuropa (MOE) sind teilweise in desaströsem Zustand. Auch ist die Ladung der Fahrzeuge oft nur schlecht gesichert. Das zeigt eine exklusive Auswertung des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) für trans aktuell. Daraus geht auch hervor, dass die Lkw aus den EU-Beitrittsländern von 2004 und 2007 im Vergleich zu jenen aus den 15 alten EU-Staaten immer öfter Grund zur Sorge geben.

Negativtrend bei der Ladungssicherung setzt sich fort

Das BAG macht dies am Beispiel der Ladungssicherung (Lasi) und seiner Technischen Unterwegskontrolle (TUK) fest. Setzt man die festgestellten Verstöße zueinander ins Verhältnis, schnitten Lkw aus den MOE-Ländern bei Kontrollen im Jahr 2009 doppelt so schlecht ab wie jene aus der EU 15. Das BAG kann auch keine Entwarnung geben. Der Negativtrend hat sich signifikant fortgesetzt: 2010 und 2011 liegt das Verhältnis bei der Ladungssicherung bereits bei 4 : 1.

Keine Weiterfahrt bei nicht gesicherter Ladung

Soll heißen: Die Kontrolleure müssen bei mittel- und osteuropäischen Lkw viermal so häufig tätig werden wie bei westeuropäischen. Konkret heißt das bei schlecht oder nicht gesicherter Ladung: Der Kontrolldienst untersagt die Weiterfahrt, bis der Fahrer die Ware korrekt verzurrt oder anderweitig gesichert hat. »In der Kontrollpraxis fällt immer wieder der große zeitliche Aufwand zur Nachsicherung der Ladung beziehungsweise zur Umladung auf«, berichtet BAG-Präsident Andreas Marquardt.
Ein noch dramatischeres Bild ergibt sich beim technischen Zustand der Fahrzeuge: Die Beanstandungsquoten der Lkw aus den MOE-Staaten liegen gegenüber denen aus der alten EU 2011 bei 6 : 1 und 2010 sogar bei 7 : 1. »Die Fahrzeuge und Anhänger aus den mittel- und osteuropäischen Staaten sind oftmals in einem wesentlich schlechteren Wartungszustand als vergleichbare Fahrzeuge aus den Staaten der EU-15«, heißt es von der Behörde aus Köln.

Oftmals anderes Wartungsverständnis

BAG-Präsident Marquardt spricht von einem oftmals anderen Wartungsverständnis. So treffe der Kontrolldienst vielfach relativ junge Fahrzeuge an, bei denen erhebliche technische Mängel zu verzeichnen sind.
Voriges Jahr haben seine Mitarbeiter im Bereich Straßenverkehrsrecht 258.521 Lkw überprüft (2010: 319.402), davon mit 128.897 knapp die Hälfte aus Deutschland (2010: 166.621). Bei Letzteren entdeckten die Kontrolleure 1.072 Lasi-Verstöße (2010: 1.008) und 2.939 Verstöße im Bereich TUK (2010: 1.336). Das BAG weist zum besseren Verständnis darauf hin, dass nicht alle Lkw auf Lasi und TUK hin überprüft wurden, ferner können je Lkw mehrere Verstöße vorliegen.
Was den Vergleich zwischen alten und neuen EU-Ländern angeht: 2011 wurden 44.979 Lkw aus den restlichen Ländern der alten EU gestoppt (2010: 50.797), bei ihnen registrierten die Beamten 345 Lasi- und 993 TUK-Verstöße (2010: 316 und 537). Aus den MOE-Staaten kontrollierte das BAG 84.645 Fahrzeuge (2010: 101.984). Fündig wurden sie 1.500 Mal bei Lasi-­Verstößen und 5.869 Mal bei TUK-Verstößen (2010: 1.342 und 4.094).

Verstöße gegen Fahrpersonalrecht bei Lkw aus EU-Staaten 1,5 Mal höher

Bemerkenswert ist ein weiteres Ergebnis des Vergleichs: Betrachtet man die Verstöße gegen das Fahrpersonalrecht, sieht die Statistik für die Lkw aus Mittel- und Osteuropa wesentlich günstiger aus. Bei denjenigen aus Deutschland beziehungsweise den Staaten der alten EU entdeckten die Beamten im Verhältnis 1,5 Mal so viele Verstöße wie bei jenen aus den Beitrittsländern. Das kann laut BAG aber daran liegen, dass die Flotten aus Westeuropa meist mit digitalem Tachografen ausgestattet sind, sodass Verstöße einfacher festgestellt werden können als bei analogen Kontrollgeräten. »Die MOE-Staaten dagegen verfügen vielfach noch über analoge Kontrollgeräte«, heißt es. Doch mit dem Digitacho kommt das nächste Problem: Es wird in großem Stil manipuliert.

Manipulation am digitalen Tachografen

Die Manipulationen am digitalen Tachografen nehmen zu. Laut Bundesamt für Güterverkehr (BAG) liegt die Beanstandungsquote bei rund 20 Prozent. Es habe dieses Jahr bereits mehrere Sonderkontrollen gegeben, bei denen es ausschließlich um Aufdeckung von Manipulationen – etwa mit einem Magneten – gegangen sei. Ferner überprüfen die Beamten nach Angaben des Bundesamts bei allen Kontrollen des Fahrpersonalrechts, ob Fahrer oder Unternehmer unerlaubt Einfluss auf das Kontrollgerät genommen haben. Dazu setzt das BAG nach eigenen Angaben eine spezielle ­Kontroll-Software ein. Diese sei technisch auf dem höchsten Stand. Die Behörde schließt aber nicht aus, dass die ­Manipulationsversuche immer professioneller werden und es entsprechende IT-Programme gibt, die das Motormanagement beeinflussen. Darauf will das BAG ­reagieren, indem es sich neue Spezialprogramme anschafft, die auch solche Manipulationen erkennen können. 

AUFFÄLLIG KRITISCH

Lkw aus den 2004* und 2007 ** der EU beigetretenen Ländern sind besonders häufig in Verstöße gegen das Straßenverkehrsrecht verwickelt. Die Tabelle zeigt das Verhältnis der festgestellten Verstöße der Lkw aus den Beitrittsländern gegenüber denen aus den EU-15-Staaten. Lasi: Ladungssicherung, TUK: Technische Unterwegskontrolle.

                                 2010                     2011
                           Lasi      TUK          Lasi   TUK
EU 15                     1          1               1        1
Beitritssländer        4,25     7,62          4,35   5,91

 

* Estland, Lettland, Litauen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn
** Bulgarien, Rumänien

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