Schwertransport Schulcontainer auf großer Fahrt

Umzug von Schulcontainern, Greif, Holzbau Foto: Stefan Jung 15 Bilder

Auf dem Tieflader rollen Klassenzimmer durch Marburg. Fliegen wäre einfacher. Aber das gibt‘s nur bei Erich Kästner.

"Noch zehn Zentimeter nach links", dirigiert Thomas Seifen ins Funkgerät. Augenblicke später kommt die Lenkbewegung am hinteren Goldhofer-Fahrwerk an. Zwischen der Ladung und der zu umfahrenden Lampe sind knapp fünf Zentimeter Luft. Vom Boden aus ist der Abstand in der Dunkelheit kaum wahrzu­nehmen. Gelassen fährt Tim Walden mit seiner großen Fracht – einem ausgemusterten Schulcontainer der Marburger Martin-Luther-Schule – um das Hindernis in der Universitätsstraße.

Im Standgas zieht die Mercedes-SK 3053-Zugmaschine unbeirrt nach vorne. Eine der zahlreichen Engstellen ist gemeistert, dennoch ist bei allen Beteiligten die Anspannung zu spüren. Kurze Zeit später folgt Marco Borner mit seinem MAN 33.462. Nachdem auch er das Hindernis geschafft hat, geht es in gemäßigtem Tempo weiter.

Tieflader auf 6,3 Metern Breite

Am Tag zuvor herrscht an der Ladestelle in der Marburger Savignystraße betriebsame Hektik: Die Crew der Firma Kahl aus Moers ist dabei, die Fahrzeuge für den Großraum- und Schwertransport quer durch die Mar­burger Innenstadt vorzubereiten. Mit den Mobilkränen Grove GMK 4100 der Firma Greif-Holzbau und einem Krupp KMK 4060 der Firma Klaus Neusel laden sie die Goldhofer-THP/MT-Module ab. Daraus entsteht eine 6,30 Meter breite, parallel gekoppelte Anhängerkombination.

Sie besteht aus drei Achslinien vorne und zwei hinten. Nachdem die erste Anhängerkombination zusammengebaut ist, wird sie sofort unter einem der drei Schulcontainer platziert. Am späten Abend ist auch die zweite Kombination so weit. Für den dritten Container wird eines der Gespanne zweimal fahren müssen. Das Ziel ist ein nur vier Kilometer entferntes Gelände der neuen Eigentümerin, der Marburger Uni.

Sperrige Ladung an Bord

Tim startet die Mercedes-Zugmaschine und steuert sie gefühlvoll an die Zuggabel der Goldhofer-Kombination. Mittlerweile hat Thomas den Hatz-Motor gestartet, um manuell nachlenken zu können. Nach kurzer Zeit steht das Gespann unter dem Schulcontainer, der auf einer eigens angefertigten Traverse sitzt. Die Anhängerhydraulik hebt spielerisch die Ladung an und die seitlichen Traversen werden entfernt. Mit einer Gesamtbreite von 7,15 Metern, einer Höhe von 8,10 und einer Länge von 24,50 Metern ist der Transport für die Schwerlastprofis eine Herausforderung.

Frank und Michael Greif, den beiden Verantwortlichen der Umsetzaktion, fällt nach erfolgreicher Ladungsaufnahme sichtlich die Last von den Schultern. Für heute ist Schluss, die Mannschaft begibt sich in ein nahe gelegenes Hotel. Am nächsten Abend steuert Tim seinen 13 Jahre alten Mercedes routiniert vor den Anhänger und lässt die drei Meter lange Zuggabel geschmeidig in die Anhängerkupplung  gleiten. Sein Kollege Marco hat es dagegen nicht so einfach. Da er als Zweiter fährt, muss er seinen MAN hinter dem Transport von Tim "einparken".

Vor Schaulustigen durch die enge Altstadt

Währenddessen haben sich bereits etliche Schaulustige rund um den gut abgesicherten Transport versammelt. Auch das gesamte Team von etwa 20 Mann hat sich eingefunden, um letzte Details zu besprechen. Marco ist acht Jahre bei der Firma Kahl und hat insgesamt 19 Jahre Schwertransporterfahrung. Auch für ihn ist dieser Auftrag ein Highlight: "Die Abmessungen fahren wir nicht oft und schon gar nicht durch eine eng bebaute Altstadt."

Pünktlich um 22 Uhr ist die Polizei mit fünf Streifenwagen und einem Motorrad vor Ort. Tim rollt an, die Fuhre setzt sich in Bewegung. Schon bald muss eine 90-Grad-Kurve von der Savignystraße in die Biegenstraße gemeistert werden. Langsam schieben sich die Module über die hohen Bordsteinkanten. Hier zeigt sich, wie wichtig der hydraulische Achsausgleich ist. Unbeeindruckt von den vielen Schaulustigen fahren Tim und Marco hoch konzentriert der ersten Engstelle entgegen. Dann geht es auf die gut ausgebaute Universitätsstraße. Sie ist breit genug – wenn nur die Straßenlaternen nicht wären.

Zwischen Lampen und Bäumen hindurch

Dank der Wandlerschaltkupplung (WSK) können die Zugmaschinen sehr langsam rangieren, ohne die Kupplung zu belasten. Eine enge Passage steht dem Transport noch bevor: In der Schwanallee hängen die Bäume sehr tief und die Straßenlaternen sind zwischen dem Geäst kaum auszumachen. Plötzlich ruft Klaus: "Stopp, eine Lampe ist im Weg, auf der rechten Seite, Tim. Du musst noch ein paar Zentimeter nach links."

Knarrend legt der den Rückwärtsgang ein. Äste brechen und fallen krachend auf den Gehweg. Geschafft! Danach geht es schneller voran. Thomas weist die Fahrer immer wieder ein, damit sie die Spur halten. Nur ein schiefer Baum ist noch im Weg. Kurzerhand wird er gefällt, zersägt und aufgeladen. Nach dreieinhalb Stunden sind die Gespanne am Ziel. Die Krane laden ab. Dann macht sich Tim auf den Weg, um den dritten Container abzuholen. Bevor die Stadt wieder erwacht. 

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