Wer schon vor der Corona-Krise knapp bei Kasse war, darf auch nun nicht auf Hilfe vom Staat hoffen - wie das Beispiel einer Spedition zeigt.
Laut Bundeswirtschaftsministerium kann die Corana-Krise dazu führen, dass gesunde Unternehmen völlig unverschuldet in Finanznöte geraten, insbesondere was ihre Ausstattung mit liquiden Finanzmitteln angeht. Für viele deutsche Transportunternehmen könnte dies das Aus bedeuten.
Wir machen das am Beispiel der Spedition Rintlein (Name geändert) aus Nordrhein-Westfalen fest. Sie hat rund 30 eigene Lkw, eine Mischung aus festen Auftraggebern und Transportaufträgen vom freien Markt. Sie steht für das typische deutsche Transportunternehmen. Laut Zahlen des Bundesverbands Güterkraftverehr Logistik und Entsorgung (BGL) gibt es rund 45.000 Betriebe im gewerblichen Güterverkehr, davon haben 79 Prozent ein bis zehn Fahrzeuge, 19 Prozent elf bis 50 Fahrzeuge. Das Gros der Transportleistung in Deutschland ist also klein bis mittelständisch, die Umsatzrendite liegt bei eins bis zwei Prozent. Da ist es auch in normalen Zeiten leicht, ins Minus abzurutschen. Der deutsche Frachtmarkt ist hart umkämpft, die Zahlungsmoral vieler Kunden mittelmäßig bis schlecht. Bei Rintlein kamen 2019 zwei Unfälle dazu, die die Versicherungsprämie nach oben katapultierte.
Unverschuldet in Schieflage
Mit Beginn der Corana-Krise hat sich die Situation deutlich verschlechtert, der Großkunde hat selber Aufträge eingebüßt, weil nun die Geschäfte geschlossen sind, die Frachtraten sind, besonders über die Frachtbörsen, im freien Fall, die Lockerung der Kabotage durch das Bundesverkehrsministerium hat nun das Preisdumping durch Frachtführer aus Osteuropa noch weiter verschärft. Auch Rintlein setzte daher Hoffnungen auf das Versprechen von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), in der aktuellen Krise einen „Schutzschirm für Beschäftigte und Unternehmen“ spannen. Doch genau ein Satz in diesem Maßnahmenkatalog könnte nun Firmen wie Rintlein zum Verhängnis werden: „Die Corana-Krise kann dazu führen, dass gesunde Unternehmen völlig unverschuldet in Finanznöte geraten, insbesondere was ihre Ausstattung mit liquiden Finanzmitteln angeht.“
Denn nun hat die Hausbank der Spedition eine Kreditlinie über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) abgelehnt. Der Grund: Das Unternehmen war bereits vor dem 31.12. 2019 im Grunde nicht liquide und gilt damit also auch in der Krise für nicht förderungswürdig – obwohl die Transportwirtschaft gerade jetzt als „systemrelevant“ anerkannt wurde. Für den Familienbetrieb ein Tiefschlag, einzig Umschichtungen von Steuervorauszahlungen sind derzeit als Hilfe möglich. Auf Nachfrage hat der BGL diese Problematik grundsätzlich bestätigt.
