Schmitz Cargobull Nicht an der Qualität sparen

Service Foto: Schmitz Cargobull

Als Geschäftsführer bei Schmitz Cargobull Parts & Services verantwortet Dr. Peter Kes das Ersatzteil- und Service­-Geschäft des Aufliegerherstellers. Im Gespräch mit Werkstatt aktuell erklärt das Trailer-Urgestein, warum der Aftermarket heute weit mehr ist als ein Geschäft mit Ersatzteilen.

Derzeit werden Krisenstimmen laut. Muss sich die Fahrzeugbranche auf Entwicklungen wie anno 2009 einstellen?

Da Sie mich das heute, bei den sich stündlich ändernden weltweiten Auswirkungen des Coronavirus fragen, maße ich mir nicht an, dazu eine Prognose abzugeben. Aber die Auswirkungen werden wesentlich davon abhängen, wie lange diese Situation weltweit besteht und welche verschärften Restriktionen in den Ländern erforderlich werden. Vor Covid-19 war jedenfalls die aktuelle wirtschaftliche Lage nicht vergleichbar mit der durch die Lehman-Pleite ausgelösten Wirtschaftskrise 2008/2009. Seit Ende dieser Krise hat die Branche nur stetiges Wachstum verzeichnet. Die Transport- und Logistikbranche ist ein Früh­indikator für die zyklischen Schwankungen der Konjunkturentwicklung, und Ende 2018 kündigte sich eine Verlang­samung des Wachstumstrends an. Die Flotten sind relativ jung, sodass die Nutzungsdauer der Fahrzeuge noch einfach erhöht werden kann. An dem Zustand der Fahrzeuge hat Covid-19 nichts geändert. Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die gesamte Logistikbranche durch das Virus wird es definitiv geben. In welchem Umfang, können wir jetzt nur mutmaßen.

Welche Folgen hätte die vermeintliche Krise auf die Werkstattbranche?

Grundsätzlich beobachten wir immer wieder den Zusammenhang zwischen einem Rückgang im Neufahrzeugverkauf und einem steigenden Reparaturaufkommen bei der bestehenden Fahrzeugpopulation, also einen antizyklischen Effekt des Aftersales zum Neufahrzeugverkauf. Bestehende, im Einsatz befindliche Fahrzeuge werden dann eher repariert als ausgetauscht.

Wie wichtig ist im Falle einer Krise das Aftermarket-Geschäft für Schmitz Cargobull?

Das Aftermarket-Geschäft ist in jeder Wirtschaftssituation das stabilisierende Element für uns. Hier muss jedoch nicht nur das klassische Ersatzteilgeschäft erwähnt werden, sondern auch Reparatur- und Wartungsverträge für Fahrzeuge, Kältemaschinen und Reifen und die übrigen Dienstleistungen. Auch bei diesen Geschäftsfeldern beobachten wir die Tendenz zu deutlich mehr Kostentransparenz und Planbarkeit, gerade bei sinkenden Margen im Geschäft unserer Kunden und einem Marktumfeld, das Schwankungen unterworfen ist.

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Dr. Peter Kes, Geschäftsführer von Schmitz Cargobull Parts & Services
Eigner verbauen zunehmend Ersatzteile aus dem Budget­segment, wenn das Fahrzeug vor der Abschreibung steht. Wie geht Schmitz Cargobull mit der zeitwertgerechten Instandsetzung um?

Wir können diesen Trend bei den Fahrzeughaltern durchaus nachvollziehen. Deshalb erweitern wir unser Ersatzteilport­folio um für den Kunden preislich interessante Komponenten. Aber auch hierbei gehen wir sehr sorgfältig vor. Ein günstiger Preis darf auf keinen Fall zulasten der Fahrzeugsicherheit und der Qualität gehen. Wir stellen fest, dass vielen Kunden gar nicht bewusst ist, dass teilweise durch den Austausch von Komponenten gegen Nicht­originalteile, oder Low-Budget-Teile sogar die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs er­löschen kann. Unsere klare ­Aussage dazu lautet: im Ge­währleistungszeitraum nur Original- oder von Schmitz Cargobull freigegebene Teile verwenden.

Zulieferer stellen fest, dass Fahrzeughalter und Werkstätten immer wieder Plagiate verwenden. Ist dieser Trend für Schmitz Cargobull spürbar?

Wir spüren das eindeutig bei den Preiserwartungen der Werkstätten oder der Flottenbetreiber. Aber man darf nicht den Fehler machen, bei der Qualität Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Deutlich zu erkennen ist aber eine Kaufzurückhaltung bei den Originalteilen und dadurch bedingt ein großer, aber nicht gerechtfertigter Preisdruck auf die OE-Teile.

Wie wird die Ersatzteilversorgung sichergestellt?

Wir stellen die Ersatzteilversorgung über unsere komplette Supply-Chain mit unserem Zentrallager und unseren regio­nalen Distributionslagern in den Ländern oder Regionen sicher. Außerdem bevorraten unsere Servicepartner sogenannte Mobilitäts-Ersatzteil-Pakete für die sofortige Teileverfügbarkeit im Break-down-Fall.

Zur IAA 2019 stellte Schmitz Cargobull Schulungssequenzen auf Basis der Virtual Reality vor. Wie wurde die Technik angenommen?

Virtual Reality, also das Reparieren in einer virtuellen (nicht realen) Werkstatt an einem virtuellen Bauteil, ist bald schon Stand der Technik bei der Ausbildung und dem Training von Werkstattmitarbeitern. Wir integrieren diese Technik in jedes neue Trainingskonzept, und das stößt bei den Schulungsteilnehmern auf absolute Begeisterung. Wir bauen diese Technik immer weiter aus und entwickeln derzeit internetfähige Classroom-Trainings für mehrere Schulungsteilnehmer.

Neben der VR stellte Schmitz Cargobull die Remote-Maintenance-Anwendung vor. Was verbirgt sich dahinter?

Remote Maintenance ist eine Technik, mit der sich ein Servicetechniker – an welchem Ort er auch ist – zu einem aktuellen Reparatur- oder Service­thema mit unserem Spezialisten im schönen Münsterland verbinden kann. Die Kommunikation erfolgt dabei über eine App und Handy oder Ta­blet oder auch unterstützt durch eine Brille mit integrierten Bildschirmen. Es können dabei in Echtzeit Anleitungen, Fotos, Servicedokumente ausgetauscht und Hilfestellung durch einen Experten gegeben werden, aber viel wichtiger ist, dass sich beide – obwohl sie ­kilometerweit entfernt sind – gleichzeitig um das gleiche Problem kümmern können.

Welche Rolle spielt die vorausschauende Instandsetzung bei Schmitz Cargobull?

Ich bezweifele, dass Predictive Maintenance tatsächlich schon ein fester Bestandteil im echten Werkstattleben ist. Es wird derzeit viel als Predictive oder Preventive Maintenance bezeichnet, wo noch sehr viel manuelle Tätigkeit und Analyse enthalten sind. Wir beschäftigen uns schon lange mit diesem Thema. Wir wollen aber unseren Kunden damit einen echten Mehrwert bieten, der über die reine Information „Morgen musst du in die Werkstatt fahren“ hinausgeht. Das umfasst vorausschauende Reparaturterminierung bis hin zu nutzerspezifischen Servicelösungen. Um so etwas auch sicher und vertrauenswürdig aufbauen zu können, benötigt man eine Vielzahl von Daten, auch und vor allem historische, und entsprechende ­intelligente Algorithmen zur ­Interpretation. Die Herausfor­derung liegt dabei nicht darin, viele Daten zu haben, sondern darin, was man aus den Daten macht. Das ist bei uns ein hochaktuelles Thema und spielt ­eine große Rolle. Hierzu gehört natürlich auch unser 100 %-Smart-Konzept.

Welche Auswirkungen haben alternative Antriebe auf das Aftermarket- und Service­geschäft? Welche Rolle spielt die Trailerbranche dabei?

Wir sehen diese neuen Anforderungen an die Servicewelt jetzt schon bei den elektrisch betriebenen Pkw. Was uns betrifft, sind das unsere elektrisch betriebene Kühlmaschine und Rekuperationsachsen im Trailer. Das bedeutet neue Servicetechniken, neue, geänderte Ausbildung, Werkzeuge – also wieder Spezialisten. Je verbreiteter die neuen Technologien werden, desto mehr wandert der bisherige Stand der Technik in den Bereich Oldtimer. Auch die Trailerbranche wird sich einem Wandel unterziehen müssen, der aber Hand in Hand mit der Veränderung in Logistik gehen wird und muss.

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