Runderneuerung Gefördert, sicher und nachhaltig

Foto: Continental

Continental-Reifenexperte Henning Mühlenstedt über die Chancen der Reifenrunderneuerung.

Mit Beendigung der De Minimis Förderung 2016 verzeichnete der Handel eine starke Nachfrage nach günstigen Importreifen aus Asien. Warum hatte es der runderneuerte Reifen ihrer Meinung nach so schwer, sich gegen diese Konkurrenz durchzusetzen?

Henning Mühlenstedt: Vorweg eine Anmerkung: Auf EU-Ebene gibt es zwei Maßnahmen welche einen Einfluss auf die Marktentwicklung haben werden. Einmal die Wiederaufnahme der Runderneuerung in die De-minimis Förderperiode 2018, als auch die Entscheidung der EU-Kommission zur Besteuerung von asiatischen Dumping- Reifen. Dennoch wird es nicht so einfach sein, den europäischen Transportunternehmer von der hohen Qualität der runderneuerten Premiumreifen zu überzeugen. Meiner Meinung nach gibt es hierfür zwei wesentliche Gründe: Erstens wird nach wie vor die Qualität der Runderneuerten angezweifelt und zweitens denken viele nur an den Preis, einen besseren Cash-Flow, der sich mit asiatischen Reifen angeblich erwirtschaften lässt. Dieser Ansatz, lediglich auf die Anschaffungsinvestion zu schauen, ist zu kurz gedacht. Mit unserem Conti Life Cycle Konzept zeigen wir, dass gerade die Kombination von Premium Neureifen und Premium Runderneuerung, die wirtschaftlichste Lösung für den Unternehmer darstellt.

Muss ein runderneuter Reifen staatlich gefördert werden, damit er sich mit einem Budgetreifen messen kann?

Grundsätzlich einmal nicht. Aber, wenn einerseits bestimmte Nfz-Reifen auf der Förderliste stehen, warum sollten dann nicht auch ihre Runderneuerungen förderungswürdig sein? Das Verhalten vieler europäischer Transporteure sagt mir aber auch, dass wirtschaftliche Aspekte überwiegen und damit die fernöstlichen Budgetreifen bei ihnen eher zum Zug kommen, allein schon aus diesem Grund ist die Förderung ein positives Signal, das m.E. aber viel zu wenig genutzt wird.

Der Reifen ist die einzige Komponente, die einen 40-Tonner auf der Straße hält.
Können ein Fahrer und auch der Spediteur darauf vertrauen, dass ein recycelter Reifen überhaupt sicher ist?

Ja, das kann er grundsätzlich bei allen Reifen erwarten, die im Rahmen ihrer Erneuerung ein ganz bestimmtes Qualitätsmanagement durchlaufen. Hierzu gehören unter anderem. die 100 prozentige Shearographie, Hochdruckprüfung und seit neuestem ein sogenannter Nagellochdetektor. Unsere Runderneuerten entsprechen qualitätsmäßig unseren Neureifen, wo auch immer diese produziert wurden. Sie wurden schon in ihrer Entwicklungsphase so ausgelegt, dass alle Vorteile eines Neureifens auch im runderneuerten Reifem erhalten bleiben.

ContiLifeCycle Plant (Hot Retreading), ContiLifeCycle-Werk (Heissrunderneuerung), Foto: Continental
Wie steht es um die Qualität eines bei Continental runderneuten Reifens?

Lassen Sie mich an dieser Stelle etwas ausholen: Continental hat in den letzten Jahren recht viel in die Runderneuerung investiert. Unser Conti Life Cycle-Konzept ist für jeden zugänglich und wird grundsätzlich nicht unbedingt von Mengen, sondern von der Qualität bestimmt. Wie im Neureifengeschäft geht es bei der Runderneuerung um Qualität vor Quantität. Zusätzlich haben wir noch zwischen der Kalt- und Heißrunderneuerung zu unterscheiden. Während wir uns in Hannover-Stöcken in unserem Conti Life Cycle-Werk vollends auf die Heißrunderneuerung, die Marke Conti Re, konzentrieren, überlassen wir die Kaltrunderneuerung mit der Marke Conti Tread im Rahmen festgelegter Qualitäts-Standards lokalen Partnern. In Europa sind das inzwischen rund 20 Runderneuerungs-Unternehmen, die im Rahmen eines Partnerprogramms nach der gleichen Devise handeln: Qualität vor Quantität. Im Rahmen der Entwicklung unserer Nfz-Reifen wurden viele technische Innovationen berücksichtigt, um ein zweites oder drittes Reifenleben zu gewährleisten. So wurde unter anderem in der Karkasse die Dicke der Trennkappe zwischen der Innenseele und der Karkasse erhöht, während für den Gürtel ein neuer Gürtelcord in einer eins-zu-fünf-Konstruktion eingeführt wurde. Weitere technische Faktoren, die zur hohen Qualität der Karkasse beitragen, sind der Dreiecksgürtel, die patentierten AirKeep-Innenseele gegen schleichenden Druckluftverlust und der Stahlcord-Wulst-Verstärker.

Der Volksmund spricht einer Katze neun Leben zu. Wie viele Leben hat ein runderneuerbarer Qualitätsreifen?

Die Grenze bestimmt der Materialzustand eines Reifens, eine gut erhaltene Karkasse kann zunächst mal unbegrenzt erneuert werden, so die Theorie, in der Praxis verbraucht sich der Reifen durch seine tagtägliche Beanspruchung und er wird je nach Zustand bis zu drei Leben aufweisen können, das heißt. er wird dann bis zu zweimal runderneuert. Zusätzlich zur Runderneuerungsfähigkeit der Karkasse sind im Profil der Continental Nfz-Reifen Nachschneideindikatoren integriert, die die mögliche Nachschneidetiefe angeben. Durch Nachschneiden kann eine längere Laufleistung bei geringerem Rollwiderstand erreicht werden, was die Wirtschaftlichkeit zusätzlich verbessert.

Welche Kriterien muss ein Reifen mitbringen, damit er runderneuert werden kann?

Grundsätzlich sollte er keine äußerlich sichtbaren Schäden aufweisen, also Schnitte, die bis auf den Stahlcord also in die Karkasse reichen. Auch übermäßig abgefahrene Reifen, bei denen der Stahlcord schon rostend sichtbar ist, sind nicht runderneuerungsfähig. Darüber hinaus sollte der Reifen keine inneren Verletzungen aufgrund kontinuierlichen Fahrens mit Reifenminderdruck oder dem Befahren von Bordsteinkanten aufweisen. Um diese Mängel aber erkennen zu können, wird jeder zum Runderneuern bestimmte Reifen einer äußerst harten und intensiven Qualitätskontrolle unterzogen, das gilt auch für den Moment nach der Runderneuerung.

Lassen sich durch das Runderneuern Ressourcen einsparen?

Runderneuerungen leisten einen nicht unerheblichen ökologischen wie auch ökonomischen Beitrag im Transportgewerbe. Das heiß, der Kauf eines runderneuerten Reifens entlastet nicht nur das Reifenbudget, er trägt auch aktiv zum Umweltschutz bei. Durch die Wiederverwendung der Karkasse werden in der Produktion einer Runderneuerung Energie und Rohstoffe eingespart.Grundsätzlich verringert die optimale Nutzung der Karkasse das Altreifenaufkommen.

Wenn ja, um welche Ressourcen handelt es sich?

Sicher ist, dass ein zweites oder gar drittes Reifenleben die Reifen-Kosten erheblich reduziert und so zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit beiträgt. Neben den erheblichen Kosteneinsparungen schont eine Runderneuerung auch die Umwelt und liefert damit einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Neben einem deutlich geringeren Verbrauch wertvoller Ressourcen wie zum Beispiel Naturkautschuk lässt sich auch eine Menge CO2 einsparen, da die Runderneuerung bis zu 70 Prozent weniger Energie gegenüber der Herstellung eines Neureifens benötigt. Die Grundlage hierfür bildet ein Recyclingverfahren bei dem das beim Runderneuerungsprozess anfallende Raumehl zu hochinnovativem Reclaim-Material aufgearbeitet wird. Hierdurch werden im Produktionsprozess 7.800 Tonnen CO2 eingespart. Zudem haben diese Reifen eine zehn Prozent höhere Laufleistung gegenüber einer herkömmlichen Runderneuerung. Das sind bei einer durchschnittlichen Km-Leistung von 200.000 Kilometer eines LKW-Neureifens . immerhin 20.000 km Mehrleistung. Durch die schonende Aufbereitung des Reclaim Materials wird der Rollwiderstand des runderneuerten Reifens signifikant verbessert und damit der Kraftstoffverbrauch eines Sattelzuges um bis zu einem Liter Diesel pro 100 Kilometer gesenkt. Dies ergibt eine jährliche CO2 Einsparung von rund 79.000 Tonnen pro Jahr - eine Ökobilanz, die beträchtlich ist. Das Conti Life Cycle Werk hilft so rund 80.000 Tonnen Kohlendioxidemissionen einzusparen. Im Vergleich zur Neureifenproduktion werden bei der Runderneuerung der Energieaufwand um rund 50 Prozent und der Wasserbedarf wie auch das Abfallaufkommen um rund 80 Prozent gemindert.

Ressourcen schonen – das hört sich mit Blick auf die allgegenwärtige Diskussion um Klimaziele und Schadstoffbelastung gut an. Doch wie gestaltet sich der Arbeitsaufwand für den Kunden?

Continental und seine Dienstleister und Service-Partner kümmern sich, wenn von den Kunden gewünscht, um das gesamte Reifenmanagement.

Wie ist es um das Runderneuerungsmanagement bei Continental selbst bestellt?

Continental hat das Conti Life Cycle Konzept etabliert. Basis dafür ist die langlebige Karkasse im Neureifen, die sich durch eine außergewöhnliche strukturelle Haltbarkeit auszeichnet, ein transparentes und flexibles Karkassen-Management und die Heiß- und Kalt-Runderneuerung, mit den Produkten Conti Re und Conti Tread.

Was passiert mit einem Reifen, der mit einem RDKS ausgestattet ist?

Für das ReifendruckkontrollsystemConti Pressure Check, werden in die Innenseele des Reifens speziellen Gummibehälter geklebt. In diese Container werden dann die Reifensensoren eingesetzt. Der Sensor kann ohne Probleme entfernt und wiederverwendet werden. Mit einer Lebensdauer von ungefähr sechs Jahren oder 600.000 km, macht der Sensor mehrere Reifenleben mit.

Wenn durch die Runderneuerung Rohstoffe eingespart werden können, dann muss sich diese Einsparung über die Gesamtlaufzeit doch für den Kunden monetarisieren. Wie viel Geld würde ein Spediteur ohne staatliche Förderung damit sparen?

Das Einsparpotential bei einer Flotte ist immer sehr stark davon abhängig in welchem Zustand die Flotte ist und wieviel Fokus auf das Thema Reifenmanagement gelegt wird. Ein Fuhrpark bei dem Reifen bisher kein Thema war, kann ein enormes Einsparpotential generieren. Allein durch die Wahl des richtigen Reifens für den entsprechenden Einsatz, die Überwachung des optimalen Luftdrucks und die korrekte Achseinstellung kann eine enorme Kraftstoffersparnis erzielt werden. Eine Flotte die bereits ein starkes Augenmerk auf die Reifen- und Reifenfolgekosten hat, wird ein entsprechend niedrigeres Einsparpotenzial haben. Ich empfehle deshalb, eine individuelle Beratung durch unsere Spezialisten im Flottenmanagement. Hier liegt unsere Kompetenz, das individuelle Einsparpotenzial für die Flotte genau zu ermitteln. Unsere Bus- und Lkw-Reifen zeichnen sich durch erstklassige Qualität, eine hohe Laufleistung, geringen Rollwiderstand und einen niedrigen Kraftstoffverbrauch aus. Im Rahmen des Conti Life Cycle-Konzeptes tragen die innovativen und professionellen Runderneuerungslösungen zu den effektiv niedrigsten Gesamtkosten im Fuhrpark und mehr Effizienz im Flottenmanagement bei.

Wie viel Geld kann durch die De-Minimis-Förderung eingespart werden?

Im Rahmen des De-Minimis-Programmes sind unsere runderneuerten Reifen, Conti Re und Conti Tread, zu 50 Prozent, einige sogar zu 100 Prozent förderfähig. Von den ermittelten Beträgen auf Basis dieser Prozentsätze können dann im Rahmen des De-Minimis-Programmes bis zu 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben gefördert werden.

Gibt es noch weitere Produkte im Continental-Portfolio, die förderungsberechtigt sind?

Neben unserer gesamten Neureifenpalette ist auch das Reifendruckkontrollsystem Conti Pressure Check TM förderfähig.

Kriterien für die Runderneuerung

Zur Runderneuerung werden ausschließlich Karkassen verwendet, die nicht älter als sechs Jahre sind. In Summe sind folgende Ausschlusskriterien relevant:

  • Mehrfache Verletzungen der Lauffläche
  • Beschädigungen des Gürtels (Ausnahmen: Nageldurchstich oder Pflaster und Schnitte bis auf Gürtel ohne Rosterscheinungen)
  • Beschädigungen des Wulstes
  • Beschädigungen der Seitenwand
  • Mehr als ein Nagelloch
  • Verunreinigung durch Lacke, Farben und Öle 
  • Beulen in Lauffläche, Schulter, Seitenwand, Wulst oder Innenschicht
  • Reifennummer und DOT nicht vorhanden oder lesbar
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