Die Rüdinger Spedition aus Krautheim geht bei der Ausbildung andere Wege. Da aus Krautheim nicht genügend Bewerber kommen, setzt das Unternehmen auf Immigranten aus Russland. Deutsch lernen ist dabei Plicht.
Die auf Volumentransporte spezialisierte Rüdinger Spedition hat ihren Sitz in Krautheim. Nun ist der Standort im Hohenlohekreis zwar schön gelegen – die eher ländlich geprägte Bevölkerung ist jedoch kaum für den Job als Lkw-Fahrer zu gewinnen. "Die wollen abends daheim sein", sagte Geschäftsführer Roland Rüdinger auf dem trans aktuell Transport Logistikgipfel in Ludwigsburg bei Stuttgart.
Daher habe sein Unternehmen bereits Mitte der 80er Jahre andere Wege gehen müssen. "Mit der Wende kamen erst einmal gut ausgebildete Fahrer aus der ehemaligen DDR", rekapitulierte der Geschäftsführer die Anfänge der Mitarbeiterrekrutierung. Danach sei es die erste Welle an Russlanddeutschen gewesen. Ebenfalls hoch motiviert und gut ausgebildet. Als es dann immer leichter wurde, nach Deutschland zu kommen, kamen dann allerdings eher Arbeitssuchende, die bestenfalls Durchschnitt waren. Hinzu kamen Sprachprobleme. "Denn viele unterhielten sich einfach in ihrer Muttersprache", erinnerte sich Rüdinger.
Ärger wegen Sprachklausel
Qualität lässt sich nur mit einer einheitlichen Sprache erreichen. "Und die ist bei uns Deutsch", sagte Rüdinger. Also musste damals zunächst jeder Mitarbeiter 50 Mark zahlen, wenn er sich bei der Arbeit in der Muttersprache unterhielt. Bei Wiederholungstätern waren 200 Mark fällig. "Das brachte die Gewerkschaften auf den Plan", sagte Rüdinger. Dennoch ist diese Anforderung mittlerweile in jedem Arbeitsvertrag verankert. "Gerade bei den Lkw-Fahrern, die entweder allein unterwegs sind und daheim auch keine Möglichkeit haben, deutsch zu sprechen, muss man als Unternehmen Hilfestellungen geben." Der Erfolg gibt ihm Recht: Zwischen 40 und 45 Prozent an Übersiedlern arbeiten mittlerweile bei der Rüdinger Spedition. Und das zum Teil schon in der zweiten Generation. Wobei nicht alle den Fahrer-Beruf ausgewählt haben, sondern etwa in die Disposition gegangen sind.
Ausbilden alleine reicht nicht
Mittlerweile zählt das Unternehmen rund 240 Mitarbeiter, darunter etwa 150 Berufskraftfahrer. Insgesamt bilden die Krautheimer gerade 45 junge Menschen aus. Aber auch die Weiterbildung ist bei der Spedition fest verankert und geschieht zumeist firmenintern. "So kann ich sicherstellen, dass jeder praxisgerecht und auf sein Arbeitsplatz zugeschnitten unterrichtet wird", erklärte Rüdinger diesen Ansatz. Die Kosten für Aus- und Weiterbildung trägt übrigens das Unternehmen. Doch nicht nur das: Auch die Arbeitskleidung kostet die Angestellten keinen Cent. Für die Belegschaft gibt es zudem kostenlose Heißgetränke, für die Spätschicht liegen belegte Brötchen gratis bereit. Überhaupt werde ein sehr familiärer Umgang gepflegt. "Das spiegelt sich unter anderem auch in unserer Jahresfeier sowie einem Sommerfest wider", erläuterte er. Denn schließlich reiche es nicht, nur neue Mitarbeiter zu gewinnen – man müsse es auch schaffen, sie ans Unternehmen zu binden.
Auf den ersten Blick zu erkennen
Mit ein Grund für die Bekanntheit der Krautheimer Spedition ist, dass sie auf ein einheitliches Erscheinungsbild setzt. Somit ist es Rüdinger gelungen, seine Mitarbeiterzahl nach und nach zu erhöhen. Dennoch gibt er unumwunden zu, dass es alles andere als leicht ist, neue Azubis zu finden. "Im Prinzip nehme ich jeden, der zu mir kommt", räumte er ein. Er finde es ohnehin schwierig zu beurteilen, wie ein junger Mitarbeiter sich in drei Jahren weiterentwickelt.