Roll Truckservice Einmal mit Allem

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Es gibt fast keine Leistung, die Roll Truck-Service aus Crailsheim nicht anbietet. Selbst beim Pannenservice ist das Unternehmen breit aufgestellt. Nun bereitet sich die Werkstatt auf den Service an LNG-Lkw vor. Am Standort entsteht außerdem eine LNG-Tankstelle.

Die Größe des Betriebs ist beeindruckend. Der Standort der Roll-Firmengruppe umfasst eine Fläche von 140.000 Quadratmetern im Industriegebiet von Crailsheim – etwa sechs Kilometer von der Autobahn A 6 entfernt. Ende der 80er-Jahre sicherte sich Roll das großzügige Grundstück, das zuvor der U.S. Army gehört und wo man Fahrzeuge bis hin zu Panzern gewartet hatte. Die vorhandene Infra­struktur und die Gebäude nutzte Roll zunächst für seine Zwecke. Inzwischen hat das Unternehmen aber neue, moderne Bürogebäude und Werkstatthallen errichtet. Die ursprünglichen Servicebahnen nutzt nun Roll Kran+Arbeitsbühnen. Die Firma vermietet Mobilkrane und Arbeitsbühnen und gehört ebenfalls zur Roll-Firmengruppe. In den alten Gebäuden wartet sie den eigenen Fuhrpark aus sieben Mobilkranen der Marken Liebherr und Terex sowie 90 Arbeitsbühnen. Auch weitere Immobilien und Flächen hat Roll vermietet, unter anderem an DB Schenker, neben Lkw Walter ein großer Stammkunde des Servicebetriebs.

Bis heute ist die Roll-Gruppe in Familienhand

Doch die Geschichte von Roll beginnt viel früher. Die Wurzeln des Unternehmens reichen 143 Jahre zurück. 1876 begann Gründer Martin Schmidt, der Urgroßvater des heutigen Inhabers Heinrich Roll, mit einem Pferdefuhrwerk Güter zu transportieren. Später lösten Lkw die Tiere ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg, bei dem Crailsheim nahezu vollständig zerstört wurde, musste auch das Transportunternehmen Roll neu beginnen. Die Weichen auf Wachstum stellten ab 1968 Heinrich und Christl Roll. Sie übernahmen das kleine Transportunternehmen. Der Fuhrpark des Transportunternehmens wuchs und damit entstand der Bedarf an einer eigenen Werkstatt. Später wartete Roll auch Lkw anderer Firmen. 1994 schlug die Geburtsstunde von Roll Truck-Service GmbH. Inzwischen zählt der Nutzfahrzeug-Service neben der Kran- und Arbeitsbühnen-Vermietung zum Kerngeschäft der Gruppe. Bis heute ist die Roll-Gruppe in Familienhand. Die Spedition dagegen gehört nicht mehr dazu. 2006 verkaufte Roll an DB Schenker. In den 2000er-Jahren schloss Roll Truck-Service zunächst eine Partnerschaft mit Volvo und Iveco, DAF folgte kurz darauf. Inzwischen gehört auch Renault Trucks dazu. Hinzu kommen Partnerschaften mit drei großen Trailerherstellern sowie mit namhaften Zulieferern von Anbauteilen und Bremssystemen.

Roll ist außerdem Partner des Reifendienstes Vergölst und Stützpunkt für die Nutzfahrzeug-Vermietung Pema. Das Unternehmen repariert und wartet darüber hinaus auch leichte Nutzfahrzeuge. „Ab 3,5 Tonnen Gesamtgewicht machen wir alles“, sagt Geschäftsführer Ronny Pflug, Schwiegersohn des Inhabers.Entsprechend umfangreich ist die Ausstattung des Betriebs. Insgesamt sieben Servicebahnen stehen der Kundschaft zur Verfügung. Zwei davon verfügen über eine 30 Meter lange Servicegrube der Firma Balzer, eine weitere über eine Vier­stempel-Hebeanlage von Blitz für bis zu 60 Tonnen. Hinzu kommen zwei Kranbahnen mit je fünf Tonnen Tragkraft. Als Dekra-Stützpunkt bietet Roll Truck-Service auch eine Prüfbahn, die von Maha entsprechend ausgerüstet wurde.Die Mannschaft arbeitet im Zwei-schichtbetrieb. Die Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr montags bis donnerstags beziehungsweise von 6 bis 20.30 Uhr freitags sowie von 7.30 bis 14 Uhr am Samstag entsprechen den Anforderungen der Transportbranche ebenso wie die Bereitstellung von Ersatz-Sattelzugmaschinen der Marken Renault und Volvo.

Foto: Thomas Rosenberger
Muss etwa ein Lkw geborgen werden, hilft Roll Kran+Arbeitsbühnen mit einem Mobilkran aus.

Mobilkran von Roll Kran+Arbeitsbühnen hilt bei Bergung

Außerdem hält Roll für Transportunternehmen aus der Umgebung einen Hol- und Bringdienst vor. Auch Lkw-Fahrer, die unterwegs eine Panne haben, bleiben bei Roll nicht im Regen stehen. Sie können während der Wartezeit Sozial- und Sanitär­räume in Anspruch nehmen. Wird der Lkw nicht mehr am selben Tag fertig, dann organisiert Roll auch ein Hotelzimmer.Die Pannenhilfe spielt eine große Rolle im täglichen Geschäft. Nur rund die Hälfte der Arbeiten im Truck-Service sind geplante Tätigkeiten. Die andere Hälfte sind dagegen ungeplante Einsätze. Der Grund dafür ist das große Einzugsgebiet von Roll Truck-Service. Es erstreckt sich über weite Teile der A 6 vom baden-württembergischen Kochertal bis zum fränkischen Ansbach sowie über die A 7 bis nach Rothenburg ob der Tauber. Unterwegs leistet Roll Truck-Service mit vier Pannenfahrzeugen und zwei schweren Abschleppfahrzeugen Hilfe. Die Hilferufe ereilen Roll über die Hotlines der Vertragsmarken und über den ADAC Truck-Service sowie den Reifendienst Vergölst. 14 Pannenmonteure stehen 24/7 bereit. „Durch die Tätigkeit für Vergölst haben wir auch immer 200 Reifen bis hin zu Dimensionen für Mobilkrane auf Lager“, berichtet Pflug.

Auch umgekehrt leistet man sich in der Gruppe Hilfe: Die Mobilkrane der Schwestergesellschaft Roll Kran+Arbeitsbühnen nutzt der Truck-Service für Bergungen. Zudem ist das Unternehmen als Ölspurbeseitigungs- und Abfallentsorgungsbetrieb zertifiziert und hält dazu zwei speziell ausgerüstete Fahrzeuge sowie ein weiteres für den Transport großer kontaminierter Abwassermengen vor.Mit insgesamt 34 Mechatronikern ist der Servicebetrieb für das hohe Arbeitsaufkommen gerüstet. Dazu zählen fünf Meister, der sechste befindet sich gerade in Ausbildung. Hinzu kommen acht Azubis. Roll bildet aus und es gelingt dem Unternehmen auch, trotz Vollbeschäftigung und großer Industrieunternehmen in der Region, die Fachkräfte dauerhaft ans Unternehmen zu binden. „Ich freue mich ganz besonders, dass unsere Meister überwiegend aus den eigenen Reihen stammen und bei uns das Handwerk von der Pike auf gelernt haben, nämlich schon als Azubis“, erzählt der Geschäftsführer. Das gelänge natürlich nicht ohne Weiteres, sondern dafür brauche es ein gutes Konzept. Ein ansprechender Arbeitsplatz gehört beispielsweise dazu. Beim Neubau des Truck-Service hat Roll darauf geachtet, dass möglichst viel Tageslicht in die Hallen fällt. Dafür sorgen große verglaste Dachflächen genauso wie lichtdurchlässige Hallentore. Damit es den Werkstattmitarbeitern auch im Winter behaglich ist, kommt eine Fußbodenheizung zum Einsatz. Ein Drittel des Strombedarfs wird mit der eigenen 220-kWp-Fotovoltaik-Anlage eingespeist. Der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien soll in Zukunft noch wachsen. Eine weitere PV-Anlage auf dem Werkstattdach soll folgen.

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Eine Tankstelle existiert am Standort schon länger. Nun soll hier noch eine LNG-Zapfstelle entstehen.

Betriebseigenen LNG-Zapfanlage soll entstehen

Außerdem achtet Roll auf Ergonomie am Arbeitsplatz, um die körperlichen Belastungen bestmöglich zu verringern. Hinzu kommen wirtschaftliche Anreize. Pflug nennt eine betriebliche Altersvorsorge und eine E-Bike-Mitarbeiterüberlassung. Außerdem unternimmt die Belegschaft gemeinsam einiges wie Fahrradtouren, Grillabende und Bowling. Und als letzten Trumpf: „Im Gegensatz zu vielen Tätigkeiten in der Industrie bieten wir anspruchsvolle, abwechslungsreiche Arbeiten im Nutzfahrzeug-Service“, argumentiert Pflug. Und die sind tatsächlich umfangreich. Der Servicebetrieb bietet nahezu alle Aufgaben rund ums Nutzfahrzeug an – alles, außer Arbeiten an Kältemaschinen. „Das hat wenig mit den Kernkompetenzen eines Nutzfahrzeug-Mechatronikers zu tun. Dafür sind eher Kältetechniker nötig. Darum verzichten wir darauf“, erklärt Pflug. Lackierarbeiten sind an einen Partnerbetrieb ausgelagert. Davon abgesehen, reicht das Angebot von turnusgemäßen Service­arbeiten und Prüfungen über Arbeiten am Tachografen und Toll-Collect-Boxen, Reifenservice, Arbeiten an Glas und Hydraulik (brandneu ist die Partnerschaft mit dem Krananbieter Fassi) bis hin zu Richtarbeiten an Rahmen und Karosserie. Das Ersatzteilelager ist ebenfalls ordentlich bestückt. Dort lagern in drei Etagen Teile im Wert von rund 300.000 Euro. Was nicht vorhanden ist, beschafft Roll im Nachtsprung.Ebenfalls im Aufbau befinden sich spezielle Arbeitsplätze für Gasfahrzeuge. Auch das Know-how für Arbeiten an LNG-Antrieben und Tanks wird ins Unternehmen geholt. Das ergibt Sinn, schließlich setzt gerade Iveco auf diesen alternativen Antrieb.

Und allgemein steigt im Transportgewerbe die Nachfrage nach Lkw mit Gasantrieb. „Die Mautbefreiung und die Ersparnis an Kraftstoffkosten gegenüber Diesel haben den Weg geebnet“, erklärt Pflug. Außerdem wird bis zum vierten Quartal dieses Jahres auf dem ­Gelände der betriebseigenen öffentlichen Tankstelle eine LNG-Zapfanlage von ­Liquind mit 70 Kubikmeter Vorrat und zwei Abgabestellen errichtet. Gut, dass so viel Platz vorhanden ist. Das erleichtert es dem Unternehmen, die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen.

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