Quantron Cizaris 12 Premiere für die E-Bus-Göttin

Quantron Cizaris Foto: Quantron 7 Bilder

Die Elektro-Pioniere von Quantron aus Gersthofen bei Augsburg geben Voll-Strom. Mit neuem Markenauftritt und neuem CFO startet man in 2022 und in Richtung OEM-Status durch. Erstes eigenes Modell: der Stadtbus Cizaris 12 EV.

War die Augsburger Quantron AG um den langjährigen Nutzfahrzeug-Experten Andreas Haller bisher eher im Segment der Midi-Busse unterwegs mit dem Karsan eJest und eAtak, so will man mit dem neuen Cizaris jetzt das Segment der ausgewachsenen 12-Meter-Stadtbusse knacken. Zwar ist der Neuling erstmal noch kein völlig selbst entwickeltes Fahrzeug, wie es CEO Michael Perschke bei der Online-Präsentation als Ziel ausgab – aber doch ein guter Start mit einem reifen Produkt des chinesischen Konzerns EV Dynamics, bei dem Perschke als "International Advisor" mit an Bord ist. Quantron hat also deutlich mehr inne als einen reinen Käuferstatus. Mittelfristig soll der neue Cizaris dann auch ein Quantron-eigenes Design erhalten.

Neu im Hause der Augsburger ist auch der Chief Financial Officer Ulrich Hörnke, der über 30 Jahre internationale Erfahrung bei namhaften Unternehmen wie Mercedes-Benz und Fiat-Chrysler sowie E-Pkw-Startups mitbringt.

Neuer Markenauftritt

Schon kurz vor dem Launch des ersten 12-Meter-Busses stellte Quantron sein neues Markendesign mit neuem Logo und dem selbstbewussten Claim "Empower the Future" vor. Das nun insgesamt runder und gefälligere Logo ist symmetrisch gehalten und findet auf dem Bug der Fahrzeuge viel Platz. „Teil der neuen Unternehmens-DNA sind eigens gestaltete Signature-Elemente wie ein neues Quantron-Logo, ein neuer Quantron-Schriftzug und der 'Absolute Zero Blue' Farbcode," so das Unternehmen.

Und tatsächlich findet sich diese Farbgebung auch deutlich an Front, Heck und in der Seitenansicht des neuen Busses wieder – kaum ein Hersteller kommt ohne diesen Nachhaltigkeits-Farbcode aus. Der Vorstandsvorsitzende der Quantron AG, Andreas Haller, erklärt hierzu ergänzend: "Die Werte 'Reliable – Energetic – Brave' begleiten uns seit 140 Jahren. Diese Attribute bauen wir weiter aus, indem wir mit unseren emissionsfreien Mobilitätslösungen zu einer nachhaltigen Dekarbonisierung im Güter- und Personentransport beitragen." Das Rebranding entstand unter dem Motto 'Quantron Vision 2025' mit Hilfe der Expertise des italienischen Stardesigners Fabio Filippini sowie dem Team von Mormedi, der führenden globalen Agentur für Designstrategie und Produktinnovation, Seite an Seite mit dem Design- und Strategieteam von Quantron. "Um die nächste Stufe der Quantron Zukunft zu schaffen, erarbeitet der engagierte Expertenkreis ein eigenständiges Fahrzeugdesign für sein komplettes globales Fahrzeugprogramm."

Das erste Quantron-Fahrzeug, der vollelektrische Stadtbus Cizaris 12, gibt einen ersten Einblick in das neue Konzept, auch wenn er noch wesentlich auf dem chinesischen EV Dynamics-Modell basiert, das es bisher nicht als 18-Meter-Variante gibt. Gerade Gelenkbusse werden aber derzeit händeringend von der Branche gebraucht.

Solide Elektrobustechnik in neuem Gewand

Auch für den Namen des Cizaris habe sich viele Marketender Gedanken gemacht: Neben den zu mischenden Zutaten "City", "Zero" und "Aris", griechisches Suffix für "besser", wird auch die Augsburger Stadtgöttin aus germanischen Zeiten bemüht, die Cisa oder auch Cisaris genannt wurde, und deren Fruchtbarkeitssymbol – die Zirbelnuss – noch heute das Augsburger Stadtwappen ziert. Ebenfalls nicht ganz unfreiwillig dürften einige Design-Anleihen bei den Elektrobussen von Hyundai, MAN und Mercedes-Benz Einzug gehalten haben, die dem Kenner sofort ins Auge fallen. Insgesamt kommt dabei eine stimmige Mischung heraus – vor allem das Heck gefällt durch europäische Modernität und Präsenz. Oder wie es Produktmanager Alexander Stucke (Ex-MAN) auf der Bühne formuliert: "Zuverlässige und erprobte Technologie trifft auf europäische Praxisansprüche im öffentlichen Verkehr."

Der Bus verfügt über eine solide Karosserie mit KTL-Grundierung ohne Motor-Turm und ist als Zwei- oder Dreitürer zu haben. Der vordere Bereich ist komplett niederflurig, hinten sitzen die Passagiere auf Podesten oder der längs verbauten "Motorbox" gegenüber der Tür, die man auch sehr gut für ein Gepäckregal eines Flughafenbusses nutzen könnte. Insgesamt sind 24 bis 36 moderne Kiel-Sitze verbaut, je nach Batteriekapazität sind bis zu 95 Passagiere unterzubringen ¬– das ist etwas mehr als so mancher Wettbewerber hierzulande bietet.

Seiner Herkunft aus Asien schuldet der Cizaris auch die für Europa bisher eher ungewöhnliche, in China jedoch völlig übliche und Tausendfach verbaute Kombination von Zentralmotor nach Synchronprinzip (PSM) und Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) von Quantron-Partner CATL, die zwar über eine geringere Energiedichte verfügen als europäische Hochleistungs-NMC-Speicher, dafür aber als sehr genügsam und äußerst robust gelten. Man bekommt sie beispielsweise so gut wie nicht zum Brennen – trotzdem verbaut Quantron Pulverlöschkartuschen in jedem der maximal sechs Batteriemodule auf dem Dach. Man dürfte diese Batterieart wohl demnächst auch bei uns öfters zu sehen bekommen, diverse Hersteller und Verkehrsbetriebe haben deren Vorteile erkannt.

Die von 242 bis 424 Kilowattstunden wählbare Batterie-Kapazität reicht laut Quantron für bis zu 370 Kilometer nach eSORT 2 – das ist ein Wort! Der 2023 mit Stacks vom Partner Ballard Power anrollende Brennstoffzellenbus soll noch deutlich weiter kommen. Geladen wird die Batterie in zwei bis fünf Stunden, ersteres aber nur mit recht rabiaten 150 kW per CCS-Stecker, eine Pantografenladung ist derzeit nicht vorgesehen – da in China eher unüblich. Der Zentralmotor kommt wie die Achsen von Dana beziehungsweise dem kanadischen Hersteller TM4, der von Dana übernommen wurde. Er bietet 245 kW Spitzenleistung und maximal 3.329 Nm an maximalem Drehmoment, das sich am Rad durch die variable Übersetzung noch erhöht.

Europa-Version im zweiten Halbjahr 2022, Wasserstoff dann 2023

Ein paar kleine Wermutstropfen dürfte der hiesige Betreiber noch erkennen. So ist vorne eine robuste Starrachse verbaut, die aber durch Stabilisatoren in Zaum gehalten wird. Ob auch adaptive Dämpfer zum Einsatz für Europa kommen werden, ist noch nicht final entschieden. Definitiv kommen wird aber das VDV-Armaturenbrett, ohne das hierzulande nichts geht. Das originale Bauteil hat sicher auch seinen Charme und trägt stolz die gefräste Quantron-Plakette.

In Sachen Sicherheit setzt man bei Quantron vor allem auf das Spiegelersatzsystem nebst Bugbeobachtungskamera, optional kommt Mobileye Shield+ dazu. ESP ist leider nicht verfügbar, dessen Nutzen ist jedoch im Stadtbus auch eher marginal.

Der Preis des Busses ist naturgemäß kein großes Kommunikationsthema. Die erste Aussage zur IAA in München, man wolle den Batteriebus zum Preis des Diesel anbieten, klingt heute defensiver: Der Preisunterschied zum Dieselbus werde "deutlich verringert." Na dann: Glück auf, Augsburger E-Bus-Göttin!

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