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Pionier beim Einbau von Abbiegesystemen Edeka: Wir lieben Sicherheit

Foto: Matthias Rathmann

Anton Klott ist Pionier beim Thema Lkw-Abbiegesysteme. Der Technische Leiter bei Edeka Südbayern vertreibt sein System über den Fahrzeugbauer Wüllhorst. Die Fachzeitschrift trans aktuell hat Klott zu seinem Engagement für Verkehrssicherheit befragt.

trans aktuell: Herr Klott, vier Tage nach Start des Förderprogramms für den Einbau von Lkw-Abbiegesystemen waren die Mittel bereits ausgeschöpft. Sollte die Branche noch mehr Geld einfordern?

Klott: Das Förderprogramm ist ein Schritt in die richtige Richtung. Fünf Millionen Euro pro Jahr bis 2024 sind zumindest ein Anfang. Es ist allerdings traurig, dass die Förderung auf zehn Fahrzeuge pro Antragsteller und Jahr beschränkt ist. Bei der freiwilligen Nachrüstung darf es aber nicht bleiben. Ziel muss eine verbindliche Ausrüstung für Neufahrzeuge sein, genauso sinnvoll ist eine Nachrüstpflicht.

Wann rechnen Sie damit?

Leider nicht vor 2022 beziehungsweise 2023. Und dann reden wir erst über die Neuzulassung, noch gar nicht über eine Nachrüstung. Über die Zeit wird sich das aber regeln, das durchschnittliche Lkw-Alter liegt bei 10 bis 15 Jahren, im Fernverkehr erfolgt die Flottenerneuerung natürlich viel schneller.

Im Juli sind Sie mit einem entsprechend ausgestatteten Lkw bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorgefahren. War diese Einladung die bislang größte Bestätigung bei Ihrem Kampf gegen Abbiegeunfälle?

Es war ein aufregender Tag, weil ich mit einem Lang-Lkw nach Berlin fahren durfte. Doch Spaß beiseite: Natürlich ist das eine schöne Bestätigung, genauso wie 2015 die Auszeichnung mit dem Dekra Award Global Safety Champion oder voriges Jahr mit dem Roten Ritter der Aktion Kinder-Unfallhilfe.

Testen Sie in Ihrem Fuhrpark auch Wettbewerbsprodukte?

Selbstverständlich testen wir auch andere Produkte. Wenn ich dort Dinge entdecke, die besser sind, werden wir nachbessern – es dient ja der Sicherheit. Parallel entwickeln wir auch unser System immer weiter. Vier Sensoren überwachen den Bereich rechts vor und neben dem Fahrzeug. Den vierten Sensor haben wir nun weiter vorn angebracht, damit er den vorderen Bereich noch besser abdeckt. Das ist bereits die vierte Version unseres Systems.

Wirkt sich die Weiterentwicklung auf den Preis aus?

Nein, es bleibt bei 690 Euro netto plus Einbaukosten. Wir verdienen nicht mit und haben keine Gewinnerzielungsabsicht.

Ihr Engagement gegen Lkw-Abbiegeunfälle hat vor fünf Jahren begonnen. Was war der Auslöser?

In Ingolstadt hat es 2014 mehrere schlimme Unfälle gegeben, unter anderem kam ein 14-jähriger Schüler ums Leben. In dem Moment habe ich gesagt: So einen Unfall will ich nicht erleben. Damals waren noch keinerlei Systeme am Markt. Also habe ich mich ans Werk gemacht und alles selbst entwickelt. Inzwischen ist unser System dank unserem Vertriebspartner, der Firma Wüllhorst, und natürlich der Pressepräsenz mehr als 2.000-mal im Einsatz.

Trotz aller Erfolge: 2018 sind laut ADFC 34 Radfahrer bei Lkw-Abbiegeunfällen in Deutschland ums Leben gekommen …

Das ist aus meiner Sicht auch eine Folge der Verbreitung von E-Bikes, deren Geschwindigkeit viele Verkehrsteilnehmer – teilweise die Radfahrer selbst – nicht richtig einschätzen können.

Was ist zu tun?

Die Transport- und Logistikbranche darf nicht nachlassen, Fahrer zu schulen. In Verbindung mit unserem Abbiegesystem ist ein Unfall dann nahezu ausgeschlossen. Unser System ist redundant, der Fahrer wird nicht nur auf die Gefahr hingewiesen, er kann sich dank Monitor auch ein Bild von ihr machen. Bei anderen Systemen fehlt oft der Monitor, der Fahrer weiß nicht, ob es sich um ein Verkehrsschild, eine Mülltonne oder einen Fahrradfahrer rechts von ihm handelt. Trotzdem ist es gut, dass nun unterschiedliche Systeme am Start sind und endlich so etwas wie ein Wetteifern um das beste System zwischen den Anbietern begonnen hat.

Zur Person

  • Anton Klott (60) ist seit 40 Jahren bei Edeka Südbayern
  • Seit 2010 ist er Technischer Leiter und damit für alle Fahrer, Fahrzeuge und Technikthemen verantwortlich
  • Klott kam als Mechaniker zu dem Handelsunternehmen und war immer mit fuhrpark- und logistiknahen Themen befasst
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Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
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