Fahrschule B. Mülln Perspektiven fürs Personal

Fahrzeuge Fahrschule Mülln Foto: Fahrschule Mülln/Andreas Techel
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Als Inhaber einer großen Fahrschule mit Schwerpunkt Lkw- und Busausbildung versorgt Burkhard Mülln Speditionen und Busunternehmen mit dem Fahrernachwuchs. Er sieht Lösungsansätze gegen den grassierenden Personalmangel.

Berufskraftfahrer sind systemrelevant. Per Lkw sorgen sie dafür, dass in Wirtschaft und Handel alles im Fluss bleibt, als Busfahrer sind sie ein unverzichtbarer Teil der Verkehrswende. Ich frage mich also, warum die Politik Transport- und Busunternehmen nicht viel stärker unterstützt. Die beiden größten Kostenblöcke eines Flottenbe­treibers sind einserseits Kraftstoff und Unterhalts­kosten der Fahrzeuge und andererseits die Personal­kosten. Erstere sind durch den abscheulichen Krieg in der Ukraine massiv angestiegen, Letztere müssen weiter ansteigen, damit der Beruf des Kraftfahrers wieder attraktiver wird. Aber den mit knappen Gewinnmargen arbeitenden Transporteuren sind da wirtschaftlich die Hände gebunden – ein Teufelskreis.

Burkard Mülln. Inhaber der Fahrschule Mülln Foto: Fahrschule Mülln/Amdreas Techel
"Kraftfahrer sind Schlüsselfiguren unserer Wirtschaft. Wann wird das endlich erkannt?", sagt Geschäftsführer und Fahrlehrer Burkhard Mülln.

Unterstützung durch Politik notwendig

Die Politik muss eingreifen und die Transport­unternehmen – zumindest bei den explodierenden Spritpreisen – tatkräftig unterstützen. Wenn alle nur zuschauen und unsere Wirtschaft weiter abbremst, steht der Staat später auch bei allen anderen Herausforderungen machtlos da. Das Beispiel England und die Lieferkettenproblematik sind doch mehr als deutliche Warnsignale. Kraftfahrer sind Schlüsselfiguren unserer Wirtschaft. Wann wird das endlich erkannt?

Der Umgang mit schwerem Gerät macht jungen Leuten, aber auch Berufsumsteigern Spaß. Das erlebe ich täglich, wenn ich Schulabgänger, Azubis oder auch Umschüler auf unseren Last­zügen, Bussen, Baumaschinen oder Staplern sehe. Das bietet eine ideale Basis für große Werbekampagnen für diesen Beruf. Wir schicken jährlich an die 300 Berufskraftfahrer auf die Straßen und machen gleichzeitig bis zu 1.000 Modulschulungen für bereits im Beruf stehende Fahrer und Fahrerinnen. Es sind stark umworbene Arbeitskräfte. Es könnten noch viel mehr sein, wenn sich die ­Rahmenbedingungen verbessern würden. In den kommenden zehn Jahren prognostiziert der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer 36.000 fehlende Busfahrer und schon jetzt ist die Not groß. Verkehrsbetriebe größerer Städte setzen Vermittlungsprämien ein und betreiben Abwerbekampagnen.

Fahrzeuge Fahrschule Mülln Foto: Rolf Stahl
Auch beim Bus ist der Fahrermangel eklatant. Die Fahrschule Mülln bietet schicke Ausbildungsplätze.

Rund 80.000 Lkw-Fahrer fehlen

In England hat der Lkw-Fahrermangel kurzzeitig dazu geführt, dass dort Busfahrer auf den Lkw wechselten und angesichts der Versorgungsmisere stiegen die Löhne kräftig an. Bei uns zählt der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) bereits 60.000 bis 80.000 fehlende Lkw-Fahrer. Weitere 30.000 gehen jährlich in Rente, während nur rund 17.000 Berufseinsteiger hinzukommen. In seinem Aktionsplan fordert der BGL die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, mehr Wertschätzung, aber auch Abbau von Bürokratie und Fördermaßnahmen für den Nachwuchs.

Die Bundesagentur für Arbeit fördert ­Um- und Quereinsteiger mit Bildungsgutscheinen für die Ausbildung zum Lkw- oder Busfahrer. Doch wer aus einem anderen Beruf wechselt, tut sich oft schwer mit den Arbeitsbedingungen hinter dem Lenkrad. Ich setze da auf die Fahrzeugentwicklung. Die Digitalisierung und die Elektrifizierung der Antriebe wird für viele neue Arbeitsmodelle sorgen. Angst vor dem autonomen Lkw oder Bus müssen die Berufseinsteiger dabei nicht haben. Das mag für manche Zwecke irgendwann funktionieren, aber es ersetzt niemals den begleitenden Transport ­einer wertvollen Fracht. Die Zunahme von Hightech macht den Job noch interessanter und sorgt automatisch für neue Perspektiven und Anerkennung.

Bagger Fahrschule Mülln Foto: Fahrschule Mülln/Andreas Techel
Baumaschinen aller Art sind ein wichtiger Ausbildungsteil der Fahrschule Mülln.

Wir verstehen uns als ­Schnittstelle ­zwischen dem Fahrernachwuchs und ihren ­späteren Arbeitgebern. Daher arbeiten wir ­gerne direkt mit Bus- und Transportunternehmen ­zusammen. So lassen sich Wünsche und Ziele viel besser erreichen. Wir alle müssen an einem Strang ­ziehen und die vielen, bereits erfolgreichen ­Ansätze für Verbesserungen in die Tat umsetzen. Aber es braucht dabei viel Manpower − Fahrlehrer und Fahrlehrerinnen zum ­Beispiel −, da würden auch wir gerne noch ein paar einstellen.

Unsere Experten
Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
Experte für Flottenmanagement und angewandte Mobilitätsangebote Rolf Lübke Mobilität, Fuhrpark (inkl. Wasserstoff-Expertise)
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