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Online-Spedition Sennder Die Nummer eins in Europa werden

Sennder, Start-up, Nicolaus Schefenacker, Julius Koehler, David Noth­acker (v. l.) Foto: Sennder

Das Start-up Sennder organisiert online Straßentransporte für die
Bereiche E-Commerce, Lebensmittel, Möbel und Stahl. Finanziell unter die Arme greift den drei jungen Männern nun Scania Growth Capital - der sogenannte Capital Fund des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers.

Eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein haben sie, die drei Gründer vom Start-up Sennder: "Wir wollen die Nummer eins der Online­speditionen in Europa werden", erklärt Geschäftsführer David Nothacker gegenüber eurotransport.de. Mit seinen beiden Kollegen Nicolaus Schefenacker und Julius Koehler rief er die Onlineplattform Sennder ins Leben, über die europaweite Straßentransporte laufen. Online ging die Website im August 2016.

Zuvor war Nothacker mit Sennder seit Ende 2015 im KEP-Bereich aktiv und transportierte Pakete mithilfe von Fernbussen und Kurierfahrern. Doch nachdem das Geschäftsmodell nicht so recht fruchtete, musste eine neue Idee her. "Am Fernbus-Prinzip haben wir trotzdem festgehalten, aber eben auf eine andere Art und Weise", erklärt Nothacker. "Wir verkaufen keine Sitzplätze, sondern Lkw und transportieren statt Menschen eben Güter."

Mittlerweile fahren laut dem 29-Jährigen rund 2.000 Fahrzeuge für Sennder, vom Transporter bis zum 40-Tonner sei alles dabei – manche gebrandet mit dem orange-grauen Firmenschriftzug. Etwa 40 kleinere Fuhrunter­nehmen stellen laut dem Geschäftsführer regelmäßig Fahrer und Fahrzeug zur Verfügung. Sennder übernimmt dabei die Organisation zwischen den Transporteuren und den Kunden. Die Fahrzeuge haben Ware der Bereiche E-Commerce, Lebensmittel, Möbel und Stahl an Bord. "Etwa 60 Prozent unseres Geschäfts macht der Verkehr für große E-Commerce-Unternehmen aus", erklärt Nothacker.

Im Monat etwa 2.000 Transporte

Anfangs fanden fast nur taggleiche Transporte für diese Branche statt, die aufgrund des zunehmenden Internethandels boomt. Mittlerweile klopfen aber auch Kunden anderer Sparten an. Im Monat komme Sennder so auf etwa 2.000 Transporte. "Mit vielen Speditionen können wir da natürlich nicht mithalten, aber das wird sich ändern."

Nothacker und sein Team, das momentan aus zwölf Festangestellten und mehreren Praktikanten besteht, wollen in ganz Europa erfolgreich sein. Momentan liege der Fokus noch auf Deutschland, täglich verkehren Fahrzeuge zwischen Deutschland, Polen, Tschechien und den Niederlanden. "In Frankreich haben wir kürzlich ein eigenes Team gegründet", sagt Nothacker.
Beim europaweiten "Angriff" könnte auch der neue Investor helfen. Im Juli gab Sennder bekannt, einen Millionenbetrag von Scania Growth Capital, dem sogenannten Capital Fund des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers, erhalten zu haben. Der Fund mit Sitz in Stockholm investiert nach eigenen Angaben in schnell wachsende Unternehmen mit strategischer Relevanz zum Mutterkonzern. Das bedeutet für die Zukunft: "Sowohl Scania als auch wir wollen künftig mit Scania-Lkw fahren", sagt Nothacker.

Auch andere mögliche Investoren klopfen an

Ein weiterer positiver Neben­effekt des Investments: "Wenn einer kommt, kommen sie alle." Nothacker führt nun auch mit anderen möglichen Investoren Gespräche, dabei ist er erst seit Februar konkret auf der Suche nach Geldgebern. Davor zahlten er und seine Mitgründer aus eigener Tasche, Freunde und Familie halfen ebenfalls aus. "Wir haben mit unseren Transporten aber von Anfang an Geld verdient", sagt Nothacker. Hohe Kosten verursachte von Beginn an vor allem der technische Support.

Ausreichend Erfahrungen mit Start-ups haben auch Nothackers Kollegen, die aus Stuttgart kommen. Schefenacker (28) machte nach seinem Master of Business Administration (MBA) Station bei Rocket Internet, dem Unternehmen hinter Start-ups wie Zalando, Home 24 und Westwing. Koehler stieg nach seinem MBA in Hongkong bei Watchmaster ein, einer Handelsplattform für Luxusuhren. Dort übernahm der 27-Jährige leitende Positionen in den Bereichen Vertrieb und Beschaffung.

Kennengelernt haben sich Nothacker, Schefenacker und Koehler beim Praktikanten-Kick-off der Unternehmensberatung Roland Berger. Auch der Kontakt zu Scania kam über das Münchener Unternehmen zustande. Bei Berger betreuten sie Logistik­themen und sammelten Erfahrungen mit der Branche. Für Sennder zogen die drei jungen Männer schließlich nach Berlin und wohnen dort auch zusammen.

App für die Kommunikation mit dem Fahrer

Ihr Herzblut stecken sie seitdem in das eigene Start-up, das neben der Echtzeitverfolgung des Fahrzeugs auch eine App für die Kommunikation mit dem Fahrer bietet. Die Kunden müssen lediglich ihren Auftrag online eingeben, den Rest organisiert Sennder. Alle Dokumente und Daten können jederzeit eingesehen werden. "So einfach wie Onlineshopping", wirbt das Start-up auf der Web­site. Nur um den Transport auf der letzten Meile kümmert sich Sennder nicht.

Mithilfe ihres Unternehmens wollen die jungen Leute den Straßentransport digitaler, günstiger und transparenter machen – und die Start-up-Welt in Europa und vor allem in Deutschland aufpeppen. "In den USA sind Investitionssummen von 30 bis 50 Millionen US-Dollar für ein Start-up normal", sagt Nothacker. US-Start-ups operieren ihm zufolge mit dem Anspruch, die Nummer eins der Welt in ihrer jeweiligen Branche zu werden. Diese Haltung hat sich das Sennder-Team zu eigen gemacht.

Das Unternehmen

  • Sennder koordiniert über eine Softwareplattform europaweite Straßentransporte (Komplettladungen) für dieBereiche E-Commerce, Lebensmittel, Möbel und Stahl
  • Sitz in Berlin, online seit August 2016
  • Geschäftsführung: David Nothacker, Nicolaus Schefenacker, Julius Koehler
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