Neuer Opel Combo Life Erste Fahrt im neuen Hochdach-Kombi

Opel Combo Life Fahrbericht Foto: Markus Bauer 21 Bilder

Opel hat den Hochdach-Kombi Combo komplett neu aufgesetzt. Statt auf die Fiat-Basis zu vertrauen, entwickelt Opel seine Nutzfahrzeuge künftig wieder selbst.

Nachdem der PSA-Konzern Opel übernommen hat, war zu erwarten, dass die deutsche Traditionsmarke schnell Opfer des klassischen Badge-Engineerings wird. Zumindest bei den Transportermodellen wird das künftig aber genau andersherum verlaufen. Das LCV-Kompetenzzentrum (Light Commercial Vehicles) des PSA-Konzerns arbeitet nämlich nicht unter Peugeot- oder Citroen-Regie, sondern entwickelt unter den Fittichen der Rüsselsheimer. Erstes Kind dieser neuen Ära ist der Opel Combo.

Pkw als Basis

Anders als bei den Vorgängern liegt der Fokus laut Opel diesmal nicht auf dem Nutzfahrzeug, das man zum Pkw umlabelt. Vielmehr habe man den Combo vorrangig entwickelt, um die Pkw-Tugenden zu erfüllen, also gleichsam sicher und komfortabel zu sein. Entsprechend mannigfaltig fällt die Liste der Assistenzsysteme für die Pkw-, aber gleichzeitig auch für die Nutzfahrzeug-Variante aus. So rollt der Combo Life serienmäßig mit Berganfahrhilfe, intelligentem Tempomaten und Limiter, Spurhalte-Assistenten, Verkehrsschilder- und Müdigkeitserkennung, Reifendruckkontrollsystem und Frontkollisionswarner an. Auf Wunsch gibt es, ebenso bei beiden Varianten, unter anderem Lenkradheizung, Head-Up-Display und 8-Zoll-Navi. Die Kombi-Variante Life hat sich nun auf der ersten Testfahrt bewiesen.

Opel Combo Life Fahrbericht Foto: Markus Bauer
Zwei Schiebetüren erleichtern den Zutritt.

Bedienung nicht immer intuitiv

Beim ersten Kontakt mit dem Fahrerarbeitsplatz fällt auf, dass sich nicht alle Funktionen intuitiv erfassen lassen. Sicher: die drei etwas eng stehenden Pedale, das Lenkrad und der klobig-knubbelige Schalthebel sind schnell gefunden – fahren geht also. Schwieriger wird es schon, auf Anhieb das richtige Menü im Entertainmentsystem zu finden, um nicht nur das Navi zu starten, sondern die nette Computerdame auch noch sprechen zu lassen und das – wieder ein anderes Menü – am besten in der Landessprache. Ähnlich verhält es sich mit der Schalterflut, welche die vielen Funktionen des neuen Modells kontrolliert. Die Bedienfläche fürs Head-Up-Display beispielsweise versteckt sich, dem Blickfeld des Fahrers entrückt, hinter dem Lenkrad. Die Multifunktionstasten auf selbigem wollen auch erst einmal in Ruhe erfasst werden. Dabei gäbe es rund um die ausladende Konsole für den Schalthebel noch etwas Platz für sichtbarer positionierte Schalter. Auch das rechte Fahrerknie wünscht sich ein wenig mehr Ergonomie. Je nach Körperbau stößt es nämlich mal mehr, mal weniger stark an die ausladende Konsole um den Schalthebel an. Unter Umständen würde schon ein wenig Polsterung statt des harten Plastiks Linderung verschaffen. Diese Konsole ist es auch, die im Combo Cargo mit Dreiersitzbank dem mittleren Mitfahrer das Leben schwer machen dürfte. Wohlgemerkt nur im Cargo, denn im Life erstreckt sich zwischen den beiden Sitzen auf Wunsch ein üppig dimensioniertes Ablagefach, das auch mühelos 1,5-Liter-Flaschen schluckt.

Die Qualitätsanmutung geht in Ordnung. Wäre die Basis wie bisher ein Nutzfahrzeug, müsste das Urteil tadellos lauten. Doch angesichts des Pkw-Anspruch gibt es eben doch hier und da ein paar scharfe Kanten oder schiefe Schalter zu bemängeln. Das ist aber durchaus kritteln auf hohem Niveau. Schließlich hat der Combo in der neuen Generation einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht.

Opel Combo Life Fahrbericht Foto: Markus Bauer
Das optionale Glasdach macht's wohnlich.

110-PS-Benziner als gelungener Einstieg

Der 110-PS-Benziner erweist sich als durchaus quirlig, wenn er auch keine sportlichen Wunder vollbringen kann. Zum Mitschwimmen im Verkehr oder auch auf kürzeren Strecken im Shuttle- oder Handwerkerdienst und sogar etwas mehr reicht dieses Aggregat völlig aus. Wesentlich sportlicher als das Triebwerk selbst fällt unterwegs allerdings die Gangwahlempfehlung aus. Wer im sechsten Gang bei etwa 80 km/h gemächlich beschleunigen will, bekommt die vierte Fahrstufe empfohlen. Dann wird der sonst laufruhige und zurückhaltende 1,2 Liter große Dreizylinder knurrig. Der fünfte Gang reicht in diesem Falle auch, liefert dabei nicht signifikant weniger Vortrieb als der vierte.

Komfortables und gleichzeitig sicheres Fahrwerk

Das Fahrwerk ist sehr komfortabel abgestimmt und bügelt auch harsche Unebenheiten sanft aus. Wer nun aber ein schaukeliges Unikum erwartet, wird zum Glück enttäuscht. Immer dann, wenn der Fahrer die nötige Schärfe im Gebälk zwischen Federn, Lenkern und Stoßdämpfern braucht, liefert der Opel zuverlässig. Kurven nimmt er stoisch und neutral. Muss das ESP doch mal eingreifen, tut es das wohl dosiert und ohne ruppig den Anker zu werfen.

Seidige Automatik

Der 130 PS starke Diesel mit 1,5 Litern Hubraum hat naturgemäß einen etwas forscheren Antritt, ohne akustisch allzu aufdringlich zu sein. Besonders in Kombination mit der im besten Sinne unauffällig schaltenden 8-Gang-Automatik wird der Combo damit zum entspannten Gleiter. Die Schaltwippen sind zwar eine nette Spielerei und flippen die Gänge flott durch, doch nötig hat die Automatik menschlichen Eingriff eigentlich nicht. Man kann der Schaltbox höchstens ankreiden, dass sie niedrige Gänge teilweise einen Tick zu lange stehen lässt, bevor sie hochschaltet. Aber in diesem Falle gibt es ja immer noch die Paddles.

Die 130 Pferde markieren auch den oberen Rand der Motorenpalette, die beim 76-PS-Diesel beginnt. Wahlweise stehen noch 102 Dieselpferde zur Wahl. Seitens der Benziner bleibt es beim 110-PS-Dreizylinder. Diese Motorenpalette teilen sich die Varianten Life und Cargo. Einen Erdgas-Motor gibt es nicht mehr. Der Stromer ist zwar perspektivisch geplant, definitive Aussagen, wie weit in die Zukunft diese Perspektive geht, gibt es aber nicht.

Zwei Längen verfügbar

Zu haben sind die beiden Combos in zwei Längen: 4,4 und 4,75 Meter. Entsprechend üppig lassen sich also beide beladen. Beim kurzen Life beträgt das Kofferaumvolumen 597 bis 2.126 Liter. In der XL-Version wächst der Raum auf 850 bis 2.693 Liter. Der Cargo bietet entweder 3,3 bis 3,8 Kubikmeter oder 3,9 bis 4,4 Kubikmeter Laderaum. Die maximale Ladelänge liegt dann bei 3.440 Millimetern. Gleichsam sind beide Geschwister hochvariabel. Während der Life egal in welcher Länge mit fünf oder sieben Sitzen zu haben ist, gibt es den Cargo mit zwei, drei oder fünf Plätzen. Die Rücksitze lassen sich jeweils mühelos umlegen. Im Cargo mit Doppelkabine, also fünf Sitzplätzen, sorgt ein verschiebbares Laderaumgitter für die nötige Variabilität. Und während der Life auch als Kurzer Platz für sieben Menschen bietet, passen in den Cargo in beiden Längen zwei Europaletten hinein. Mit der optionalen Dachklappe findet dann auch noch die Leiter Platz.

Opel Combo Life Fahrbericht Foto: Markus Bauer
Im Heck der Cargo-Variante ist Platz für zwei Europaletten.

Zusätzlich zur üppigen Liste an Assistenzsystemen im Life spendiert Opel dem Cargo noch ein paar weitere spezifische Extras, wenn auch teilweise erst ab 2019. So unterstützt künftig eine permanente Rückfahrkamera den Fahrer. Eine sensorgesteuerte Überladungsanzeige informiert den Fahrer in drei Stufen, wie es um die Zuladung – maximal übrigens 1.000 Kilogramm – bestellt ist. Hat er 80 Prozent erreicht, leuchtet die Beladungsanzeige weiß auf. Ist die maximale Zuladung erreicht, warnt ein orangenes Licht. Weiter soll das adaptive Traktionssystem IntelliGrip mit fünf Fahrmodi in unwegsamerem Gelände unterstützen. Dazu kommt ein neues Baustellen-Set-up. Damit wächst die Bodenfreiheit des Combo um 30 Millimeter, die Vorderachse bekommt Stabilisatoren, die Räder wachsen und an der der Hinterachse verrichten variable Federn ihren Dienst.

Einstand unter 17.000 Euro netto

Die Preise beginnen für den Combo Life bei gut 16.800 Euro netto für den Combo Life mit 110-PS-Benziner. Der Combo Cargo, der auf der IAA seine offizielle Premiere feiert und ab September bestellbar sein wird, startet mit Einstiegsdiesel bei 16.850 Euro netto. Dafür gibt es schon ohne all die schönen verfügbaren Extras jede Menge Auto.

In seinem 33. Jahr, nach vier Combos auf Kadett, Corsa und Fiat Doblò-Basis hat Opel nun einen von Grund auf eigenständigen Combo auf die Räder gestellt. Die bösen Vorahnungen, Opel könnte nach der Übernahme durch PSA zerschlagen werden, scheinen vorerst gebannt. Umso spannender werden die kommenden beiden Jahre. Denn als nächstes stehen die Nachfolger für Vivaro und Movano auf dem Plan. Die Opel-Ingenieure arbeiten auf Hochtouren.

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