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Nachhaltigkeit Jeder Cent zählt

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Die Stückgut-Kooperation VTL hat zu Jahresbeginn einen CO2-Zuschlag auf alle Transporte eingeführt. Damit will das Netzwerk den Emissionen weiter zu Leibe rücken. Bezahlt wird der Obolus von VTL und allen Partnern, um Maßnahmen zum Umweltschutz zu finanzieren.

Der CO2-Cent ist Teil einer Strategie, die 2010 begann und noch lange nicht am Ende ist. Vor drei Jahren sammelten die Hessen alle Daten für die Erstellung eines Treibhausgas-Fußabdrucks und präsentierten diesen als erste Transport-Kooperation im Folgejahr auf der Messe Transport Logistic. Das Ziel war, den durchschnittlichen CO2-Fußabdruck pro Sendung von Schuhgröße 36,91 deutlich zu verkleinern. 2010 legte die Mittelstandskooperation mit dem Projekt namens "Network Carbon Footprint" (NCF) los.

Verantwortung für die Umwelt übernehmen

"Wir treiben Grüne Logistik weiter voran, weil es kein Modethema ist, sondern wir unserer Verantwortung als Unternehmen für die Umwelt gerecht werden wollen", begründet Johanna Birkhan, Mitglied der VTL-Geschäftsleitung, im Gespräch mit trans aktuell die neueste Maßnahme.

Zum Maßnahmenkatalog gehörte als Erstes im Mai 2011 eine Sendungstabelle zur CO2-Errechnung. Gemeinsam mit den Systempartnern sollte dann das CO2-Einsparpotenzial ermittelt werden: Wie viel CO2 können die Partner an ihren Depots sparen? Wie kann VTL diese dabei unterstützen? Doch die meisten Emissionen entstehen beim Transport. So waren bereits 2011 Fahrerschulungen, eine Fahrerliga fürs Spritsparen sowie eine mobile Reifendruckanlage im Gespräch.

CO2-Cent

Nun schreiten die Hessen zur Tat. Zu Jahresbeginn hat die Mittelstandskooperation einen CO2-Cent eingeführt. Pro Sendung bezahlt VTL einen Cent in einen Nachhaltigkeitstopf, die Partner zwei Cent. Der Betrag wird auf jeder Sendung extra ausgewiesen.  Rein rechnerisch kommt so im ersten Jahr ein fünfstelliger Betrag zusammen – eher mehr, denn die Kooperation wächst munter weiter. Von 2006 bis 2012 konnte sie Tonnage, Stückzahlen und Umsatz nahezu verdoppeln.

Im Jahr 2012 transportierte VTL mit seinen Partnern 1,4 Millionen Sendungen mit insgesamt 533.000 Tonnen Gütern. Der Umsatz stieg auf mehr als 57 Millionen Euro. "Für 2013 erwarten wir eine weitere leichte Umsatzsteigerung", sagt Birkhan. Sollten die Kunden der Cargo-Family künftig freiwillig einen Cent drauflegen, um ihren Beitrag für den Klimaschutz zu leisten, sei das schön und überraschend, sagt Birkhan. Doch manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder.

Investition in Reduktionsmaßnahmen

Mit den Finanzmitteln aus dem Topf will VTL künftig statt in Kompensations- in Reduktionsmaßnahmen investieren, die dem ­gesamten Netzwerk auch ökonomisch zugutekommen. Auf der Wunsch­liste ganz oben steht laut Birkhan eine Reifendruckanlage am Zentralhub in Fulda. "Jede Nacht sind hier 140 Lkw und Zugmaschinen unterwegs", sagt Birkhan. Die einfache Bilanz heißt für sie: "Luft rein, Sprit runter": Dabei sei eine solche Anlage nicht nur ökonomisch und ökologisch relevant, sie reduziere auch die Unfallgefahren, fasst Birkhan zusammen. Eventuell soll auch ein Profiltiefenmesser hinzukommen.

Eine extra Software zur CO2-Berechnung soll die Arbeit erleichtern. Sie wird derzeit vom Institut für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik an der Hochschule Heilbronn erstellt und soll bis zur zweiten Jahreshälfte 2014, pünktlich zur Rezertifizierung des Netzwerks, im Einsatz sein. Erfolgreich CO2-gespart hat VTL nach eigenen Angaben übrigens in den vergangenen Jahren seit Einführung des NCF. In der Verwaltungszentrale in Fulda sowie in den Administrationen der Partnerbetriebe wurde der CO2-Ausstoß um 40,1 und 32,3 Prozent reduziert. Die Emissionen im Hub- und Depotumschlag konnten um 11,7 Prozent (23,6 Prozent) gesenkt werden.

Fahrerschulung zur Sprit-Reduzierung

Erreicht wurde dies durch LED-Beleuchtung, Fotovoltaik, Erdwärme-Beheizung, Strom aus regenerativen Energien. Zu einer Senkung des Dieselverbrauchs trugen Fahrerschulungen und Informationsveranstaltungen für die Depots zu Reifenmanagement, Aerodynamik und Tourenoptimierung sowie die Optimierung von Prozessen und Auslastung bei. "Doch im Bereich der Transporte wurde keine wesentliche Verbesserung erzielt, deshalb müssen wir hier verstärkt Maßnahmen umsetzen", erklärt Christiane Fink, die als Assistentin der Geschäftsführung das Thema Grüne Logistik betreut. "Wir brauchen Konstanz", sagt sie.

Weil Maßnahmen nur nachhaltig erfolgreich sind, wenn die ganze Cargo-Family mitmacht, hat VTL für seine Partner CO2-Handlungsempfehlungen erarbeitet. Empfohlen werden jährliche Fahrerschulungen, die fünf Prozent Treibstoff und CO2 einsparen sollen. "Die Schulungen müssen jährlich stattfinden, damit der Fahrer nicht in sein ursprüngliches Fahrverhalten zurückfällt", schreibt VTL seinen Partnern.

Simulatortraining über Dekra

Die Kosten von 500 Euro hätten sich bereits nach zwei bis drei Monaten amortisiert. Sehr effektiv sei auch der Einsatz eines Simulatortrainings, das über Dekra angeboten wird. Auch in den Fuhrpark hat VTL investiert und 40 neue Krone Dry Liner gekauft, einen mit Fuel-Saver-Kit. Ist der Einsatz erfolgreich, können die anderen Trailer nachgerüstet werden.

Auch mit einer eigenen VTL-Partner-Fahrerliga will der Verbund 2014 starten, "wenn die Technik mitmacht", erklärt Birkhan mit einem Augenzwinkern. Denn zunächst gilt es, die ­verschiedenen Telematiksysteme der 94 Partner abzustimmen. Nach einer Pilotphase von sechs Monaten soll es richtig losgehen. "Wir wollen alle Partner und Fahrer dafür gewinnen", wirbt Birkhan. Geplant ist eine Prämie für die ersten drei Plätze von 1.000, 750 und 500 Euro. Wer Sprit spart, gewinnt.

Das Projekt

Den Network Carbon Footprint (NCF) hat VTL mit Prof. Dirk Lohre und dem Institut für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik an der Hochschule Heilbronn entwickelt und nach ISO 14064 zertifizieren lassen. Enthalten sind alle direkten und indirekten Emissionen von VTL und allen Partnern.

Das Unternehmen

Die Stückgutkooperation Vernetzte-Transport-Logistik (VTL), 1998 von vier Unternehmern gegründet, vernetzt heute mehr als 120 mittelständische Transportunternehmen mit 90 nationalen und 30 internationalen Depots. Die Zahl der Gesellschafter ist von acht auf aktuell 40 angewachsen. VTL verfügt über ein Zentralhub in Fulda auf 37.000 Quadratmetern (Halle 7.400 Quadratmeter) mit 107 Toren sowie drei Regional-Hubs. Transportiert wird im 24-/48-Stundentakt im Nachtsprung. Pro Nacht verschickt VTL etwa 2.000 Tonnen Güter.

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