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LNG- und Elektro-Lkw Aufbau einer Tank- und Ladeinfrastruktur geht voran

Foto: Thomas Küppers

Beim Aufbau einer Tank- und Ladeinfrastruktur für alternativ angetriebene Lkw geht es voran. Die Versorger Alternoil und Citywatt sowie der Elektrifizierer Quantron berichten über ihre Aktivitäten.

Wer Elektro- oder Gas-Lkw einsetzen will, braucht zum einen die entsprechenden Fahrzeuge. Zum anderen benötigt er ein hinreichend verfügbares und funktionierendes Angebot bei der Tank- und Ladeinfrastruktur. Bei beiden Punkten gibt es Fortschritte: Es wächst nicht nur der mit alternativen Technologien angetriebene Fuhrpark in Deutschland, sondern auch das Tank- und Ladenetzwerk. Wer etwa einen LNG-Lkw einsetzt und mit ihm das Teilladungs-Hub von Elvis in Knüllwald ansteuert, findet nur einen Steinwurf entfernt eine neue Tankstelle des Energieversorgers Barmalgas vor, der dort unter seiner Marke Novatek das verflüssigte Gas vertreibt. Die Tankmöglichkeit dürfte wohl auch der Grund dafür sein, dass von den jede Nacht bei Elvis eintreffenden 160 Lkw bereits 30 LNG tanken.

Inzwischen 86 LNG-Tankstellen bundesweit

„Es gibt mit 86 LNG-Tankstellen bundesweit inzwischen ein flächendeckendes Netzwerk“, sagte Jürgen Muhle, Gesellschafter des Energieversorgers Alternoil aus Steinfeld im Kreis Vechta. „Das ist eine tolle Nachricht, denn keiner muss mehr Angst haben, nicht versorgt zu werden.“ Alternoil selbst betreibt mit Partnern zusammen ein Netzwerk an inzwischen 25 Standorten – darunter große Anlagen im XL-Format an der A1 in Bakum, der A7 in Fulda oder im Hamburger Hafen und zahlreiche kleine XS-Stationen, die sich auch für das Betriebsgelände eignen.

Aufgrund der zeitweise angespannten Versorgungslage und der aktuell hohen Gaspreise ist bei Unternehmern eine gewisse Verunsicherung eingetreten – zusätzlich zur Ungewissheit, wie es beim Thema Maut ab 2024 weitergeht. Muhle verbreitet hier jedoch Zuversicht. „Die Preissituation wird sich wieder entspannen und wir halten die Preise an unseren Anlagen stabil“, sagte er und wies auf Prognosen hin, wonach Tankstellenpreise von 1,09 Euro pro Kilogramm Gas auch für die Zukunft realistisch sind.

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Und auch wenn die gänzliche Mautbefreiung nur noch bis Ende 2023 garantiert ist, geht Muhle davon aus, dass LNG-Fahrzeuge gegenüber Diesel-Lkw auch danach vergünstigt fahren. Wie stark die Differenzierung ausfällt, hängt seiner Einschätzung nach vom biogenen Gasanteil ab. Schon heute sei Biogas verfügbar, Alternoil bietet es unter dem Markennamen Reefuel an – sowohl aus Abfällen als neuerdings auch in Kooperation mit dem Unternehmen Kiwi aus Windenergie. Gemeinsam mit der EnBW-Tochter Erdgas Südwest und BMP Greengas ist Alternoil ferner dabei, eine Verflüssigungsanlage für die Produktion von grünem LNG zu errichten. Die bundesweit erste Anlage zur Produktion von flüssigem Biomethan, verkehrsgünstig im Raum Fulda an der A7 gelegen, soll bis Ende nächsten Jahres fertig gestellt sein. Fortschritte gibt es auch beim Aufbau einer Ladeinfrastruktur für batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge. Einer der möglichen Partner von Logistikunternehmen ist der Energie-Dienstleister Citywatt aus Ruderting bei Passau. Das Unternehmen hat deutschlandweit 140 Ladeorte im Bestand und weitere 30 in der Planung. Eine Spezialität ist die Beratung von Unternehmen bei Planung und Aufbau von Ladekonzepten für das Firmengelände.

E-Mobilität ist mehr als eine Wallbox

Unternehmer müssen sich nach Ansicht von Manuel Dehmel, Projektleitung E-Mobility, darüber im Klaren sein, dass E-Mobilität mehr ist als eine Wallbox. Denn mit solch einer Wandladestation können vielleicht Privatleute ihr Ladeproblem lösen, nicht aber Unternehmen. „Es gibt hier völlig unterschiedliche Ladungsszenarien, es geht um Fördermöglichkeiten, die Software-Integration und vieles mehr“, sagte Dehmel. Eine mögliche Ladeinfrastruktur müsse auch skalierbar sein. „Es ist nicht ratsam, heute zwei Ladepunkte zu installieren und bei zusätzlichem Bedarf wieder von vorne anzufangen.“

Gleichwohl bietet auch Citywatt Wallboxen an, zusätzlich aber auch Ladesäulen und Schnelladesäulen mit 50 bis 350 kW. Genauso wichtig wie die richtige Dimensionierung der Ladeinfrastruktur ist das richtige Lastmanagement – also das Klären der Frage, wann welches Fahrzeug lädt. „Wird die Ladeinfrastruktur vernünftig gesteuert, haben wir mit der Energie kein Problem“, betonte Dehmel.

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Energieprobleme löst auch der Elektrifizierer Quantron aus Gersthofen, bietet er neben den passenden Lkw von 3,5 bis 44 Tonnen und Bussen auch die entsprechende Beratung und Ladeinfrastruktur. Dahinter steht der Gedanke „Quantron as a Service“. Der Kunde soll alles aus einer Hand bekommen. Das beginnt beim Unterstützen von Förderanträgen, worum sich allein drei Mitarbeiter kümmern. Es geht neben dem Fahrzeug auch um Mobilitätskonzepte wie Leasingmodelle, zum Beispiel bietet Quantron eine Elektro-Sattelzugmaschine ab 1.770 Euro netto im Monat an. Dabei hat sich das noch junge Unternehmen, welches aus dem Werkstattbetreiber Haller Nutzfahrzeuge hervorgegangen ist, nicht auf eine Marke festgelegt. Ob Mercedes Actros, DAF XF oder MAN TGX – Quantron setzt auch im schweren Segment eine Vielzahl an Fabrikanten unter Strom.

Quantron sieht sich auch als Partner von größeren Flotten und Unternehmen. Beispiel Ikea: Der schwedische Möbelhersteller hat mit dem E-Fahrzeugbauer einen Rahmenvertrag unterzeichnet, um die letzte Meile emissionsfrei zu gestalten. Die ersten von insgesamt 30 4,2 Tonnern des Modells Iveco Daily sind bereits unter Strom und im österreichischen Ikea-Logistikzentrum Strebersdorf im Einsatz. Vorstand Andreas Haller sieht hier weiteres Potenzial. Eine Vielzahl an Faktoren spricht seiner Ansicht nach für die Elektromobilität. Neben dem Klimaschutz, einem Prestigegewinn, einem niedrigen Geräuschpegel und einer Befreiung von Fahrverboten sieht er ein weiteres starkes Argument: staatliche Anreize. „Die neue 80-prozentige Förderung der Mehrkosten ist ein sehr starker Hebel“, erklärte Haller. Er ist überzeugt, dass das neue Förderprogramm die Nachfrage nach klimafreundlichen Fahrzeugen weiter stimuliert.

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