Am Montagnachmittag ist ein Kühlzug in der Limburger Innenstadt auf acht Autos aufgefahren. Die Ermittler untersuchen derzeit, ob es sich um einen Terroranschlag oder eine Amokfahrt handelt. Tatverdächtig ist ein Syrer, der den Lkw kurz zuvor gekapert hatte.
Die Pressesprecherin von Pfenning Logistics in Heddesheim ist am frühen Morgen tief geschockt. Sie bestätigt, was seit dem Vorabend durch die Medien kursiert: Der Kühlzug, der am 7. Oktober gegen 17.30 Uhr mitten in Limburg in wartende Pkw raste, stammt von Pfenning und wurde gekapert. Der Fahrer, der auf seiner üblichen Auslieferungstour in der Region war, habe dies gegenüber seinem Arbeitgeber bestätigt. Es gehe ihm den Umständen entsprechend, er werde betreut.
An roter Ampel aus Lkw gezerrt
Wie der Fahrer von verschiedenen Medien zitiert wird, habe an einer roten Ampel urplötzlich ein Mann die Fahrertür geöffnet und ihn stumm, mit weit aufgerissenen Augen, aus seinem Actros gezerrt. Der Fahrer wurde dabei verletzt und musste hilflos mit ansehen, wie der Täter ohne ihn weiter Richtung Limburg fuhr. Beim darauffolgenden Auffahrunfall wurden nach ersten Meldungen neun Fahrzeuginsassen verletzt – inklusive des Täters, der noch vor Ort festgenommen wurde.
Täter polizeibekannt
Nach den ersten Erkenntnissen gingen die Ermittler dem Verdacht auf einen Terroranschlag nach, wie das ZDF erstmals am Dienstagmorgen meldete. Bei dem Mann, der den Lkw gekapert und in die Pkw gesteuert hat, soll es sich um einen 1987 geborenen Syrer handeln, der im November 2015 nach Deutschland kam und wegen verschiedener Delikte polizeibekannt ist. Laut SPIEGEL soll er bei seiner Festnahme durch zufällig anwesende Bundespolizei-Anwärter "Allah" gerufen und sich heftig gewehrt haben. Das hessische LKA habe bereits die Wohnung des Mannes und die eines Familienmitglieds durchsucht.
Am Mittag sprach nach Informationen des Hessischen Rundfunks dann vieles für eine Amokfahrt aus psychischen Motiven, da den Behörden keine Kontakte ins Islamistenmilieu bekannt seien.
Ermittler untersuchen Sattelzug
Der Kühlzug in Limburg wurde von der Polizei sichergestellt und mittlerweile abgeschleppt, auch um notwendige technische Untersuchungen vorzunehmen. Nach Ansicht der Fotos vom Tatort ist der Sattelzug auf einer mehrspurigen Straße von hinten in die stehenden Pkw gefahren und danach seitlich versetzt auf dem etwas höher gelegenen, mittleren Begrenzungstreifen zum Stehen gekommen. Ob der im Actros verbaute Notbremsassistent den Aufprall vielleicht noch abgemildert hat, wird ebenfalls untersucht.