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Uni erforscht Mikro-Depot-Konzepte Muskelkraft ersetzt den Diesel

Foto: GLS

Lastenräder sind eine nachhaltige Alternative für den Transport von Waren in Städten. Sie haben das Potenzial, rund ein Viertel der heutigen innerstädtischen Lieferfahrten zu ersetzen und können so zu CO2-Einsparungen und einer höheren Lebensqualität in Städten beitragen.

Dazu eignen sich Innenstadt- oder Mikro-Depots, von denen aus die Verteilung in der Stadt per Lastenrad erfolgt. Das ist das Zwischenergebnis des Projektes "Lastenraddepots" der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. "Der Einsatz von Lastenrädern für Logistikprozesse auf der letzten Meile findet zunehmendes Interesse und erste Anwendungen in deutschen Kommunen", sagt Tom Assmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Er und seine Kollegen erarbeiten derzeit einen Leit­faden für Innenstadtdepots.

Dazu haben sie Daten zum Radverkehr, Verkehrs- und Logistikplanwerken, Etablierung von Lastenradumschlagsknoten, Ansprechpersonen sowie Einschätzungen zu geeigneten Umsetzungsgebieten und Standorten erhoben. Der Fokus liegt auf logistischen Anforderungen, der Gewährleistung des Verkehrsflusses und einer hohen Akzeptanz durch die Beteiligten.

Innenstadt ist geeignet

Fünf der befragten Kommunen (elf Prozent) haben bereits Umschlagsknoten implementiert und 18 Kommunen (43 Prozent) planen, welche einzurichten. Die Wissenschaftler haben zudem herausgefunden, das Depots bislang eher in Kommunen umgesetzt und geplant wurden, die Logistikkonzepte haben oder planen. Der Befragung zufolge gab die Mehrheit der Kommunen an, dass die Innenstadt, also das Zentrum oder die Altstadt, als präferierte Stadtgebiete für Lastenradkonzepte gelten. Umschlagsknoten sollten demnach vor allem in Fußgängerzonen oder Anliegerstraßen eingerichtet werden. Aber auch Haupt- und Geschäftsstraßen wurden als geeignet bezeichnet.

Das Mikro-Hub-Konzept, das der Paketdienst UPS 2015 in der Innenstadt von Hamburg mit initiiert hat, ist in Deutschland der erste große und erfolgreiche Test eines Logistikkonzepts mit Lastenfahrrädern in der Paketzustellung. Im Juni startet in Berlin das Projekt "Kooperative Nutzung von Mikro-Depots" (Komodo). Dabei erproben DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS die gemeinsame Nutzung einer Logistikfläche bestehend aus mehreren Mikro-Depots. Um Empfänger im näheren Umkreis auf den letzten Kilometern emissionsfrei zu beliefern, nutzen sie eigene Cargobikes.

Paketshop als Depot

Mikro-Depots sind ein vielversprechender Ansatz, um die Nachhaltigkeitsziele aller Beteiligten auf der letzten Meile zu berücksichtigen, heißt es auch im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht  von GLS. Der Paketdienst testet, unter wissenschaftlicher Leitung der Hochschule Nürnberg und mit Unterstützung der Bayerischen Landesregierung, IHK und der Stadt Nürnberg, derzeit die Nutzung von Mikro-Depots und den Einsatz von Lastenrädern. Ziel ist es, eine Entlastung hochfrequentierter Zustellbezirke zu erreichen und mit Lastenrädern oder Sackkarren die Zahl der Transporte zu reduzieren. In Düsseldorf fungiert ein Paketshop als Mikro-Depot, von wo aus die Zusteller Pakete mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen an Geschäfts- und Privatkunden in der Innenstadt ausliefern und in Konstanz wird allmorgendlich ein Anhänger als Mikro-Depot bereitgestellt.

Ein weiteres Beispiel zeigt GLS Austria. Der Paketdienst beliefert große Teile der Feinstaubhochburg Graz seit ein paar Monaten mit Lastenrädern. Die E-Bikes ersetzen rund drei Transporter und schaffen bis zu 70 Stopps am Tag. Sie befahren die Innenstadt und unterstützen die Zustellfahr­zeuge. "Unser Lastenraddepot in Graz ist ein Meilenstein in Richtung nachhaltiger Citylogistik", sagt Dr. Axel Spörl, General Manager GLS Austria. Das Lastenraddepot in Graz-Liebenau verfügt über eine eigene Bandanlage für den Paketumschlag, zwei Entladetore für Lkw und Ladeanschlüsse für die E-Bikes. Momentan werden hier täglich drei Wechselbrücken entladen und die Pakete auf die Lastenräder und Transporter verteilt. Das Depot ist bereits auf weiteres Wachstum ausgelegt.

Nach Auffassung von Spörl entlasten E-Bikes den Verkehr und fördern die Luftqualität in der feinstaubgeplagten steirischen Landeshauptstadt. Zudem könne der innerstädtische, stationäre Handel flexibler agieren, da die Lastenräder im Gegensatz zu Transportern die Einkaufsstraßen den ganzen Tag durchqueren dürfen. GLS kann nun in den Geschäften ganztags Pakete zustellen und abholen. In Wohngebieten entfällt dank der E-Bikes die Parkplatzsuche. Die GLS-Gruppe setzt verstärkt auf den Einsatz von Lastenrädern im Stadtbereich, neben Deutschland und Österreich auch in Ungarn, Belgien und Spanien. Ziel ist es, dieselbetriebene Zustellfahrzeuge einzusparen.

Lastenraddepots sollen zusätzlich entlasten

Das Vorhaben Lastenraddepots der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zielt im Sinne des Nationalen Rad­verkehrsplans 2020 auf eine Verbesserung der Verkehrsqualität, eine Sicherung nachhaltiger Mobilität, eine breite Anwendbarkeit der Ergebnisse und die Generierung neuer Erkenntnisse. Es wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 gefördert. Zum Projektbeirat gehören die Mitglieder Cargobike.jetzt, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Stadt Köln, DPD Deutschland, Pedal Power, der Paketdienst UPS und das Zentrum für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung (ZEUS).

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