Lang-Lkw Finale Phase beginnt

Foto: Elflein, Ansorge, Küppers, Montage: Mannchen

Ende 2016 läuft der Feldversuch aus. 42 Firmen mit 112 Lkw beteiligen sich daran. Die Bundesanstalt für Straßenwesen bereitet derzeit die Schlussphase der wissenschaftlichen Begleitung vor.

Beim Feldversuch mit Lang-Lkw beginnt die finale Phase der wissenschaftlichen Begleitung. Von dieser dritten Stufe erhofft sich die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) weitere Erkenntnisse für den Abschlussbericht sowie Antworten auf konkrete Fragen, die in den ersten zwei Projektphasen seit Beginn des Feldversuchs im Januar 2012 aufgeworfen wurden.

Parkmöglichkeiten für bis zu 25 Meter langen Fahrzeuge

Beispielsweise geht es um geeignete Parkmöglichkeiten für die bis zu 25 Meter langen Fahrzeuge. "Das Problem ist erkannt, nun geht es um Lösungsansätze", sagte der Leiter des Projekts bei der BASt, Dr. Marco Irzik, vorigen Donnerstag am Rande einer Konferenz zu den Zwischenergebnissen des Versuchs gegenüber trans aktuell. In dem Zusammenhang solle geklärt werden, ob sich zum Beispiel die Flächen für Großraum- und Schwertransporte auf den Autobahn-Rasthöfen auch als Parkraum für Lang-Lkw eignen.
Ebenso erhofft sich Irzik weitere Erkenntnisse zu den Überholvorgängen von Lang-Lkw auf Landstraßen. Die bisherige Begleitforschung habe hier nur tendenzielle Erkenntnisse liefern können. Das liegt daran, dass die ersten Teilnehmer des Feldversuchs ihre Einheiten überwiegend auf gut ausgebauten Bundesstraßen oder Autobahnen einsetzen, wo Überholen verboten ist.

Ebenso noch zu erforschen sind nach Auffassung der Behörde die Auswirkungen von weniger Achsen auf das Handling, die Belastung der Infrastruktur sowie den Verbrauch. Die Elflein Spedition aus Bamberg zum Beispiel ist anfäglich mit acht-achsigen Lang-Lkw in den Versuch gestartet. Die neueren Fahrzeuge verfügen jedoch nur noch über sechs Achsen, was sich laut dem Unternehmen positiv auf den Verbrauch auswirkt.

In Kürze werden Forschungsaufträge ausgeschrieben

Die entsprechenden Forschungsaufträge – es werden ein halbes Dutzend sein – sollen nach Angaben der BASt in Kürze ausgeschrieben werden. Ende Dezember 2016 läuft der auf fünf Jahre ausgelegte Feldversuch mit Lang-Lkw aus. Aktuell sind bei der Behörde dafür 42 Firmen mit 112 Einheiten gemeldet.

Die bisherigen Ergebnisse der Begleitforschung sind fast durchweg positiv, wie der vor einem halben Jahr vorgelegte Zwischenbericht gezeigt hat. Darin sind die Erkenntnisse von insgesamt 14 Forschungsprojekten eingeflossen. Sie reichen von den Auswirkungen auf die Infrastruktur und die Verkehrssicherheit bis hin zu den Folgen für das Verkehrsgeschehen, die Logistik und mögliche Belastungen des Fahrers.

Anteil Lang-Lkw von 30 Prozent

Was das Potenzial angeht, waren sich die Vertreter der anwesenden Forschungspartner einig, dass bei derzeitigen Versuchsbedingungen maximal zehn Prozent der etwa 383 Millionen Lkw-Fahrten im Jahr von Lang-Lkw bedient werden könnten. Wolfgang Thoma, Chef von Ansorge Logistik in Biessenhofen, hält in seiner Flotte dagegen einen Lang-Lkw-Anteil von 30 Prozent für realistisch. Voraussetzung sei aber eine Öffnung bis 60 Tonnen, wie er gegenüber trans aktuell sagte. Dann sei die Teilnahme am Versuch auch für die Papierindustrie interessant.

"Zurzeit ist der Einsatz aber auch durch das lückenhafte Netz eingeschränkt", sagte Dr. Wolfgang Röhling, Chef des Beratungshauses TCI Röhling. In seinem Unternehmen hat er mehr als 13.000 Fahrten ausgewertet und dabei heraus gefunden, dass der Lang-Lkw im Schnitt 1,56 Fahrten von konventionellen Lkw ersetzt und zu einer Spritersparnis von 19 Prozent pro Palettenstellplatz führt.

Vergleich der Verbräuche

Mit Blick auf die Effizienz hat Alexander Süßmann vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik an der TU München die Verbräuche von vergleichbar ausgestatteten Sattelzügen und Lang-Lkw verglichen. Das Ergebnis seien 3,37 Liter pro Tonnenkilometer gegenüber 2,86 Liter. "Ein Effizienzgewinn von 15 Prozent", wie Süßmann vorrechnete. Sein Haus hatte die Untersuchungen zu den Auswirkungen auf Sicherheit und Umwelt vorgenommen.
Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hob in einer Mitteilung die positiven Effekte auf die Umwelt hervor. "Zwei Lang-Lkw können drei reguläre Lkw ersetzen", sagte er. "Das spart Sprit und entlastet Straße und Umwelt. Verlagerungseffekte der Schiene auf die Straße finden dabei nicht statt", sagte er. Die Grünen im Bundestag warfen dem Minister vor, das Projekt schönzurechnen. "Er schwadroniert von Effizienzgewinnen und Kraftstoffersparnis", erklärte der Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter. "Was ihn nicht so interessiert, sind Umsatzverluste der Schiene, Umweltkosten und Kosten durch Leerfahrten."


VERLÄNGERTER SATTELZUG IN NRW

BASt-Präsident Prof. Stefan Strick sieht "positive Zeichen, dass wir in den nächsten Monaten noch mehr Lang-Lkw auf der Straße sehen werden"«, wie er zur Eröffnung einer Infoveranstaltung zum Feldversuch in Bergisch Gladbach sagte. Diese Erwartung hängt mit der Entscheidung des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) zusammen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Der dortige Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hatte erklärt, Sattelzüge mit verlängerten Aufliegern auch in seinem Bundesland im Rahmen des Feldversuchs zuzulassen. Zuvor hatte bereits der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Martin Burkert (SPD), im Gespräch mit trans aktuell seine Sympathie für diese Fahrzeug-Gattung zum Ausdruck gebracht.

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