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Kühne + Nagel Ab in den Süden

Foto: Matthias Rathmann

Was ist schon "Deutschland sucht den Superstar"? Die Logistikbranche im Raum Stuttgart hat ihren eigenen Talentwettbewerb. An dem beteiligt sich auch ­Kühne + Nagel (KN). Zwar winkt kein Plattenvertrag, doch kann sich der Preis ebenfalls sehen lassen: fast ein halbes Jahr Barcelona.

KN ist eines der Unternehmen, das sich an der Kooperation der Kaufmännischen Schule 1 in Stuttgart mit der spanischen Berufsschule Aset in der katalanischen Hauptstadt beteiligt.

Junge Menschen zum Casting eingeladen

Anders als die Jury um Poptitan Dieter Bohlen, die Tausende junge Menschen zum Casting lädt, mussten die KN-Verantwortlichen nur unter rund 40 Kandidaten wählen. So viele Azubis stellt die Niederlassung Gärtringen. Doch auch bei dieser Größe war die Auslese kein leichtes Unterfangen. "Wir haben die Auswahl nach der schulischen Leistung, aber auch nach anderen Faktoren wie der Sozialkompetenz getroffen", sagt KN-Personalreferent Florian Fackelmeyer.

Anders als im Fernsehen gab es bei KN zwei Gewinner: Marcel Fleischle (19) aus dem dritten Lehrjahr und Patrick Gornig (31) aus dem zweiten Lehrjahr. Sie durften für ein halbes Jahr das Gärtringer Gewerbegebiet gegen die Sonne Spaniens eintauschen. Trotz aller Reize Barcelonas war die Reise dorthin von August bis Dezember 2011 aber kein Urlaubstrip. Vielmehr haben die beiden Azubis dort sowohl die Schulbank an der Aset-Schule gedrückt als auch im Betrieb gearbeitet – in dem Fall bei der KN-Niederlassung Barcelona.

Jede Woche 16 Stunden Spanisch

Zeit, um Eindrücke von der Stadt zu bekommen und um das eine oder andere Spiel des FC Barcelona zu sehen, blieb dennoch. Beide Azubis würden sofort wieder runter.  "Wir hatten bis Mitte Dezember 25 Grad", schwärmt Gornig. Fleischle lobt das Lebensgefühl der Spanier. Ein Zuckerschlecken war das Intermezzo aber nicht: Mit ihren wenigen Brocken Spanisch mussten die Nachwuchsspediteure im Betrieb zurechtkommen. Um das Defizit auszugleichen, standen in ihrer deutschen Schule jede Woche 16 Stunden Spanisch auf dem Lehrplan.

Fachlich hatten die beiden Azubis kaum Schwierigkeiten. Gornig war in der Importabteilung der Luftfracht und Fleischle im Landverkehr tätig – die Abteilungen und Programme waren ihnen schon vertraut. Neu war dagegen die Siesta von halb zwei bis drei nachmittags oder das Leben in Wohngemeinschaften mit Leuten aus der ganzen Welt. In jedem Fall haben die Schüler in dem halben Jahr viel an Erfahrung gewonnen. "Man merkt, dass der Aufenthalt den Horizont erweitert hat", sagt Ulrich Kohler, der an der Kaufmännischen Schule 1 die Sparte Logistik und Touristik leitet.

Immer mehr junge Leute wählen den Ausbildungsplatz in Spanien

Aufgrund der guten Erfahrungen will die Schule das Auslandsprogramm ausweiten. Nachdem 2010 mit Corinna Swiety von der Möbelspedition SLC die erste Auszubildende Station in Barcelona gemacht hatte und 2011 die beiden KN-Lehrlinge folgten, sollen im nächsten Ausbildungsjahr gleich vier bis sechs junge Leute nach Spanien. KN wird erneut zwei Azubis stellen, auch die Spedition Wackler aus Göppingen ist mit zwei Lehrlingen dabei. Unter den Interessenten ist auch der Logistikdienstleister Rhenus, der junge Leute bereits gezielt mit einer Auslandsausbildung anspricht.

Sowohl für KN als auch für die Schule ist der Auslandsaufenthalt eine Möglichkeit, um das Berufsbild des Kaufmanns für Spedition und Logistikdienstleistung weiter aufzuwerten. "Für unsere Schule ist das Programm bislang ein Alleinstellungsmerkmal", sagt der stellvertretende Schulleiter Uwe Peleikis. "Wir möchten uns gezielt als Auslandsschule positionieren." Langfristig schwebt ihm eine Zahl von zehn Azubis pro Lehrjahr vor, welche die Schule für ein halbes Jahr nach Barcelona entsendet.

Ein Zertifikat nach dem Projekt Barcelona

Als Extrabonbon bekommen die hiesigen Ausbildungsbetriebe, die an dem Projekt Barcelona teilnehmen, ein Zertifikat. "Sie dürfen sich mit dem Etikett internationaler Ausbildungsbetrieb schmücken", sagt Projektleiter Patrick Wagner. Fachbereichsleiter Thomas Bartel ergänzt, dass das Projekt auch für die spanische Jugend eine Chance sei – gerade angesichts der hohen Arbeitslosigkeit dort.

Die Stuttgarter Schule strebt an, dass im Gegenzug auch Spanier nach Deutschland kommen. Zunächst ist auch hier ein halbes Jahr angedacht. Doch vielleicht ergibt sich daraus ja ein Bund fürs Leben: Fachkräftemangel hier, Perspektivlosigkeit dort – so kann das Projekt auch ein Ansatz zur Anwerbung von Fachkräften sein. Dazu bräuchte es nicht mal ein großes Casting.

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