Krone-Geschäftsführer Schulze Isfort Durchaus zufrieden

Interview, Krone, Schulze Isfort Foto: Karl-Heinz Augustin

Investitionen wie der Kauf von Gigant, aber auch Desinvestitionen wie die Schließung des Werks in Hvam haben dazu beigetragen, dass Krone ein gutes Geschäftsjahr vorweisen kann. Das sagt Geschäftsführer Gero Schulze Isfort. Das Gespräch führten Carsten Nallinger und Thomas Rosenberger.

Wie war das Jahr 2013 für die Krone-Gruppe?

Schulze Isfort: Es ist uns nach der Krise in nur drei Jahren gelungen, den Umsatz in der Krone-Gruppe, also Landtechnik und Nutzfahrzeuge, mehr als zu verdoppeln. Der Umsatz 2013 liegt bei rund 1,5 Milliarden Euro. Damit sind wir wieder auf Vorkrisen-Rekordniveau.

Wie ist es um die Umsatzrendite bestellt?

Schulze Isfort: Im Geschäftsjahr 2012, wobei das Geschäftsjahr bei Krone immer vom 1. August bis 31. Juli läuft, hatten wir in der Krone-Gruppe eine Umsatzrendite von 4,8 Prozent. Auch in diesem Jahr haben wir eine gute Vier vor dem Komma erzielt. Damit liegt die aktuelle Umsatzrendite leicht unter der des Vorjahres. Im Nutzfahrzeugbereich haben wir einen Umsatz von 925 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr verzeichneten wir 878 Millionen Euro, das entspricht einem Wachstum von fünf Prozent.

Worin liegt das Wachstum begründet?

Schulze Isfort: Das liegt daran, dass wir massiv investiert haben, um das Unternehmen nachhaltig für die Zukunft abzusichern. Im Bereich Nutzfahrzeuge haben wir beispielsweise sehr stark in unsere Vertriebsstrukturen und auch in Standorte investiert. Das alles kostet uns zunächst einmal Geld und vor diesem Hintergrund sind wir mit dem Ergebnis durchaus zufrieden.

Sie haben aber auch Unternehmensteile verkauft, nämlich das Werk im dänischen Hvam ...

Schulze Isfort: Der Markt hat sich zugunsten von Kühlern mit Stahldeckschicht verschoben. Aus Hvam kamen aber Kühler mit GFK-Schicht. Aufgrund dieser Entwicklung haben wir uns entschlossen, dass wir uns auf den Stahldeckschicht-Kühler konzentrieren und die Kühleraktivitäten an den Standort Lübtheen verlegen.

Befürchten Sie durch diesen Schritt Verluste von Marktanteilen in Skandinavien?

Schulze Isfort: Die Auswertung der Zulassungszahlen in Dänemark hat gerade bestätigt, dass wir nach Jahren der zweiten Position wieder die Nummer eins in diesem Markt geworden sind. Damit habe ich Ihre Frage – glaube ich – beantwortet. Aber natürlich müssen wir viele GFK-Kunden davon überzeugen, dass sie nun ein alternatives, aber vergleichbares Produkt aus Lübtheen kaufen können. Verschiedene Nischenprodukte wie den Faltwandkoffer können wir aber tatsächlich derzeit nicht vollumfänglich bedienen. Von diesem Produkt haben wir pro Jahr zwischen 100 und 200 in Hvam produziert. Dieses Marktsegment können wir im Moment nur mithilfe eines Zulieferers bedienen. Aber wir werden bald eine alternative Lösung bieten.

Sie haben die Anlagen von Hvam veräußert …

Schulze Isfort: Wir haben die Fabrik an den Fahrzeughersteller Gorica aus Dubai verkauft. Die Anlagen werden derzeit in Dänemark demontiert und verpackt. Ende 2014 soll die Produktion von GFK-Kühlern in Dubai anlaufen. Und zwar unter der Marke Gorica designed by Krone.

Hätte es sich nicht gelohnt, selbst in den dortigen Markt einzusteigen?

Schulze Isfort: Das Potenzial im Nahen Osten ist sicher da. Aber so ein Projekt kann man nur angehen, wenn Zeit und Kapazität keine Rolle spielen. Wir haben allerdings einige andere Projekte auf der Agenda, die für uns eine viel höhere Priorität haben.

Damit spielen Sie sicher auf Ihre Investition in der Türkei an.

Schulze Isfort: Wir haben bei Izmir gemeinsam mit unserem Joint-Venture-Partner Dogus eine moderne Trailerfabrik für 38 Millionen Euro gebaut. Dort werden nur Auflieger gebaut, aber keine Kühlauflieger. Die Produktion läuft inzwischen nach Plan, wir wollen diese in den nächsten Jahren weiter steigern. Schließlich ist der mit unseren Produkten erreichbare Trailermarkt allein in der Türkei im Vorjahr um rund 24 Prozent gewachsen. Wir sprechen hier von einem Markt mit rund 9.000 Einheiten jährlich, damit dem viertgrößten Markt in Europa. Zudem lässt sich von dort aus auch der Nahe Osten bedienen.

Wie sieht es mit der Auslastung in Tire genau aus?

Schulze Isfort: Die ersten 1.000 Einheiten haben wir schon längst gebaut. Wobei ich immer in Geschäftsjahren denke – und unser neues Geschäftsjahr ist schon wieder sechs Monate alt. Das Werk arbeitet bei knapp 2.000 Einheiten pro Jahr profitabel. Im laufenden Geschäftsjahr werden wir alles daran setzen, die Gewinnschwelle zu erreichen. Schließlich können im Werk Tire rund 10.000 Einheiten pro Jahr vom Band laufen.

Warum läuft die Produktion in Tire vergleichsweise ruhig an?

Schulze Isfort: Ursprünglich war vorgesehen, dass wir in Tire nur schraubengleiche Produkte zu Werlte bauen. Es hat sich jedoch schnell herausgestellt, dass wir viele lokale Anpassungen für den türkischen Markt vornehmen mussten. Das hat uns im Bereich der Entwicklung zunächst mehr Arbeit bereitet als eingeplant.

Woran liegt das?

Schulze Isfort: Die Gesamtmarktgröße von 24.000 Einheiten können wir mit unseren bisherigen Produkten aus Deutschland nicht bedienen. Der türkische Markt und insbesondere die Anrainerstaaten verlangen teilweise Zwölf-Tonnen-Achsen mit Blattfederung und Zwillingsbereifung.

Welche Segmente wollen Sie noch bedienen?

Schulze Isfort: Auf jeden Fall werden wir in Tire Fahrzeuge konstruieren, die uns Zugang zu weiteren Märkten ermöglichen. Damit meine ich die umliegenden Staaten der Türkei sowie Afrika.

Üben Sie in Tire für die BRIC-Wachstumsmärkte, in die auch die Lkw-Hersteller drängen?

Schulze Isfort: Nein. Die Wechselkursrisiken und die Wertberichtigungsbedarfe in den BRIC-Staaten sind extrem hoch. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir von Brasilien, China oder Indien sprechen. Krone war in den frühen 80er-Jahren bereits in Brasilien tätig. Das Unternehmen war damit aber nicht glücklich und hat das Ganze dann wieder verkauft. Diese Märkte sind immer noch hoch risikobehaftet. Wir haben genügend Wachstumspotenziale vor der eigenen Haustür, in Europa vom Ural bis hin nach Nordafrika.

Sie sagten, dass Sie auch in den Vertrieb investiert haben …

Schulze Isfort: Das ist richtig. Wir haben beispielsweise Krone Skandinavien von unserem ehemaligen Importeur übernommen, der sich aus Altersgründen zurückgezogen hat, und in unser Vertriebsnetz integriert. Außerdem haben wir den Vertriebspartner Scanbalt, der vorher nur im Baltikum tätig war und jetzt auch in der Ukraine tätig ist, ebenfalls übernommen und ins Vertriebsnetz integriert. Zudem haben wir in den Niederlanden eine Vertriebsgesellschaft gegründet. Nicht zu vergessen natürlich Tire in der Türkei, von wo aus wir Afrika, den Mittleren Osten und Vorderasien bedienen.

Des Weiteren haben Sie einen Achsenproduzenten in die Krone-Gruppe integriert …

Schulze Isfort: Wir haben den profitablen Achsenhersteller Trenkamp & Gehle, bekannt für Achsen der Marke Gigant, übernommen. Gigant ist ein überaus renommierter Hersteller für Schwerlastachsen und beliefert unter anderem Spezialfahrzeugbauer und Nischenanbieter. Das Unternehmen ist ebenfalls in der Landtechnik aktiv.

Wie sehen Ihre Pläne für diesen neuen Unternehmensbereich aus?

Schulze Isfort: Wir wollen Gigant als unabhängiges Unternehmen und Marke, integriert in die Krone-Nutzfahrzeuggruppe, weiterführen und natürlich auch stärken. Wie könnten wir sonst weiterhin unsere Wettbewerber im Bereich der Landmaschinen mit diesen Achsen beliefern und das Geschäft auch noch ausbauen?

Sie wollen aber nicht nur eine starke Marke Gigant im Bereich der 17,5-Zoll-Achsen, sondern auch im Standardtrailer-Segment mit 22,5 Zoll, oder?

Schulze Isfort: Wenn die Produktentwicklung so weit abgeschlossen ist, werden wir sicher mehr zu diesem Thema sehen. Lassen Sie sich auf der IAA überraschen.

Welche weiteren Wachstumsmöglichkeiten sehen Sie für Krone?

Schulze Isfort: Ein Schwerpunkt ist der Bereich Dienstleistungen. Dort haben wir einen Strategiewechsel bei den Services und der Ersatzteilversorgung vollzogen. Unsere  Kunden sagen uns, dass sie alle Leistungen aus einer Hand haben möchten. Sie wollen sich gerade im Gewährleistungsfall nicht auch noch an den Komponentenhersteller wenden müssen.

Was tut sich bei Ihnen im Bereich der Telematik?

Schulze Isfort: Bereits heute liefern wir rund 
20 Prozent unserer Trailer mit Telematik aus. Bereits 2006 haben wir begonnen, das Hardware-System von Idem zu verbauen. Idem ist inzwischen von einem anderen Unternehmen übernommen worden, für uns ändert das aber nichts. Wir sind darauf vorbereitet, unser Engagement in diesem Segment jederzeit weiter zu professionalisieren.

Wollen Sie eine eigene Telematik anbieten?

Schulze Isfort: Wir haben für gewöhnlich eine Zwei-Lieferanten-Strategie. Natürlich werden wir die Lösung von Idem, neben anderen Anbietern, weiter vorantreiben. Aber wir wollen auch eigene Wege gehen können. Für Details ist es aber noch zu früh. Nur so viel: Wir haben eine sehr große IT-Abteilung im Bereich der Landtechnik, aus der bereits heute eine Telematiklösung für Landtechnikanwendungen stammt.

Wollen Sie hier das Zusammenspiel von Lkw und Trailer verbessern?

Schulze Isfort: Dafür sollten wir alles tun. Wir müssen die Lkw-Hersteller davon überzeugen, dass sie Schnittstellen offenlegen. Allerdings erwarte ich in einem überschaubaren Zeitraum keine Lösung für eine vernünftige Kombination.

Wie bewerten Sie den Markteintritt von CIMC Silvergreen bislang?

Schulze Isfort: Erfolg misst sich letztlich nur in Zahlen. Der neue Wettbewerber hat im vergangenen Jahr keine 200 Einheiten in Deutschland zugelassen. Bei einem Gesamtmarkt von über 48.000 Einheiten sind das gerade mal 0,4 Prozent. Wir beobachten aber natürlich mit Respekt, wie sich der neue Wettbewerber entwickelt.

Auch mit Argwohn? Da steckt ein chinesischer Konzern mit enormen finanziellen Mitteln dahinter …

Schulze Isfort: Das wäre nur dann ein Thema, wenn wir von Märkten mit einheitlichen Anforderungen sprechen würden. Wir haben viel Energie in die Flexibilisierung unserer Produktion investiert. Standardtrailer gibt es immer weniger. Denkt man bei einer hohen Produktkomplexität nun noch an die logistischen Prozesse, die etwa hinter der Ersatzteilversorgung stehen, dann zeigt sich schnell, dass das nicht trivial ist.

Was erwarten Sie fürs Jahr 2014?

Schulze Isfort: Das vierte Quartal 2013 war ein sehr gutes. Daher gehe ich davon aus, dass sich dieser Trend 2014 fortsetzt. Wir wollen in diesem Geschäftsjahr jedenfalls im Bereich der Nutzfahrzeuge die Milliarde wieder knacken.

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