Konvekta CO2 als Kältemittel

Foto: "KLIMALA programmierung"

Der nordhessische Mittelständler Konvekta hat sich als einer der wenigen Klimaanlagenbauer seine Unabhängigkeit bewahrt und mit Beharrlichkeit seit Jahren am Thema CO2 als Kältemittel gearbeitet. Das zahlt sich jetzt aus.

"Wir waren, sind und bleiben Konvekta", sagt Rainer Boland (51), seit 2012 Geschäftsführer für den Geschäftsbereich Bus, der rund 80 Prozent des Umsatzes des 1957 gegründeten Unternehmens mit Werken in Schwalmstadt (Hessen) und Barchfeld (Thüringen) sowie an fünf internationalen Standorten, darunter in unmittelbarer Nähe zum Daimler-Werk in Istanbul. Der Unternehmensgründer Carl-Heinrich Schmitt, heute 88, habe schon sehr lange an der Vision gearbeitet, Kohlendioxid als preiswertes und umweltfreundliches Kältemittel zu verwenden – zu bestechend schien die Idee.

"Wir glauben an CO2 als Kältemittel"

Und das bis heute: "Wir glauben an CO2 und werden unser Know-how bis auf weiteres auch hier in Europa behalten", erläutert Boland bei einem Workshop in Barchfeld. Rund 110 der 550 deutschen Mitarbeiter fertigen hier in Thüringen vor allem Wärmetauscher und komplette Klimaanlagen. Das Geschäft läuft gut, nach Bolands Worten, "und 2019 könnte es noch ein bisschen besser laufen." Gerade im Stadtbusbereich werde "viel und gut angeschafft", dabei denkt der Manager sicher nicht zuletzt an die steigenden Zahlen der elektrischen eCitaros, die Mercedes-Benz gerade absetzt und in denen die moderne CO2-Wärmepumpe UL600 verbaut ist, eine spezielle Version der Standardanlage UL500. "2019 werden rund 300 Anlagen vom Band laufen, 2020 werden es schon rund 1.000 Stück sein", so Boland. Neben Daimler gibt es einen weiteren europäischen Stadtbusexperten, der auf die umweltfreundliche Technologie setzt.

Geringes Erwärmungspotenzial und Kosten sprechen für CO2

Das Thema CO2 als Kältemittel wurde schon früh virulent, weil die herkömmlichen, chemischen Kältemittel ein hohes globales Erwärmungspotenzial haben (ein GWP von 1500 darf heute nicht mehr überschritten werden, CO2 hat eines von 1, das bisher übliche Kältemittel R134a stolze 1.430). Durch die politische Verknappung der schädlichen Mittel hat R477, wie das CO2 dann heißt, enorme preisliche Vorteile gegenüber den "Kälte-Dinosauriern", die sich noch zu denen des geringeren Energiebedarfes der Wärmepumpe als solches hinzuaddieren.

Aber zur Serienreife wurde die Technik erst dann "getrieben", als klar wurde, dass Heizung und Kühlung in Elektrostadtbussen eine viel größere Bedeutung haben wird als bisher und dass es zum Elektrobus keine Alternative mehr gibt. "Wenn wir einen Bus im Winter von Minusgraden aufwärmen müssen, dann ist die ganze Energie dahin, deswegen werden im Busmarkt zu einem der wichtigen Player", berichtet Björn Kern, seit 17 Jahren bei Konvekta tätig und Leiter des vor einem Jahr neu errichteten Technik und Innovationszentrum (TIZ) in Schwalmstadt, in dem bis zu 24 Meter lange Busse mit Bedingungen von -20 bis +40 Grad getestet werden können. "Und wir haben hier auch bewiesen, dass unsere CO2-Wärmepumpe bis zu minus 20 Grad effizient arbeiten kann", zeigt sich Kern stolz. Somit würden zumindest in Deutschland beinahe alle Wetterlagen abbilden.

Energy-Collect-System soll Leistung noch steigern

Neben diesen schon beachtlichen Leistungsdaten kann Kern auch mit zwei neuen Themen auftrumpfen, die die Leistung der hessischen Wärmepumpe noch deutlich steigern wird. "Mit dem neuen, integrierten System Energy-Collect sammeln wir im gesamten elektrischen System des Busses die überschüssige Wärme ein, und nutzen sie gezielt zur Klimatisierung von Fahrzeug und empfindlichen Batterien. Ich kann heute noch nicht sagen, ob wir da von zwanzig Prozent Effizienzgewinn sprechen können, aber wir werden da was Gutes entwickeln", sagt der Techniker. Bisher geht bei manchen Bussen noch die Wärme von Batterien oder Bremswiderstand verloren – das passt nicht zum hocheffizienten Antriebs-Konzept. 2020 schon soll diese Weiterentwicklung (sie dürfte dann wohl 3.0 heißen) zur Serienreife gelangen. Mit dazu gehört natürlich die ständige Optimierung der Steuerung, die bei Konvekta nicht umsonst "Clever Control" getauft wurde.

Wärmespeicherheizung nach bewährtem Rezept

Nicht ganz so spektakulär, aber ebenso erfindungsreich kommt eine andere Novität daher, die sich beinahe alter Hausmittel bedient: mit der Latentwärmespeicherheizung „"Heat2Go" soll dereinst mittels Paraffinwachs für schnellladende Busse Wärme einfach "getankt" werden. Der Clou: in den rund Minuten, die der Bus am Pantograf geladen wird, wird das durch Strom erhitze Paraffin bei 70 Grad flüssig. Beim Erstarren gibt es diese Wärmeenergie innerhalb von einer Stunde wieder ab und heizt so den Innenraum mit rund zehn kW ohne dabei Strom zu verbrauchen. Einfach genial, denkt man sich. Allerdings ist das Wachs brennbar, eine etwas unangenehme Eigenschaft. Noch im Sommer geht der EDDA-Versuchsträger des Fraunhofer IVI bei Konvekta in den Test. Es bleibt also noch viel zu tun in Sachen Klima. Nicht nur bei Konvekta.

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