Kontrollzahlen des BAG im Faktencheck Traue keiner Statistik

bag, kontrolle Foto: Jan Bergrath 1 Bilder

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Immer wieder taucht dieser meist falsch zitierte Spruch in den sozialen Medien auf, wenn das Kölner Bundesamt für Güterverkehr seine Kontrollzahlen veröffentlicht.

Dass der Urheber des Zitates "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast" der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill sein soll, ist bis heute nicht belegt. Aber das ist ja auch nicht schlimm, wenn man in den sozialen Medien Zweifel an einer amtlichen Statistik hat und diese mit anderen teilen möchte. Es klingt belesen.

Diese grundsätzlichen Zweifel vieler Fahrer tauchen immer wieder nach den Veröffentlichungen des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) zu den Lkw-Kontrollen auf. So wie jüngst zu den offiziellen Zahlen zum Fahrpersonalrecht für das erste Halbjahr 2020. Der Aufschrei der Empörung war groß. Die vollständige Statistik findet sich im Blog "Bauchgefühl und Dunkelziffern" unter eurotransport.de. Achtung: Sie bezieht sich rein auf das eigene Rechtsgebiet des "Fahrpersonalrechts". Das ist wiederum nur ein Teilgebiet der vielen Aufgaben der derzeit rund 220 BAG-Kontrolleure für die Straßenkontrollen. Für die gilt übrigens das Arbeitszeitgesetz genauso wie Ausfälle bei Krankheit und Urlaub. Beliebte Rechnungen, die im ersten Halbjahr 2020 im Fahrpersonalrecht kontrollierten 46.478 Fahrzeuge durch die Anzahl der Kontrolleure und Tage zu teilen, führen in die Irre. So hat das BAG allein 2018 in allen Rechtsgebieten im Güter- und Personenverkehr 402.958 Fahrzeuge kontrolliert. Reflexartig heißt es auch immer wieder, das BAG würde ausschließlich deutsche Fahrer kontrollieren, weil diese sich so schön leicht abkassieren lassen und es keine sprachlichen Probleme geben würde.

Auch das ist falsch. Im Fahrpersonalrecht wurden 2020 bis Ende Juni 31.206 gebietsfremde Lkw (GF) gegenüber 15.542 gebietsansässigen Lkw (GA) kontrolliert. Wer diese Zahlen genauer interpretiert, stellt zunächst einmal fest, dass der Unterschied zwischen 12,28 Prozent Verstößen der gebietsansässigen Fahrer und den 11,64 Prozent Verstößen gebietsfremder Fahrer nur 0,64 Prozentpunkte beträgt, wobei ziemlich genau doppelt so viele Fahrer aus den meist osteuropäischen Ländern kontrolliert wurden. Ein Vergleich zum gesamten Kontrolljahr 2019 des BAG zeigt, dass im letzten Jahr die Quote bei insgesamt 120.023 kontrollierten Fahrern im Fahrpersonalrecht bei ebenfalls doppelt so vielen gebietsfremden Fahrern für deutsche Fahrer mit 18,12 Prozent zu 15,29 Prozent wesentlich schlechter war. Besorgniserregend ist in der Tat, so wie im Jahr zuvor, der besonders auf deutscher Seite im Vergleich hohe Anteil an Verstößen gegen die Verordnung 165/2014 über die Bedienung des Fahrtenschreibers. Der hohe Druck, unter dem die deutschen Unternehmer und ihre Fahrer im Wettbewerb stehen, dazu immer öfter Probleme mit Baustellen und Staus, aber mutmaßlich auch eine schlechte Aus- und Weiterbildung der Fahrer spiegeln sich hier offensichtlich wider. Auf der anderen Seite lässt sich aus der Statistik auch ein positives Fazit ziehen: 82 Prozent aller kontrollierten Fahrer sind im "grünen Bereich".

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