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Kep-Kaufmann Bester in Deutschland

Foto: Nallinger

Martin Theis kann es selbst noch kaum fassen. Aber der 26-Jährige wurde in Berlin zum besten Kaufmann für Kurier, Express und Paketdienste (Kep) des Jahres 2011 gekürt.

Nun prangt ein entsprechender Aushang am schwarzen Brett der Kaufmännischen Schule 1 in Stuttgart. An dieser Stelle hängen die Mitteilungen der besonders erfolgreichen Absolventen der Berufsschule. "Doch ich hätte nie gedacht, dass dort jemals etwas über mich stehen würde", sagt Theis. Er sei nach wie vor vollkommen überrascht von seinem Erfolg – und auch von den vielen Glückwünschen.

Dabei ist ihm der Rummel um seine Person eher unangenehm. Spätestens seit ein Interview mit ihm in der Post-eignen Mitarbeiterzeitschrift erschienen ist, beginnen viele Telefonat mit der Nachfrage, ob er denn der Kep-Bundessieger sei. Für den bescheidenen jungen Mann eine vollkommen neue Erfahrung.

Theis kam über Umwege zum heutigen Beruf

Dabei kam Theis eigentlich eher über Umwege zu seinem heutigen Beruf. Sein Vater ist Elektrotechniker. Und auch er selbst schraubte von frühester Kindheit an Geräte auseinander und wieder zusammen. Nach der Hauptschule  entschloss er sich, die sogenannte Berufsfachschule dranzuhängen. Nach zwei weiteren Jahren hatte er damit nicht nur die Mittlere Reife, sondern darüber hinaus auch das erste Lehrjahr Elektrotechnik in der Tasche.

Daraufhin machte er sich auf die Suche nach einem Ausbildungsbetrieb, der seine Lehre auf zwei Jahre verkürzt. Ein unmögliches Unterfangen, wie sich bald herausstellte. Kommt er doch aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Dillenburg. Einen Landstrich in Hessen, den er selbst als strukturschwach umschreibt. Zudem sei die von der Berufsfachschule propagierte Ausbildungsverkürzung bei den Elektrikern auf keine große Gegenliebe gestoßen. "Zum Glück kam mir dann der Zivildienst dazwischen", erzählt Theis mit einem Lächeln.

Er jobbte zur Überbrückung bei Pin Mail

Nach seiner Zeit in einem Altenheim, jobbte er zur Überbrückung bei Pin Mail als Zusteller. "Meine Oma und meine Mutter haben bei der Post gearbeitet. Daher war mir die Zustellung vertraut", sagt Theis. Das habe ihm großen Spaß gemacht und zum Umschwenken bei seinem Berufswunsch geführt. Wohl auch deshalb, weil der Versuch eine Stelle als Elektriker-Azubi zu bekommen mit eher negativen Erfahrungen verknüpft war. Aber auch zunächst gegen den Rat der Eltern, die es zum damaligen Zeitpunkt lieber gesehen hätten, dass der Sohn eine technische Laufbahn einschlägt.

Noch vor Abschluss zur Kep-Fachkraft wechselt er die Arbeitsstelle

Aufgrund des Mangels an Lehrstellen in seiner Heimatregion – aber auch aufgrund des Umstands, dass seine Freundin in Pforzheim wohnt –, begann er eine zweijährige Ausbildung zur Kep-Fachkraft, landläufig besser als Zusteller bekannt. "Die Ausbildung bei dem privaten Postdienstleister war jedoch mehr als grenzwertig", urteilt er heute.
Nachdem die Industrie- und Handelskammer von den dortigen Bedingungen erfuhr, vermittelte ihm die Kammer noch vor seinem Abschluss eine neue Arbeitsstelle. So kam Theis schließlich zum Post-Konzern, wo er diese erste Ausbildung erfolgreich abschloss.
Dieser Schritt stellte sich im Nachhinein für ihn als richtungsweisend heraus. War er doch der Türöffner für seine zweite Ausbildung. »Beim Post-Konzern ist die Ausbildung zur Kep-Fachkraft die Voraussetzung zur Lehre zum Kep-Kaufmann«, erklärt der Bundessieger. Eine Laufbahn, die dem mittleren Dienst entspricht, wie er früher hieß. Und das, obwohl er eigentlich nie etwas Kaufmännisches lernen wollte, wie er unumwunden zugibt. Letztlich müsse man sich aber nur in die Materie hineindenken, dann sei alles gar nicht so schwer. Letztlich hat der Preisträger dann sogar Gefallen an der Betriebswirtschaft gefunden.

Auch die Großmutter hat im mittleren Dienst gearbeitet

Doch auch wenn ihm die Lehrinhalte nicht sonderlich schwer fielen, sei ihm nicht mal ansatzweise die Idee gekommen, dabei besonders gut abzuschneiden. Seine Familie, allen voran die Mutter und vor allem die Großmutter »platzen vor Stolz«, wie er berichtet. Kein Wunder, hatte seine Oma doch ebenfalls im mittleren Dienst gearbeitet und kennt die Herausforderungen des Berufs daher genau. "Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle meinem Berufsschullehrer Ulrich Kohler, dem es gelungen ist, selbst komplexe Inhalte verständlich zu machen", sagt Theis. Außerdem schätze er das breite Allgemeinwissen des Pädagogen. Nicht umsonst habe die Lehrkraft von seinem Schülern den Spitznamen Wikipedia erhalten. Ein Wissen, von dem letztlich auch er selbst profitiert habe.

Theis verpasst keine Dokumetation über die Logistik

Doch nicht nur das Kaufmännische hat es dem 26-Jährigen mittlerweile angetan. Auch die Post-Geschichte fasziniert ihn. So verpasst er keine Dokumentation über die Logistik des gelben Konzerns. Vor allem dann, wenn es um den Wandel in der Technik geht.
In der Lehre an sich durchlief er eine Vielzahl an Stationen. Ein Vorteil, den einem eben nur ein großes Unternehmen bieten könne, ist er überzeugt. Derzeit ist Theis übergangsweise für die Personaldisposition am Standort Bruchsal zuständig. Da heißt es Einsatzpläne machen und den Ablauf überwachen. In die Zustellung muss er hingegen kaum noch. Höchstens als Ersatz, falls gleich mehrere Kollegen krankheitsbedingt ausfallen.

Nach wie vor hat der Kep-Kaufmann eine Schwäche fürs Schrauben und Löten

Nicht verwunderlich ist, dass Theis nach wie vor eine Schwäche fürs Schrauben und Löten hat. Vor allem die IT-Technik hat es ihm angetan. "Was ich da mein Eigen nenne, ist unter normalen Gesichtspunkten wahrscheinlich ziemlich viel für eine einzige Person", räumt er mit einem Augenzwinkern ein. Aber wenn schon erst einmal nicht beruflich, würde sich diese Schwäche eben nun privat niederschlagen. Erst einmal nur beruflich niederschlagen? Ja, denn der Kep-Bundessieger will die weiteren Aufstiegschancen bei der Post nutzen, um in den gehobenen Dienst aufzusteigen. Dort hat er bereits ein erstes Ziel vor Augen: Eine Karriere in der IT-Technik des Post- und Logistikriesen. Doch auch wenn er Stand heute noch nicht genau sagen kann, wohin die Reise geht. Eines ist ihm klar: Die Post will er nicht mehr verlassen.


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