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Kep-Dienste unter Strom Paketboom zu Weihnachten

Foto: Amazon Deutschland

Die Logistikdienstleister rüsten sich für den Paketboom zu Weihnachten. Sie setzen deutlich mehr Mitarbeiter und Lkw ein.

Ja, ist denn schon Weihnachten? Für die KEP-Dienstleister schon. Lange bevor das erste Lichtlein brennt, hat das Weihnachtsfieber sie erfasst. Ihre beförderten Brief- und Paketmengen steigen seit Wochen. Zum Fest der Liebe rechnen sie mit neuen Rekorden. Um die Paketflut zu bändigen, haben die Unternehmen Tausende zusätzliche Mitarbeiter für die Zustellung und Abwicklung in den Paket- und Logistikzentren eingestellt. Auch appellieren sie an die Versender – ob privat oder gewerblich –, sie in dieser Hochphase nicht noch mit Sonderwünschen zu überfordern.

Keine Schleifen an den Paketen anbringen

Ein mit Schleifen geschmücktes Paket? Sieht hübsch aus, erhöht den Aufwand in der Abwicklung aber beträchtlich. Daher listet zum Beispiel DPD anschaulich auf, worauf Versender besser verzichten sollten. Die hübsche Schleife nämlich kann sich in den automatischen Sortieranlagen verfangen. Die Folgen damit verbundener Ausfälle für die Logistik mag sich keiner ausmalen. Dass die Kartons unbeschädigt und Hohlräume ausgepolstert sein sollten, steht ebenfalls auf dem Wunschzettel des Paketdiensts.

Hektik bei den Dienstleistern löst auch das betreffende Timing aus. So sind Geschenke in letzter Minute nicht nur für die Schen­kenden, sondern vor allem auch für die Logistikdienstleister besonders nervenaufreibend, was für einen Versand nicht erst kurz vor Torschluss spricht. Bedeutet: Sollen die Gaben rechtzeitig unterm Baum sein, empfiehlt DPD, die Standardpakete bis spätestens 20. Dezember (zwölf Uhr) zu verschicken. Wie DPD weisen auch DHL und Hermes darauf hin, dass am 20. Dezember Annahmeschluss ist.

BIEK erwartet bis zu acht Prozent mehr B2C-Sendungen

Weihnachten kommt zum Glück nicht überraschend, daher wissen die KEP-Dienste, worauf sie sich einstellen müssen. Trotzdem dürfte die Paketlogistik in diesem Jahr besonders anspruchsvoll werden. „Im Vergleich zum Weihnachtsgeschäft 2018 wird mit deutlichen Zuwächsen von sieben bis acht Prozent bei den B2C-Sendungen in der gesamten KEP-Branche gerechnet“, sagt der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) voraus. Er erwartet, dass im November und Dezember in Deutschland täglich im Schnitt bis zu 14 Millionen KEP-Sendungen befördert werden, an Spitzentagen gar bis zu 19 Millionen. „Um dieses Sendungsvolumen zu bewältigen, werden in dieser Zeit rund 25.000 zusätzliche Zusteller eingesetzt.“

Besonders viele davon ent­fallen auf die Deutsche Post DHL (DPDHL). Sie stellt nach eigenen Angaben erneut rund 10.000 zusätzliche Aushilfskräfte in allen Bereichen der Produktion ein. „Dazu kommen mehr als 12.000 zusätzliche Fahrzeuge und rund 41.000 zusätzliche Rollbehälter“, teilte das Unternehmen gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell mit. Es teilt die Prognose des BIEK, was die Mengensteigerungen angeht. In absoluten Zahlen bedeutet das für die Mitarbeiter in den Logistikzentren und auf der letzten Meile: mehr als elf Millionen Paketsendungen täglich an den Tagen vor Heiligabend. Zum Vergleich: Sonst wickelt die DPDHL im Tagesdurchschnitt fünf Millionen Pakete ab.

DPD erwartet mehr als zwei Millionen Pakete pro Tag

DPD stellt sich an den Spitzentagen vor Weihnachten auf mehr als zwei Millionen Pakete pro Tag ein und setzt in den Sortierzentren und in der Paketzustellung auf bis zu 4.000 zusätzliche Arbeitskräfte. GLS wiederum benötigt in dieser Zeit bis zu 3.000 zusätzliche Leute und für den Transport bis zu 700 Fahrzeuge mehr. Damit die Pünktlichkeit nicht leidet, verzichtet das Unternehmen gar auf Neugeschäft. „Um unseren Bestandskunden und ihren Paketempfängern die gewohnt hohe Qualität zu bieten, nehmen wir in der Vorweihnachtszeit keine neuen Vertragskunden auf“, teilt Martin Seidenberg mit, Vorsitzender der Geschäftsführung bei GLS Germany.

Keine Frage, dass der Paketboom auch Auswirkungen auf die Hauptläufe hat. Bei Hermes Germany bedeutet das: 450 ­Sattel- und Gliederzüge zusätzlich zwischen den Logistikzentren. In der Zustellung kommen nach Firmenangaben rund 3.900 zusätzliche Fahrzeuge zum Einsatz. „Insgesamt werden zu Weihnachten bis zu 15.000 Zusteller für Hermes im Einsatz sein“, heißt es. Hermes lässt sich den erhöhten Aufwand auch honorieren. Wie 2018 erhebt das Unternehmen auch 2019 einen Peak-Zuschlag. Der Aufpreis gelte für Firmenkunden vom 1. November bis Jahresende. Die Höhe habe man individuell mit den Kunden vereinbart, heißt es.

Auch Hermes nennt Zahlen, die aufhorchen lassen: Die Firmenverantwortlichen erwarten im diesjährigen Weihnachtsgeschäft mehr als 85 Millionen Sendungen. Heißt: Im Schnitt gibt jeder Bundesbürger vor Weihnachten eine Sendung bei Hermes auf. An Spitzentagen geht Hermes von bis zu 2,3 Millionen Päckchen und Paketen aus. Unterm Strich erwartet der Logistikdienstleister ein Plus von etwa sechs Prozent.

Run auf Parfüm, Spielzeug und Bücher bei Amazon

Beflügelt wird das Wachstum auch durch millionenfache Bestellungen beim Onlineriesen ­Amazon, für den auch Hermes und DHL tätig sind. Gab es im November einen großen Run auf Adventskalender, sind im fortgeschrittenen Weihnachtsgeschäft Klassiker wie Parfüm, Spielzeug und Bücher gefragt. Ein Amazon-Sprecher macht zwei Spitzen aus, die für das Unternehmen herausfordernd sind: den Peak im Wareneingang und den Peak im Warenausgang. Zuerst werden die Logistikzentren gefüllt, ehe schlagartig der Abverkauf einsetzt. Um eine Vorstellung zu bekommen: Am Spitzentag im Weihnachtsgeschäft 2018 verließen 540.000 Artikel an einem Tag den Standort Frankenthal.

Bei Amazon sieht man den Päckchenboom relativ gelassen. Die Teams an den Standorten sähen sich als Weihnachtsexperten an und fühlten sich als „Helfer des Weihnachtsmanns“, heißt es. Trotzdem stoßen auch sie in den heißen Wochen kräftemäßig mitunter an ihre Grenzen, sodass Amazon jeden Standort mit einigen Hundert Saisonarbeitskräften verstärkt hat. Entlastung für das Weihnachtsgeschäft im nächsten Jahr verspricht sich der Onlinehändler auch durch sein 13. Logistikzentrum in Mönchengladbach, das im August eröffnet wurde. Die Lage in Nordrhein-Westfalen sei sehr günstig und helfe, Kunden dort pünktlich zu beliefern. Auch das eint die Logistiker im Lande: Sie wollen die Paketflut nicht nur gut, sondern auch pünktlich bewältigen. Niemand soll an Heiligabend leer ausgehen müssen.

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