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KEP-Dienst für Sonderfahrten Flash Europe International setzt auf Wachstum

Foto: Flash Europe

Philipe Higelin führt Flash Europe seit 2004 und hat aus dem Familienunternehmen mit Sitz im französischen Metz, das aus mehreren Firmen bestand, einen Spezialisten für Sonderfahrten geformt.

KEP aktuell: Herr Higelin, warum ist der deutsche Markt so wichtig für Sie?

Philip Higelin: Deutschland ist im Bereich der Sonderfahrten und bezogen auf das Volumen der größte Markt in Europa. Wir agieren zwar sehr automobilgetrieben, aber hier gibt es auch viele andere Industrien wie Baumaschinenhersteller oder Druckereien, die ansonsten aus Europa fast ganz verschwunden sind. Für uns ist das eine Chance, uns vertikal zu entwickeln. Eine Spezialität der Deutschen ist der Mittelstand, der es uns ermöglicht, unser Portfolio für die Kunden zu diversifizieren.

Sie sprechen sehr gut deutsch. Haben Sie deutsche Wurzeln?

Flash hat seinen Sitz in Metz, das nur rund 50 Kilometer von der deutschen Grenze in der Nähe von Saarbrücken entfernt liegt. Unsere Region war in den vergangenen 150 Jahren mal deutsch, mal französisch – das verbindet uns mit Deutschland. Wir sind halb deutsch und halb französisch und wollen eine deutsch-französische Gruppe aufbauen.

Sie haben kürzlich die EF Group und Schwerdtfeger Transport übernommen. Wie läuft die Integration?

Die Integrationsprozesse beider Firmen sind total verschieden. EF agiert wie ein kleines Flash. Das heißt, viele Automobil- und große Kunden, lange Strecken, international, zentral gesteuert. Wir haben EF aufgrund dessen voll in die Flash Deutschland Organisation integriert. Das Management von Flash ist nun auch das von EF und wir haben einige Standorte in Deutschland dazu bekommen. Wir sind mit der Integration von EF stärker geworden in Deutschland.

Was ist anders an Schwerdtfeger?

Schwerdtfeger ergänzt unser Geschäft in Deutschland. Es ist ein lokal stark verankertes Familienunternehmen, das sich mehr auf Industrien wie Möbel oder Textilien fokussiert hat. Branchen, wo wir bislang nicht aktiv waren. Deren Kundenportfolio ist sehr mittelständisch und national geprägt. Das Unternehmen ist lokal organisiert und besitzt eine eigene Flotte, die wir bislang bei Flash nicht hatten. Schwerdtfeger soll deshalb weiter selbstständig in unserer Gruppe agieren und seinen Namen behalten. Wir haben einen Geschäftsführer eingestellt, die Gründer haben sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen.

Wo erwarten Sie weiteres Wachstumspotenzial in den kommenden zwei, drei Jahren?

Natürlich möchten wir uns in Europa weiterentwickeln, aber auch gerne international wachsen. Das heißt, wir wollen noch mehr auf anderen Kontinenten tätig sein. Wichtige Richtungen sind für uns Amerika und Asien. Wir sind außerdem überzeugt, dass wir in Sachen Digitalisierung einiges an Wachstumspotenzial heben können.

Inwiefern?

Wir sind seit 2013 überzeugt, dass die Digitalisierung die Welt ändern wird. Das liegt zwar noch nicht so weit zurück, doch wir haben damals ein Motto entwickelt: Disrupt ourselves before others do. Das heißt, wir wollen nicht warten, bis uns jemand überholt oder zerstört, sondern selbst aktiv sein. Wir sind ein Inkubator – ein kleines Rocket international.

Was heißt das?

Zu uns gehören vier Start-ups, mit denen wir uns zunächst mit bestehenden Kunden vernetzen und später auch auf dem internationalen Markt etablieren wollen. Das Unternehmen easy4pro bietet alle Flash-Lösungen sowie die komplette EDV an. Kunden können damit alle Services von Flash nutzen, ohne bei uns anrufen zu müssen. Das spart Geld und Zeit – auf beiden Seiten. Ein zweites Start-up heißt easy2go. Eine Firma, die wir vor anderthalb Jahren selbst gegründet haben und die sich stark entwickelt. Und schließlich Upela.com. Anders als die Mutter Flash bietet diese Plattform Express an und fungiert als Lösung für Adhoc-Anfragen.

Es geht Ihnen also darum, dem Kunden die Abwicklung zu erleichtern und sich besser zu vernetzen?

Genau. Wir möchten eine nahtlose Plattform für alle entwickeln. Nach dem Vorbild von Google wollen wir viele Anwendungen anbieten, die auch für Wettbewerber offen sind. Nutzer sollen über die verschiedenen Module alles finden können.

Können Kunden die Tools schon nutzen?

Ja, das geht. Das Geschäft entwickelt sich stark. Über die Plattformen erwirtschaften wir bereits zehn Prozent unseres Umsatzes. Es ist nicht nur ein Showcase. Wir wollen uns jeden Tag  verbessern. Upela wurde vor vier Jahren gegründet und entwickelt sich prima. Wir haben das Start-up vor sechs Monaten übernommen und haben damit bereits 20.000 Kunden. Bei ­easy4pro haben wir weniger, dafür aber große Kunden. Der Fokus von easy2go liegt auf dem Einzelhandel und auf der letzten Meile.

Ist denn vorstellbar, dass Ihre IT-Start-ups irgendwann mehr Umsatz generieren als das traditionelle Geschäft?

Ja, das ist möglich. Diese Modelle sind skalierbarer als traditionelle. In ein paar Jahren könnten die Start-ups mehr als die Hälfte vom Umsatz der Gruppe machen. Das ist zumindest unsere Hoffnung. Wir sind überrascht, wie schnell sich manches schon entwickelt hat, stehen aber noch am Anfang der Orchestrierung.

Das heißt aber, dass Sie hier das größte Wachstumspotenzial für Ihr Unternehmen sehen?

Ja. Es geht eben nicht alles über Sonderfahrten, sondern vieles auch adhoc, also nicht so dringend. Wir stellen viel taggleich zu, manchmal auch am nächsten oder übernächsten Tag. Digital können wir uns in vielen Ländern weltweit schneller entwickeln. Mehr als mit eigenen Niederlassungen. Der Markt, den wir angreifen müssen, ist größer als der der Sonderfahrten in Europa.

Zur Person

  • Philipe Higelin arbeitet seit 1999 für Flash Europe International
  • Er führt die Gruppe seit 2004
  • Seit 2010 ist Higelin Chairman & CEO
  • Der gebürtige Franzose hat Finanzwesen studiert
  • Der 53-jährige Higelin ist geschieden und hat zwei Kinder

Flash Europe

  • Unternehmenssitz Luxembourg
  • Gegründet 1981 in Metz, Frankreich
  • 600 Mitarbeiter
  • 2016: insgesamt 647.000 Lieferungen
  • 2016: 170 Millionen Euro Umsatz
  • Zugang zu rund 6.000 (zum Teil eigenen) Fahrzeugen sowie rund 600 Flugzeugen und Hubschraubern
  • Kooperation mit mehr als 300 Frachtschifffahrtsunternehmen
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