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Karriere Ausbildung im Ausland

Prof. Dr. Dirk Lohre Foto: Küppers

Die Möglichkeiten für junge Menschen in der Logistikbranche sind enorm.
Doch welcher Einstieg ist für welches Ziel der richtige und worauf achten Unternehmen?
Über Chancen und Berufswege sprach trans aktuell mit dem Heilbronner Prof. Dirk Lohre.

Viele Mittelständler konkurrieren mit den großen Logistikern und Industrieunternehmen um Nachwuchskräfte. Doch diese haben mehr Ressourcen auf allen Ebenen: personell und meist auch finanziell. Bei Mittelständlern geht es oft zunächst darum, von Schul- und Hochschulabsolventen überhaupt wahrgenommen zu werden, sagt Prof. Dirk Lohre, Leiter des Studiengangs Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik an der Hochschule Heilbronn.

trans aktuell: Herr Lohre, klagt die Branche zu Recht über fehlenden Nachwuchs?

Prof. Dirk Lohre: Auch wir stellen fest: Es wird für Unternehmen immer schwieriger, adäquaten Nachwuchs zu finden. Und so versuchen Unternehmen, ihre Angebote entsprechend anzupassen. Dazu zähle ich etwa die Integration von neuen Mitarbeitern in Entwicklungsprogramme im Ausland oder dass Personalchefs bereits zum Einstieg Entwicklungspfade im Betrieb aufzeigen. Das war früher so nicht möglich. Die Branche wird internationaler und die Ausbildung muss hier nachziehen. Das spiegelt sich auch im Hochschulbetrieb wider. Viele unserer Studenten nehmen das Angebot für ein Auslandssemester wahr.

Wie finde ich als Student das richtige Angebot? Die Vielfalt ist doch enorm.

Das kommt auf die Persönlichkeit des Studenten dar. Legt er den Schwerpunkt auf praktische Einblicke und Erfahrungen während des Studiums, ist er an einer Fachhochschule richtig oder kann ein duales Studium machen. Letzteres ist stärker verschult, während ein Student bei uns selbst stärker initiativ werden muss. Partnerhochschulen, Förderprogramme, Kontakte zu Industrie und Speditionen gibt es bei beiden.

Und welcher Abschluss sorgt für den besseren Karrierestart?

Ein Gespräch mit Personalverantwortlichen hat gezeigt, dass es bisher zwischen Bachelor- und Masterabsolventen noch keine großen Unterschiede in den Einstiegsgehältern und -chancen gibt. Grundsätzlich bezahlen Verlader wie Industrie und Handel höhere Startgehälter als Speditionen. Wer bereits mit einem Berufsabschluss erste Erfahrungen in Leitungspositionen sammeln konnte, ist gegenüber einem Trainee oftmals im Vorteil. Ein zweiter Vorteil: Wer im Studium schon in der Branche ein Praktikum macht oder zuvor eine Ausbildung gemacht hat, findet nach dem Abschluss selbstverständlicher und leichter in den Beruf.

Wie finde ich als Student einen geeigneten Studienort?

Der DSLV bietet eine gute aber nicht vollständige Übersicht über Ausbildungsangebote in Deutschland. Während wir einen Schwerpunkt auf Logistikdienstleiter legen, bieten andere BWL mit Schwerpunkt Industrie und Handel. Man verbaut sich nichts, wenn man mal in eine andere Richtung geht. Wer eine bestimmte Vertiefung wählt, kann trotzdem später  wechseln. Wer zügig studieren und gleichzeitig ein Auskommen haben will, ist an der Dualen Hochschule gut aufgehoben. Die Fachhochschule haben engere Kontakte zu Unternehmen und können direkten in den Job vermitteln, als wenn ich von einer Uni komme.

Zahlt sich denn ein Auslandsaufenthalt finanziell aus?

Auslandserfahrung ist – Stand heute – extrem förderlich auf der Jobsuche, insbesondere, wenn ich bei einem international tätigen Unternehmen eine Zusage will. Mit einem Auslandssemester oder -praktikum setzt man deutliche Signale: Ich bin neugierig auf die Welt, mobil und habe den Ehrgeiz, mich einzusetzen.

Welche Chancen bietet im Vergleich dazu ein berufsbegleitendes Studium?

Sicherlich gute. Bei uns ist ein solches Studium in Planung. Verschiedene private Träger bieten logistische Studiengänge in Teilzeit bereits an, etwa das FOM in Essen.

Welche Möglichkeiten sehen Sie für Quereinsteiger?

Die Zugänge weichen sich auf. Auch einem Fachwirt für Lagerlogistik ist es jetzt möglich, bei uns zu studieren und weiter studienbegleitend zu arbeiten. Sozialpolitisch ist das sicher sinnvoll, doch müssen wir darauf achten, unsere Qualitätsziele zu erreichen.

Wie gehen Mittelständler am besten vor, um Hochschulabsolventen zu finden und für sich zu gewinnen?

Mittelständler haben oft das Problem, zu klein zu sein, um kontinuierlich Studenten ausbilden zu können. Dadurch fehlt ihnen oft die nötige Erfahrung, um die richtigen Studenten auszuwählen und professionell zu begleiten. Dabei ist das Tätigkeitsfeld eines Mittelständlers oft sehr spannend. Was fehlt, ist die Möglichkeit, Aufstiegspfade aufzuzeigen.

Auch wer später einmal nicht international arbeiten will, ist bei einem mittelständischen Unternehmen gut aufgehoben. Studenten suchen oft primär bei den großen Namen. Und so kommt es vor, dass sie im Praktikum bei einem großen Logistiker Joghurtsteigen
packen. Doch beim Mittelstand kann man auch Glück und Pech haben – unterm Strich schöpft dieser wohl seine Möglichkeiten nicht voll aus.

Welche Chancen bietet hier eine Logistikkooperation?

Sehr große. Warum kann man nicht wie bei Fahrzeugen oder IT gemeinsam in Personalressourcen investieren? Studenten könnten so verschiedene Standorte während des Studiums kennenlernen. Und wer zum Studienabschluss eine Stelle zu besetzen hat, bezahlt eine Ablöse an das Partnernetz. Das geht von gemeinsam organisierten, speziellen Tagesseminaren bis zur abgestimmten Personalplanung. Die Studenten können ihre Praxisphase bei allen Partnern machen. Leider fehlt manchmal die Einsicht, dass man nur einen gemeinsam vorankommt, wenn jeder einen Schritt zurückmacht.

Zur Person

Prof. Dr. Dirk Lohre (44) ist gelernter Speditionskaufmann und hat in Duisburg Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Logistik studiert. Der gebürtige Nordrhein-Westfale ist Direktor des Instituts für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik der Hochschule Heilbronn und den Studiengang Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik. Zudem ist er Chef des Steinbeis-Beratungszentrums für Spedition und Logistik in Heilbronn.

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