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Frank Iden im Gespräch Trans-o-flex im Aufwind

Trans-o-flex-Transporter im neuen Corporate Design Foto: Trans-o-flex

Trans-o-flex will mit neuen Gesellschaftern und Millionen-Investitionen wieder auf Erfolgskurs kommen.

KEP aktuell: Trans-o-flex (tof) hat seit April 2016 neue, alte Eigentümer. Amberger und Schoeller haben das Unternehmen schon einmal erworben. Hat Sie der Eigentümerwechsel kurz nach Ihrem Eintritt ins Unternehmen überrascht oder kalt erwischt?


Frank Iden: Nein, das war eher ein Segen – nicht nur für mich, sondern für das ganze Unternehmen. Ich bin ja bereits im Oktober 2015 zu tof gekommen, wurde dann im Februar 2016 Vorsitzender der Geschäftsführung und durfte den Prozess des Verkaufs mit vorbereiten. Die Familien Amberger und Schoeller kennen das Geschäft ganz genau. Sie verkörpern Werte, die unsere Kunden sehr schätzen.

Das Unternehmen ist/war in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Kürzlich gaben Sie bekannt, 56 Millionen Euro bis 2018 in IT, Fahrzeuge, Umschlagzentren und Mitarbeiterschulung investieren zu wollen und auf ein vollständig aktiv temperaturgeführtes Transportnetz umzustellen. Geht es endlich wieder aufwärts?
Ja, das ist durch die neuen Eigentümer möglich. Wir haben ihnen einen komplett durchfinanzierten Restrukturierungsplan präsentiert. Ein Punkt sieht darin vor, dass wir in unser Netzwerk investieren wollen. Dementsprechend haben wir Gelder freigegeben bekommen. Wir werden in Fahrzeuge ebenso wie in unsere Niederlassungen investieren, weil wir im Segment Pharma, das eine unserer Kernbranchen ist, künftig nur noch temperiert zustellen wollen.

Wie viele neue Fahrzeuge wollen Sie in welcher Zeit anschaffen?


Bis Ende des Jahres werden es 70, in der Endausbaustufe insgesamt rund 400 sein. Wie schnell das vonstatten geht, hängt vom Wachstum des Volumens im Segment „Ambient“ ab. Viele Arzneimittelversender nutzen bereits unser flächendeckendes System für den Temperaturbereich 15 bis 25 Grad Celsius. Es werden mehr werden und es wird sich lohnen, die steigenden Mengen mit komplett temperierten Fahrzeugen auszuliefern.

Werden Sie den klassischen Schnelllieferdienst langfristig aufgeben?


Nein, überhaupt nicht. Wir bedienen die Kernbranchen: Pharma, Kosmetik und Consumer Electronics. Die Segmente, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenpassen, ergänzen sich extrem gut. Im Bereich Pharma garantieren wir nicht nur die Temperierung, sondern erfüllen höchste Anforderungen in Sachen Sicherheit, Sauberkeit, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit. All das setzen wir auch bei Nicht-Pharmakunden ein. Hier kann die Temperaturführung ebenso nützlich sein, da es in normalen Fahrzeugen in den Sommermonaten oft mehr als 50 Grad Celsius heiß wird. Wir stärken also den Schnelllieferdienst.

Bislang gibt es zwei getrennte Netzwerke. Werden diese zusammengeführt?


Nein, die bleiben getrennt. In dem einen Netzwerk stellen wir temperiert zwischen 15 und 25 Grad zu. Da fahren auch Waren temperiert mit, die es nicht unbedingt müssten. Und wir haben ein Spezialnetzwerk für pharmazeutische Produkte, die zwischen 2 und 8 Grad transportiert werden müssen – das macht Thermomed, die vor allem Apotheken, Krankenhäuser und den Pharmagroßhandel beliefert.

In den vergangenen Jahren gab es häufige Wechsel in der tof-Geschäftsführung. Erst kürzlich wieder. Kehrt nun Ruhe ein?


Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich unter anderem auch dadurch aus, dass in der Geschäftsleitung eine gewisse Kontinuität zu finden ist. Das war bei tof in der Vergangenheit nicht immer der Fall und hat vermutlich zu der Lage des Unternehmens beigetragen. Wir sind jetzt gut und mit einem starken Team aufgestellt. Mit Wolfgang Weber im Bereich Operations, der aufgrund seiner langjährigen Erfahrung bei tof weiß, welche Stellhebel er betätigen muss. Mit Axel Stetenfeld als erfahrenem Finanzexperten. Mit unserem Chief Restructuring Officer, Dr. Sven Rutkowsky, der für strategische Projekte im Supply Chain Management verantwortlich ist. Und mit mir als Spezialist im Bereich Vertrieb und Marketing. Wir werden tof gemeinsam wieder auf Erfolgskurs bringen.

Die Marke Trans-o-flex bleibt also erhalten?


Auf jeden Fall. Trans-o-flex ist eine sehr starke Marke, die sich im Stadtbild etabliert hat. Deshalb wäre es nicht schlau, sie aufzulösen. Im Gegenteil, wir werden sukzessive unseren Außenauftritt modernisieren. Wir haben dafür unsere Schleife gedreht, sie ist jetzt nach vorne ausgerichtet und zeigt die Richtung an, in der wir ab sofort unterwegs sein wollen. Die Logistikgruppe tritt künftig mit allen Dienstleistungen unter der einheitlichen Marke trans-o-flex auf. Es gibt drei Geschäftsfelder: Pharma Logistics, Technology Logistics sowie Contract Logistics. Pharma Logistics bündelt dabei das gesamte Transportangebot des Unternehmens für pharmazeutische Produkte und Kosmetik. Im Geschäftsfeld Technology Logistics fasst trans-o-flex Transporte von Elektronikprodukten und anderen hochwertigen Gütern zusammen. Im dritten Geschäftsfeld Contract Logistics sind alle Lagerlogistikleistungen und Sonderservices organisiert.

Sie haben eine Digitalisierungsoffensive angekündigt. Was bedeutet das für Ihre Abläufe und die Ihrer Kunden?


Insbesondere im Bereich Pharma, wo wir nach der guten Vertriebspraxis (GDP) ausliefern müssen, findet die Dokumentation bislang noch in zwei unterschiedlichen Systemen statt. Das wollen wir in der Offensive GDP+ zusammenführen. Außerdem wollen wir manuelle Prozesse abschaffen, um künftig doppelte Ablagen oder Fehler bei der Erfassung zu vermeiden. Die Abläufe sollen einfacher, schneller, sicherer und transparenter werden – mit dem Ziel, künftig möglichst papierlos zu arbeiten.

Ihr Kernbereich Healthcare ist in der ersten Jahreshälfte um 20 Prozent gestiegen. Rechnen Sie mit einer ähnlichen Steigerung bis zum Jahresende?


Diese Steigerung betrifft den Bereich Ambient, also die aktive Temperaturführung bei 15 bis 25 Grad Celsius, der derzeit bei tof rund zehn Prozent vom gesamten Volumen umfasst. Wir rechnen künftig mit deutlich höheren Wachstumsraten als die bisher erreichten 20 Prozent. Die Anforderungen durch die GDP sind definitiv im Markt vorhanden.

Welche Marktanteile haben Sie in Deutschland im Bereich Healthcare?


In der Direktbelieferung von Pharmaunternehmen zu Apotheken haben wir einen Marktanteil von rund 70 Prozent. Zum Verständnis: 30 Prozent der Pharmaware läuft im Direktgeschäft, 70 über den Großhandel. Am Gesamtmarkt haben wir daher ungefähr 20 Prozent, denn Apotheken kaufen auch über den Großhandel ein, den wir allerdings auch beliefern. Exakt lässt sich unser Marktanteil also nicht beziffern. Bei uns macht der Bereich Healthcare etwa die Hälfte des Umsatzes aus, die andere Hälfte erwirtschaften wir über Consumer Electronics.

Wo wollen Sie hin?


In der Vergangenheit lautete die Strategie, über Mengen stark zu wachsen. Das hat uns leider in diese Situation gebracht. Wir verstehen uns als Spezialanbieter für Consumer Electronics, Kosmetik und Pharma und wollen unsere Kunden mit Präzision, Zuverlässigkeit und Qualität überzeugen. Diese klare Positionierung hat dem Unternehmen damals gefehlt. Das Ziel heißt nunmehr, moderat zu wachsen. Da wir uns sehr auf die Temperaturführung fokussieren, werden wir im Bereich Healthcare aber sicher neue Kunden gewinnen, die unser Netz nutzen.

Werden Sie 2016 mit einem Plus abschließen?


Nein, aber das ist aufgrund der Restrukturierungskosten auch gar nicht möglich. Der eingeschlagene Sanierungsplan trägt aber erste Früchte. Im September hat trans-o-flex erstmals nach längerer Zeit wieder positive EBITDA-Zahlen geliefert. Und Ende 2017 wollen wir schwarze Zahlen vorweisen – das werden wir schaffen, weil wir ein gutes Konzept haben und mit viel Spaß an die Aufgabe rangehen.

ZUR PERSON

  • Frank Iden ist seit Februar 2016 Vorsitzender der Geschäftsführung bei trans-o-flex.
  • Der gelernte Speditionskaufmann bringt mehr als 30 Jahre Erfahrung aus der Speditions-, Post und Paketdienstwelt mit.
  • Er war mit Aufgaben aus unterschiedlichsten Bereichen der Logistik-Supply-Chain betraut: von Landverkehren über Kontraktlogistik bis zur Luft- und Seefracht.
  • Iden verfügt daher über Expertise in der B2Bwie in der B2C-Logistik. Schwerpunkte seiner Arbeit waren Programme in den Feldern Kundenorientierung, Prozessoptimierung, Effizienzsteigerung und Neustrukturierung.
  • Zuletzt war Iden CEO der Hermes Logistik Gruppe Deutschland. Zuvor hat er Führungspositionen bei Prime-Mail, Deutsche Post, TNT und Interfracht bekleidet.
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