Interview mit Olaf Mußhoff Zahlreiche Neuerungen bei der Automechanika 2022

Olaf Mußhoff, Director Automechanika Foto: Pietro Sutera

Die Automechanika in Frankfurt versteht sich wieder in erster Linie als Präsenzmesse. Interview mit Olaf Mußhoff, Steuermann der Automechanika.

Die Automechanika in Frankfurt versteht sich wieder in erster Linie als Präsenzmesse und bietet Besuchern aus der Pkw- und Nutzfahrzeugbranche umfassende Lösungen. Olaf Mußhoff, Steuermann der Frankfurter Leitmesse, erklärt, worauf sich Besucher 2022 freuen können.

In diesem Jahr erstreckt sich die Messe über acht Hallen. Mehr als 80 Prozent der Aussteller sind aus dem Ausland. Knüpft die Automechanika damit an ihre Erfolge aus früheren Jahren an?

Ich glaube tatsächlich, dass wir gerade in eine neue Zeit eintreten. Die Pandemie hat das Messegeschäft extrem hart getroffen. Mit neuen Formaten werden wir an die Qualität der Automechanika 2018 sicherlich anknüpfen können. Ich gehe davon aus, dass die Automechanika Frankfurt wieder der internationale Treffpunkt für den Aftermarket sein wird. Es wird ein wenig anders sein, aber vielleicht spannender als in der Vergangenheit, weil wir ein paar Sachen anders machen.

Aus der Drei-Tage-Sonderausgabe von 2021 haben Sie sicherlich viele Erkenntnisse gewonnen, welche die aktuelle Automechanika 2022 bereichern ...

Das ist absolut so. Eine wichtige Erkenntnis ist die Grundlage für die diesjährige Automechanika: Die Menschen wollen sich wieder persönlich treffen. Der Schwerpunkt der Automechanika Frankfurt ist die Präsenzmesse. Das ist der absolute Kern dessen, was wir anbieten – und vor allem das, was unsere Kunden von uns erwarten. Eine weitere Erkenntnis ist, dass wir eine digitale Ergänzung weiterhin anbieten werden, die soll in erster Linie den Besuchern dazu dienen, die Messe vor- und nachzubereiten. Es geht weniger um das, was wir letztes Jahr gemacht haben, eine hybride Veranstaltung. Das System kann natürlich auch von interessierten Marktteilnehmern genutzt werden, die aus verschiedensten Gründen nicht nach Frankfurt kommen können.

Welche digitalen Möglichkeiten nehmen Sie auf?

Es wird die Möglichkeit geben wie letztes Jahr auch, Videocalls oder Chats zu nutzen. Es gibt Möglichkeiten für die Unternehmen, sich zu präsentieren. Wir werden keine Live-Streamings vom Rahmenprogramm machen. Wer das Programm erleben will, der muss nach Frankfurt kommen. Das ist das, um das es geht. Aber im Nachgang werden wir auf der digitalen Ergänzung Teile der Inhalte zur Verfügung stellen. Was wir an Highlights haben, gibt es aber nur in Frankfurt zu sehen.

Sie prüfen sicherlich nicht, ob jemand nicht vor Ort sein kann ...

Wenn jemand sagt, er möchte gerne digital teilnehmen, dann ist er herzlich eingeladen, das zu tun. Aber wie gesagt immer mit dem Hinweis, das echte Leben spielt in Frankfurt die wichtigste Rolle. Ich wiederhole mich, aber das Wertschätzen von persönlicher Begegnung hat eine enorme Bedeutung.

Mehr denn je stehen Innovationen und Trends im Mittelpunkt. Diese kann man auch bei der Sonderschau ‚Innovation4Mobility‘ entdecken, die Lösungen für vernetzte Fahrzeuge und eine klimaneutrale Mobilität vorstellt. Was ist das Konzept dahinter?

Es handelt sich um eine Weiterentwicklung dessen, was wir schon angefangen haben. Nämlich darzustellen, was an neuen Antriebstechnologien, aber auch andere Technologien, auf den Markt kommt und was das dann für den Aftermarket bedeutet. Wir als Automechanika haben den großen Vorteil, dass wir neutral sind. Deshalb können wir auch alles darstellen: von Elektromobilität bis Wasserstoffantrieb. Wir wollen die Diskussion wiederbeleben. Wir brauchen auf jeden Fall Lösungen, in den nächsten 10 bis 15 Jahren den bestehenden Fahrzeugpark so klimaneutral wie möglich zu machen – und darüber muss gesprochen werden. Ein weiteres Thema bei ‚Innovation4Mobility‘ ist die Vernetzung von Fahrzeugen, weil die Auswirkungen auf den Aftermarket hat.

Beim Innovation Award ist die Zahl der Bewerbungen so hoch wie nie. Welche Bedeutung hat der Award für die Messe?

Den Award gibt es seit 1992. Es ist ein sehr etablierter Preis. Wir versuchen immer, ihn aktuell zu halten. Auch dieses Jahr haben wir wieder geschaut: Wie müssen die Kategorien aussehen, in denen eingereicht wird. Wir haben ein gute Anpassungen vorgenommen. Die bestehende Jury ist ergänzt worden durch internationale Experten aus Australien, den USA, Großbritannien und Südafrika. So bringen wir eine andere Sicht der Dinge ein. Das werden wir für kommende Ausgaben noch ausweiten. Für den Innovation Award hatten wir so viele Einreichungen wie noch nie: Wir hatten über 130 Bewerbungen. Den Besuchern wollen wir zeigen, dass es auf der Automechanika tolle Sachen zu sehen gibt.

Sie planen ein Forum zum Thema Supply-Chain-Management in der Automobilindustrie – was erwartet die Besucher?

Ein sehr aktuelles Thema. Wie die OEM in der Automobilindustrie müssen auch die Automobilzulieferer nicht nur die Anforderungen an höchstmögliche Kosteneffizienz und Servicequalität erfüllen, sondern ebenso Klima- und Umweltziele berücksichtigen. Dabei geht es nicht nur um interne Aufwendungen für Transport- und Logistikaufgaben, sondern auch um externe Beschaffungs- und Liefertransporte. Das ist ein extrem wichtiges Thema, das wir beleuchten wollen. Denn die etablierten Lieferketten sind aktuell in Gefahr. Deshalb organisieren wir den ersten Automechanika Supply-Chain-Management-Day am 15. September 2022. Ein Gipfeltreffen für Entscheider, Anwender und Anbieter innovativer Lösungen in der Supply Chain und Logistik der Automobilindustrie. Dies ist ein hochwertiges, offenes und interaktives Veranstaltungsformat mit Lounge-Charakter. Neben Austausch und Wissensvermittlung, steht das Netzwerken an vorderster Stelle. Besonders freue ich mich auf die Streitgespräche zu den Themen Weltmarkt vs. Wochenmarkt sowie Make or Buy.

Nachwuchsgewinnung ist ein wichtiges Thema. Zum Thema Aus- und Weiterbildung haben Sie einige Schwerpunkte geplant. Welche genau?

Da stehen wir auf mehreren Beinen. Wir führen das fort, was wir in der Vergangenheit schon gemacht haben. Wir haben wieder ein Angebot für Schüler, die wir nach Frankfurt einladen. Wir wollen zeigen, welche Möglichkeiten der Aftermarket bietet. Wir bieten neun verschiedene Workshops an. An verschiedenen Stationen kann man neue Technologien kennenlernen – von Scheinwerfern bis hin zur Digitalisierung im Handwerk. Wir unterstützen außerdem den neu gegründeten Verband Talents4AA, er vereint Industrie, Handel und andere und hat den klaren Auftrag, den automobilen Aftermarket bei Nachwuchskräften bekanntzumachen. Ich finde es sehr gut, dass die Industrie da so aktiv ist. Die Idee dahinter ist, den Aftermarket bei Schülern und Studenten sichtbar zu machen, um an sie heranzukommen. Das ist eine spannende und wichtige Aufgabe. Ohne engagierte junge Menschen hat dieser Markt mittelfristig ein Problem.

Zum zweiten Mal findet in Kooperation mit dem internationalen Verband Automotive Parts Remanufacturers Association, kurz APRA, der Remanufacturing Day statt. Was verbirgt sich dahinter?

Es geht um Nachhaltigkeit. Das ist einerseits ein Schlagwort, andererseits aber auch ein relevanter ökonomischer Faktor. Die Industrie wird von vielen Seiten aufgefordert, Nachhaltigkeit nachzuweisen. Was die Wiederaufbereitung von gebrauchten Teilen angeht, ist der Aftermarket bereits sehr gut aufgestellt. Die aufbereiteten Teile sind so gut wie Originalqualität. Das wollen wir gerne zeigen. Der Verband APRA kümmert sich um das Thema weltweit. Das ist ein wichtiges Thema auch für Werkstätten: Kaufe ich ein Original-Neuteil oder ein wiederaufbereitetes Teil.

Die Automechanika spricht beide Werkstattarten an: Pkw und Nutzfahrzeuge?

Ja, nach wie vor. Früher war es vielen nicht klar, dass die Automechanika auch der Nutzfahrzeug-Branche viel bietet. Für mich ist das Thema Nutzfahrzeuge ein ganz wichtiger Bestandteil. Die Messe zeigt die große Vielfalt an Lösungen auch in diesem Bereich, was Teile, wie auch Ausrüstung und Digitalisierung angeht. 2018 hatten wir rund 5.000 Aussteller, und darunter waren rund 1.300, die Lösungen und Angebote für Nutzfahrzeuge hatten.

Sie haben im Vorfeld mit dem Wettbewerb der FIA Smart Driving Challenge Subevent eine sparsame Fahrweise gefördert. Damit wollen Sie vermutlich auf die Messe aufmerksam machen – oder?

Die Idee dahinter ist auch, Nachhaltigkeit erlebbar zu machen. Wir unterscheiden nicht nach Aussteller oder Besucher, sondern sehen nur die einzelne Person. Jeder Teilnehmer kann lernen, nachhaltiger mit seinem Fahrzeug umzugehen. Man installiert die entsprechende App und verbindet sich mit dem Auto, das ist schon alles für die Teilnahme. Eine künstliche Intelligenz macht dem Fahrer Vorschläge, wie das Fahrverhalten verbessert werden kann, um weniger Emissionen zu erzeugen. Das hat was Spielerisches und zeigt den eigenen Beitrag, den man leisten kann.

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