Interview mit Kai Sieber von Daimler Der Lkw-Designchef über die Kunst der Fuge

Foto: Michael Kern

Kai Sieber, Lkw-Designchef von Mercedes, über die Kunst, das Produktportfolio des Konzerns auf einen Nenner zu bringen – und wie der Future Truck 2025 dazu passt.

Hält das Design des neuen Actros in der Praxis auf der Straße, was Sie sich bei der Konzeption davon versprochen haben?

Sieber: Ja, wir sind sehr zufrieden. Man sieht es in der Tat erst auf der Straße richtig, auch wenn vorher natürlich viel im Modellhaften passiert. Für mich sieht der neue Actros einfach sehr modern aus mit seinen scharfen, klaren Linien.

Etwas Raum für ein Facelift wird aber doch vorhanden sein?

Sieber: Die Modellpflege ist ein zukünftiger Schritt. Viel wichtiger war es  uns, das Design erst einmal über alle Reihen auszurollen. Also vom Actros über Antos und Arocs bis hin zum Atego.

Ein Lkw ist etwas ganz anderes als ein Pkw und trotzdem müssen beide ein markentypisches Gesicht haben. Wie schaffen Sie dieses Spagat?

Sieber: Es geht ja noch weiter. Der neue Actros muss auch von vornherein weiter als Actros erkennbar sein, hat also an den Vorgänger anzuknüpfen. Es gibt da einige Stränge zu bündeln. Lkw und Pkw haben, grob gesagt, zum Beispiel Folgendes gemeinsam: Der Grill ist um den Stern herum konzipiert, und der Scheinwerfer wiederum schmiegt sich um den Grill, führt ihn auch weiter.

Was für eine Rolle spielt es, dass der Variantenreichtum beim Lkw weitaus höher ist als beim Pkw?

Sieber: Wir haben beim Lkw zwei Breiten, drei Aufsetzhöhen und dann sowohl Straßenfahrzeuge mit ausladendem als auch Baufahrzeuge  mit etwas verkürztem Kinn. Das Design muss also all dies auf einen Nenner bringen. Außerdem: Die Produktzyklen sind beim Lkw länger als beim Pkw. Und: Beim Lkw tritt viel mehr blanke Technik als beim Pkw zutage. Der Lkw hat generell etwas härtere Linien als der Pkw.

Das gilt vor allem für die Baggerzahn-Optik beim Grill des Arocs. Warum tanzt das Baufahrzeug auf einmal so aus der Reihe?

Sieber: Der Baggerzahn hat anfangs sehr polarisiert. Aber in seiner jetzigen Form trägt er genau dem Rechnung, dass der Bau eben ein Segment für sich ist. Das steht in Einklang mit der neuen Logik, dass die Fahrzeugnamen von ­Actros über Antos und Arocs bis hin zu Atego für jeweils ein spezielles ­Segment stehen.

Der Future Truck 2025 hat fast gar keinen Grill mehr. Ist der neue Actros nur ein Zwischenschritt hin zum endgültigen Abschied vom Breitbandgrill à la 300 SL, der das Erscheinungsbild der Marke seit den 50er-Jahren prägt?

Sieber: Generell geht es beim Design in Richtung Klarheit, Reinheit und hin zu organischen Formen, die auch für Nachhaltigkeit stehen. Aber im Future Truck 2025 steckt kaum ein konkreter Hinweis auf das, was auf den aktuellen ­Actros folgen könnte. Der greift eher vier oder fünf Schritte auf einmal voraus. Im Fokus stand dabei in erster Linie das autonome Fahren und somit eher einen weiten Vorgriff zu thematisieren.

Versteckt der Future Truck das Kommende also mehr, als es zu zeigen?

Sieber: Nein. Beim Future Truck steht die futuristische Note im Vordergrund, nicht die praktische.

Beim Rohbau steckt sowieso der ­gute alte neue Actros dahinter?

Sieber: Das Schöne am Rohbau des neuen Actros ist, dass er eine Reinheit und Einfachkeit besitzt, die eben auch solche Optionen ohne weiteres möglich machen. Diese Plattform hat also wirklich einen langen, einen ganz langen Atem. Sie können’s ja am Future Truck sehen. Das ist eine weitere Botschaft, die er sendet.

Das passt, was immer Brüssel am Ende zu neuen Längen beschließt?

Sieber: Generell gilt, dass in aerodynamischer Hinsicht am Heck mehr zu holen sein wird als am Bug. Aber auch vorn gibt es ein gewisses Potenzial. Und das werden wir jederzeit im Rahmen eines Facelifts mit dem derzeitigen Rohbau heben können. 

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