Höhere Profitabilität, neue Partner Daimler Truck läutet Offensive ein

Foto: Daimler Truck

Der Weg an die Börse ist vorgegeben. Nun haben die Daimler Truck-Verantwortlichen verkündet, wo sie Akzente setzen wollen und wer ihre neuen Technologiepartner auf dem Weg zu null Emissionen sind.

Näher an die Kunden rücken, die Profitabilität stärken und bei der Ausrichtung klar in Richtung Null-Emissions-Fahrzeuge gehen – beim ersten Strategietag für Investoren und Analysten haben die Vorstandsmitglieder der in Bälde eigenständigen Daimler Truck-Sparte verdeutlicht, welche Akzente sie in den nächsten Jahren setzen wollen.

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Daimler-Vorstandschef Ola Källenius bekräftigte, dass die im Februar angekündigte Abspaltung von der Mercedes-Benz-Pkw-Sparte die neue Organisation profitabler, schneller und wettbewerbsfähiger mache. Noch in diesem Jahr sollen die Trennung und die Listung der Daimler Truck AG an der Börse erfolgen. Gelenkt wird die Nutzfahrzeug-Gesellschaft dann von Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart aus, wo zurzeit eine neue Firmenzentrale für bis zu 4.000 Beschäftigte gebaut wird. Das Management wird auch dorthin ziehen. Daimler Truck beschäftigt an mehr als 35 Hauptstandorten rund um den Globus mehr als 100.000 Mitarbeiter. Im Corona-Jahr 2020 erzielte die Sparte rund 35 Milliarden Euro Umsatz und setzte 378.500 Trucks und Busse ab – in „normalen“ Jahren sind es dem Hersteller zufolge mehr als eine halbe Million.

Daimler Truck strebt zweistellige Umsatzrendite an

Daimler Truck-Chef Martin Daum machte klar, dass er die Performance des Unternehmens deutlich steigern will. Er strebt für das Unternehmen eine zweistellige Umsatzrendite an, bei „Schlechtwettereinflüssen“ liegt der Zielwert bei sechs bis sieben Prozent bei „durchwachsenem Wetter“ bei acht bis neun Prozent und bei Idealbedingungen, also Sonne satt, bei mehr als zehn Prozent.

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Dabei steht für Daum fest, dass alle Regionen – Europa, Asien, Nordamerika und Brasilien – mitziehen müssen. „Alle Regionen müssen liefern“, betonten er wie auch die anderen neuen Mitglieder des Daimler Truck-Managements. Das sind Finanzvorstand Jochen Götz, Karin Rådström (CEO von Mercedes-Benz Trucks), John O' Leary, (CEO von Daimler Trucks North America), Hartmut Schick, (CEO von Daimler Trucks Asia) und Dr. Andreas Gorbach (CTO und Leiter der Truck Technology Group).

Benchmark – also Bestwerte – liefert aktuell aber nur Nordamerika. Daum bezeichnet die dortige Daimler-Organisation als Powerhouse, Daimler hat mit seinen Marken Freightliner & Co. dort nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 42 Prozent. Wie hoch die jeweiligen Messlatten bei der Profitabilität in den einzelnen Märkten liegen, will Daimler bei einem Capital Market Day im vierten Quartal vorstellen.

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Um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, plant Daimler, die Fixkosten weiter zu drücken. Angestrebt ist laut Finanzchef Götz eine Einsparung von 15 Prozent bis 2025 gegenüber 2019. Einen Teil dazu trägt ein Personalabbau bei Mercedes-Benz-Lkw bei, der einen Effekt von 300 Millionen Euro bis 2022 bringt. Zusätzlich ist eine Vielzahl an Maßnahmen vorgesehen, um die Komplexität zu reduzieren und die Prozesse zu verschlanken. Die neue Mercedes-Benz-Lkw-Chefin Rådström erläuterte, dass man über alle Bereiche inklusive Logistik und Verkauf mehr als 6.000 Einzelmaßnahmen identifiziert habe. Alle Initiativen zur Effizienzsteigerung werden nun in einem Programm zusammengeführt, das sie direkt verantwortet.

Rådströms Analyse fällt denkbar kritisch aus

Nach ihren ersten 100 Tagen im Amt sparte die Managerin, die von Scania kam, auch nicht mit kritischen Tönen. Daimler habe sich zu sehr auf die Produkte und zu wenig auf die Kunden ausgerichtet. Vertrieb und Service sowie das Ersatzteilgeschäft müssten verbessert werden, um in der Kundenbetrachtung wieder vorn zu liegen. Im Servicegeschäft sieht Daimler Truck hohes Potenzial und will den Umsatz daraus von 30 auf 50 Prozent bis zum Jahr 2030 steigern. Beim eActros ist Daimler nach Rådströms Analyse richtig vorgegangen, weil das Unternehmen die Kunden frühzeitig in Forschung und Entwicklung einbezogen habe. Die Innovationsflotte war zwei Jahre bei Kunden in vier Ländern im Einsatz, die Erkenntnisse beim Einsatz des Prototypen flossen nun in die Weiterentwicklung ein.

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Der eActros soll in der zweiten Jahreshälfte in Wörth bereits in einer Serienproduktion vom Band rollen. 2022 folgt in den USA der Fernverkehrs-Lkw eCascadia von Freightliner, wie CTO Gorbach ankündigte. Schritt für Schritt werde Daimler Truck die Ausgaben für konventionelle Antriebe senken und in Richtung emissionsfreie Fahrzeuge umlenken. 2025 soll bereits der Löwenanteil der Forschungs- und Entwicklungsgelder in diesen Bereich fließen. Bis 2030 sollen sechs von zehn bei Daimler Truck abgesetzte Fahrzeuge über einen batterie-elektrischen oder brennstoffzellen-betriebenen Antrieb verfügen.

Um Kunden vom Umstieg zu überzeugen, muss nach Ansicht von Gorbach zum einen der Preis stimmen. „Die Gesamtbetriebskosten sind der Schlüssel“, sagte er. „In dem Moment, wo der Kunde von einem Null-Emissionsfahrzeug mehr profitiert, gibt es keinen Grund mehr, in Diesel zu investieren.“ Zum anderen hält es Daimler auch für erforderlich, Anwendern eine entsprechende Tank- und Ladeinfrastruktur an die Hand zu geben. Und drittens denken die Truck-Verantwortlichen bereits an die nächste Generation dieser Fahrzeuge und wollen hier noch einmal zum Effizienzsprung ansetzen. Das ist der Grund für neue Technologiepartnerschaften mit namhaften Unternehmen, die Daimler Truck am Donnerstag verkündete:

Partnerschaft mit CATL bei Batterie-Lieferungen

Partnerschaft mit CATL: Das chinesische Unternehmen Contemporary Amperex Technology (CATL) wird die Lithium-Ionen-Batterien für den eActros LongHaul liefern, der 2024 seine Serienreife erreichen soll. Die Vereinbarung geht nach Daimler-Angaben über das Jahr 2030 hinaus. Die Batterien zeichneten sich durch eine hohe Energiedichte, eine lange Lebensdauer und Schnellade-Fähigkeit aus, heißt es. Ferner richten die Partner ihr Augenmerk schon auf die nächste Truck-Generation. Daimler hält dann Reichweiten von 800 Kilometern ohne Zwischentanken für möglich.

Neue Partnerschaften bei Elektro-Ladeinfrastruktur

Partnerschaft mit Siemens Smart Infrastructure, Engie und EV Box-Group: Wer Elektro-Lkw in seine Flotte aufnimmt, muss sich auch Gedanken zur Ladeinfrastruktur machen. Hier kommen die Unternehmen Siemens Smart Infrastructure aus Zug in der Schweiz, Engie aus Paris und die EV Box Group aus Amsterdam in Spiel. Sie versetzen Daimler in die Lage, Kunden rund um die E-Mobilität ein ganzheitliches Ökosystem anzubieten, neben dem Fahrzeug also auch Support bei Planung, Beantragung und Umsetzung von Ladesäulen und sonstiger Infrastruktur. Die Daimler-Partner kümmern sich auch um Wartung und Service dieser Ladeinfrastruktur.

Shell baut Wasserstoff-Tankstellennetzwerk auf

Partnerschaft mit Shell: Bei der Entwicklung von Brennstoffzellen für Lkw arbeitet Daimler mit der Volvo Group bereits im gemeinsamen Unternehmen Cellcentric zusammen. Die Firmengründung war im April. Nun verkündet Daimler die nächste Kooperation. Der Energieriese Shell wird einen großen Schritt beim Aufbau der notwendigen Wasserstoff-Infrastruktur für diese Fahrzeuge gehen. Konkret vereinbart haben Daimler Truck und Shell New Energies den Aufbau eines Tankstellennetzwerks für grünen Wasserstoff zwischen den drei Produktionsstandorten Rotterdam, Köln und Hamburg. Ab 2024 sollen dort Tankstellen für schwere Lkw bereit stehen. Daimler will im darauf folgenden die ersten schweren Wasserstoff-Lkw in Kundenflotten steuern. Gleichzeitig wird Shell den Wasserstoff-Korridor ausbauen, der 2025 eine Gesamtlänge von 1.200 Kilometern aufweisen soll. Das sehen die Partner als Basis an, um darauf 2030 bereits 150 Wasserstoff-Tankstellen und 5.000 schwere Brennstoffzellen-Lkw zu betreiben. Stehen Trucks und Tankstellen zur Verfügung, dürfte nach Daimler-Auffassung die Henne-Ei-Diskussion beendet sein.

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