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Haus 61 am Start Logistik-Start-up Lab eröffnet

Foto: oneinchpunch - stock.adobe.com

Im Frankfurter Bahnhofsviertel entsteht ein Lab für Start-ups aus der Logistik – Raum für Ideen schaffen

Herr Touzani, Herr Haltmayer, wie kamen Sie auf die Idee, ein Lab für Logistik-Start-ups zu gründen?

Touzani: Bei unserer Zusammenarbeit mit Quick Cargo, Fraport und anderen Partnern des Haus 61 hatten wir immer das Gefühl, besser kommunizieren zu müssen. Wenn man sich im normalen Geschäft mal zwei Wochen nicht sieht, geht vieles einfach unter und viel wertvolle Zeit verloren. Da wir selbst ein Büro mit 160 Quadratmetern haben, dachten wir uns: Wie wäre es, wenn wir selbst ein Lab aufmachen und Start-ups reinholen, die zu den Partnern passen? Wir versuchen das zu machen, was die Leute schon seit Jahrzehnten sagen: Die Menschen in der Logistik zusammenbringen.

Haltmayer: Wenn man sich die fünf größten Logistikunternehmen ansieht, sind vier davon aus Deutschland. Wir Spezialisten aus der Logistik sehen jedoch wenig Initiative in Richtung Digitalisierung und Start-ups.

Touzani: Aber genau in der Digitalisierung liegt der richtige Schritt. Und langsam aber sicher wacht die Branche auf. Als wir vor zwei oder drei Jahren angefangen haben, wollte uns keiner zuhören. Heute ist das genau andersrum.

Gibt es solche Labs nicht schon längst?

Haltmayer: Ich denke, man übertreibt nicht, wenn man sagt, dass es sowas im deutschen Logistiksektor noch nicht gab.

Touzani: Wir sind mit Cargosteps mittlerweile seit dreieinhalb Jahren in der Start-up-Szene unterwegs. Da haben wir schon einiges gesehen. Es gibt viele Angebote für Start-ups, die schön verpackt sind. Aber wenn man sich das durchrechnet, bekommt das Start-up oft nicht den Benefit, den es sich verspricht. Außerdem müssen die Start-ups in vielen Fällen Anteile abgeben. Das müssen sie bei uns im Haus 61 nicht.

Rachid Touzani CEO Cargosteps Foto: Cargosteps
Rachid Touzani ist Gründer und CEO von Cargosteps, einer Track-and-Trace-Softwarelösung für Logistik- und Frachtunternehmen.
Wie funktioniert das Haus 61?

Touzani: Sechs Start-ups erhalten für ein Jahr nach einer erfolgreichen Bewerbung einen kostenlosen Platz in unserem Lab für je zwei Personen. Dort sind sie mit allem versorgt, was sie zum Arbeiten benötigen und werden von unseren Partnern als Mentor unterstützt. Außerdem wird es Veranstaltungen zum Netzwerken und verschiedene Workshops geben. Eröffnet wurde das Lab am 12. April.

Was ist das Ziel?

Touzani: Ziel ist es, sich mit anderen Leuten aus anderen Unternehmen auszutauschen, die ebenfalls aus dem Bereich Logistik kommen und den Partnern die richtigen Start-ups zu vermitteln. Aus dieser Zusammenarbeit sollen Projekte wirklich vorangetrieben und realisiert werden.

Haltmayer: Es geht darum, Profis aus jedem Transportsegment mit ins Boot zu holen. Das werden sicher nicht alles Start-ups sein, die dasselbe machen. Und das ist das Schöne für uns als Partner: Wir kommen da mit einer Idee oder einem Problem zum Thema Digitalisierung rein, stellen es vor und können dann mit dem passenden Start-up kooperieren und eine Lösung erarbeiten.

Wie groß ist das Interesse der Unternehmen am Haus 61?

Touzani: Mittlerweile gibt es viele Anfragen von Unternehmen, die einsteigen wollen. Man sieht, dass die mittelständischen Unternehmen großes Interesse am Thema Start-up haben. Ihnen fehlt es aber an Zeit und Manpower, um so etwas überhaupt auf die Beine zu stellen und im Thema zu sein. Zu wissen, wo wichtige Veranstaltungen sind, welche Start-ups und Kooperationsmöglichkeiten es gibt. Dafür müssten die meisten eine eigene Firma oder zumindest einmal eine eigene Abteilung in ihrem Unternehmen gründen.

Nico Haltmayer Quick Cargo Foto: Ina Martella
Nico Haltmayer ist Leiter der Quick Cargo Service Niederlassung Frankfurt.
Und da kommt das Haus 61 ins Spiel?

Touzani: Genau. Diese Arbeit nehmen wir den Unternehmen ein Stück weit ab. Wir wissen nach mehreren Gesprächen, was sie machen und was sie brauchen. Und wir vermitteln mit diesem Wissen das richtige Start-up an die Partner im Haus 61.

Welche Vorteile springen dabei für beide Seiten heraus?

Touzani: Im Endeffekt ist es eine Win-win-Situation. Natürlich ist die Sache ein Investment für die Unternehmen – und damit ein Risiko. Der feine Unterschied ist, dass wir an die Unternehmen herantreten und ihnen sagen, was für sie interessant ist. Und genau diese Vernetzung macht das Ganze für Start-ups interessant.

Ist eine Erweiterung schon angedacht?

Touzani: Als wir mit dem Haus 61 angefangen haben, war uns nicht bewusst, dass so viele Anfragen kommen würden. Wir haben auf jeden Fall noch 80 Quadratmeter Platz, der bald frei wird. Also Tendenz klar zum Erweitern.

Das Haus 61

  • Das Haus 61 ist ein Lab für Start-ups aus der Logistik, das sich im Frankfurter Bahnhofsviertel befindet
  • Im Rahmen eines zwölfmonatigen Programms bekommen sechs Start-ups nach erfolgreicher Bewerbung kostenlos je zwei Plätze mit kompletter Büroinfrastruktur
  • Partner aus der Logistk, wie beispielsweise Fraport, Sovereign oder Quick Cargo Service unterstützen das Haus 61 finanziell und fungieren als Mentoren für die Start-ups
  • Außerdem bietet das Haus 61 regelmäßige Events zum Netzwerken sowie Workshops an
  • Ziel ist es, große Logistikunternehmen und Start-ups aus den unterschiedlichsten Branchen an einen Tisch zu bringen
Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
trans aktuell Titel 09 2019
trans aktuell 09 / 2019
18. April 2019
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