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Güterverkehrskonzept vorgestellt Wie Baden-Württemberg in Bewegung bleibt

Wie kann das Ländle die Logistik stärken und die Mobilität weiter ermöglichen? Das sind die Antworten im Rahmen des Güterverkehrskonzepts.

Engpässe beseitigen, Mobilität ermöglichen – und das Ganze so klimafreundlich wie möglich. Wie das funktionieren kann, geht aus dem Güterverkehrskonzept Baden-Württemberg hervor, das Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kürzlich auf einer Videokonferenz gemeinsam mit den Projektpartnern der Öffentlichkeit vorgestellt hat.

Ein Konsortium aus sieben Partnern hatte zwei Jahre lang die Situation der Verkehrswege und der im Südwesten ansässigen Transport- und Logistikunternehmen unter die Lupe genommen. Gemeinsam mit mehr als 200 Experten aus Unternehmen und Kommunen hat es in mehreren Workshops in unterschiedlichen Städten Verbesserungen diskutiert und umfangreiche Handlungsempfehlungen festgehalten. Zusätzlich wurde im Rahmen des Güterverkehrskonzepts eine digitale Plattform geschaffen, die Möglichkeiten zur Verlagerung auf alternative Verkehrsträger schafft, indem sie einen Überblick über die Kombi-Terminals sowie die dort angebotenen Schiffs- und Schienenverbindungen gibt. Dafür zeichnete das Unternehmen Traffgo Road mit seinem Geschäftsführer Dr. Joachim Wahle verantwortlich.

Hermann: Haben ein ökonomisches Interesse an Logistik

„Wir haben ein ökonomisches Interesse an Transport und Logistik“, stellte Verkehrsminister Hermann klar. Gerade in Baden-Württemberg sei eine Vielzahl an Arbeitsplätzen davon abhängig. Die Wettbewerbsfähigkeit des Landes stehe und falle mit der Qualität des Transportsystems. Es reiche aber nicht, dass die Infrastruktur leistungsfähig sei. „Der Verkehr darauf muss seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, stellt Hermann klar, weshalb er weitere Möglichkeiten zur Verlagerung von Verkehren auf Schiene und Wasserstraße ausloten möchte, aber auch auf alternative Antriebe und Energie aus erneuerbaren Kraftstoffen setzt. Denn fest steht für den Verkehrsminister: „Bis 2030 soll jede dritte Tonne klimaneutral transportiert werden.“ Bis 2050 müsse der Verkehrssektor dann komplett klimaneutral abgewickelt werden.

Prof. Bernecker zeigt Engpässe der Infrastruktur auf

Tobias Bernecker, Forschungsprofessor für Verkehrslogistik und nachhaltige Mobilität an der Hochschule Heilbronn und Projektkoordinator für das Güterverkehrskonzept Baden-Württemberg, skizzierte einerseits die Herausforderungen in dem südwestlichen Bundesland – konkret die Engpässe auf allen Landverkehrsträgern. Einige Abschnitte auf der A5, der A8, der A81 und der A98 sind permanent Stau-geplagt, zusätzlich fehlen rund 3.000 Lkw-Parkplätze in Baden-Württemberg. Auf der Schiene gibt es erhebliche Engpässe entlang des Oberrheins, auf dem Neckar fehlen weiterhin die Schleusen für große Binnenschiffe. Zum anderen zeigte Bernecker auch mögliche Schritte zur Abhilfe auf, indem Verkehrsflüsse intelligenter und digitaler gestaltet werden und es verbesserte Möglichkeiten für einen Wechsel zwischen den Verkehrsträgern gibt.

Die Empfehlungen hat Bernecker mit seinem Team insgesamt zwölf Handlungsfeldern zugeordnet, wobei sie zwischen kurz- und längerfristigen Maßnahmen unterscheiden. Zur sofortigen Umsetzung empfiehlt der Wissenschaftler:

  1. Ein Netzwerk nachhaltiger Güterverkehr: Die Workshops zur Erstellung des Güterverkehrskonzepts seien so gut angenommen worden, dass Bernecker der Politik rät, weiter auf diesen engen Austausch und entsprechende Plattformen zu setzen.
  2. Eine problemlösende Stadtlogistik: In jeder Kommune sind die Bedingungen für Logistiker unterschiedlich, weshalb Bernecker auf Best Practice-Konzepte in Modellkommunen setzt.
  3. Einen Kümmerer Schienengüterverkehr: Speditionen sollen einen Ansprechpartner bekommen, der ihnen konkrete Tipps gibt, wie sie Verkehre auf die Schiene verlagern oder gar ihren Gleisanschluss reaktivieren können.
  4. Das autonome Fahren auch bei Lkw weiter zu erproben. In Baden-Württemberg gebe es Testfelder in Karlsruhe, Bruchsal und Heilbronn. Dort beziehen sich die Versuche bisher aber auf Pkw, Potenziale gebe es aber auch im Güterverkehr.

Die längerfristigen Maßnahmen reichen vom Schaffen von Gleisanschlüssen, dem Erproben von Kombibussen, zusätzlichen Lkw-Stellplätzen, einem besseren Verkehrsmanagement, Fahrzeuginnovationen über eine Stärkung der Binnenschifffahrt bis hin zu den Themen Infrastruktur-Bepreisung und -planung.

VSL-Präsident Dischinger lobt Güterverkehrskonzept

Lob für die Arbeit am Güterverkehrskonzept gab es von Seiten der IHK Rhein-Neckar und dem Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL). VSL-Präsident Karlhubert Dischinger erklärte: „Mit dem Güterverkehrskonzept legt das Verkehrsministerium die vermutlich breiteste Analyse im Sektor Spedition, Transport und Logistik in Baden-Württemberg vor. Das Konzept liefert Fakten und bestätigt viele Aussagen und Forderungen der Branche.“ Die Speditionen wünschten sich nun, dass die Botschaften zur Bedeutung der versorgungsrelevanten Logistikbranche, der dazugehörigen Infrastrukturen Straße, Schiene und Binnenwasserstraßen weit in alle Bereiche der Gesellschaft getragen werden.

Verkehrsminister Hermann zeigte sich von der Vielzahl der Empfehlungen und den voran gegangenen Dialogforen angetan. „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man mit nur einer Maßnahme die ganzen Verkehrsprobleme lösen kann“, erklärte er. Weder ein einzelner Spediteur noch ein einzelnes Transportsystem löse das Problem. Und auch bei einem weiteren Punkt gibt sich Hermann keinen Illusionen hin: „Das Internet kann vieles transportieren, aber keine Maschinen.“ Und so lange Waren physisch bewegt werden müssen, braucht es demnach eine gute Infrastruktur sowie klimafreundliche Konzepte.

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