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GS Frachtlogistik Zertifizierung als Kraftakt

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Transport und Logistik spielen bei GS Frachtlogistik die Hauptrollen. Für ihre Kunden hat sich die Firma zweimal zertifizieren lassen – als Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter und als Reglementierter Beauftragter.

Wer bei GS Frachtlogistik die Lagerflächen besichtigt, trifft garantiert auf mindestens einen Mitarbeiter, der einen Besen in der Hand haben – sauber und aufgeräumt ist der Eindruck. Ein Teil der Flächen sind für unautorisierte Besucher allerdings tabu: Dort betreibt das Unternehmen aus Garching für ausgewählte Kunden ein Sicherheitslager. Das ist unter anderem eine Voraussetzung für eine Zulassung als Reglementierter Beauftragter (RegB), der künftig eine tragende Rolle bei der Versendung sicherer Luftfracht hat. Gleichzeitig hat sich die Firma auch als Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter (AEO-F) zertifizieren lassen, was Erleichterungen beim EU-Zollverfahren bringt.

Nationale und internationale Ladungsverkehre im Fokus

Trotz der Nähe zum Flughafen München ist die Luftfracht gar nicht Kerngeschäft von GS Frachtlogistik. In puncto Luftfracht arbeitet GS Frachtlogistik partnerschaftlich mit Luftfrachtspediteuren zusammen, für die GS auch den Vor- und Nachlauf übernimmt. Nach Anfängen als reiner Frachtagent bietet das Unternehmen heute hauptsächlich nationale und internationale Ladungsverkehre und europäische Stückgutverkehre an. Ein absolutes Zukunftsfeld ist außerdem die Logistik. "Dieser Bereich ist in den vergangenen Jahren  besonders gewachsen", sagt Erich Steinberger, Handlungsbevollmächtigter und Leiter des Vertriebs. Zu den Dienstleistungen, die GS Frachtlogistik etwa für den Automobilzulieferer Voith übernimmt, gehören etwa die Zulaufsteuerung der Lieferanten, von denen GS die Güter einsammelt, konsolidiert und dann einmal täglich in Shuttleverkehren ans Werk anliefert, oder die Kit-Kommissionierung nach Produktionsvorgaben. Für Böllhoff, einen Hersteller von Verbindungstechnik, steuert GS das Kanban-System.

Medizingeräte kommen ins Sicherheitslager

Lager, Kommissionierung und Transport übernimmt GS Frachtlogistik etwa auch für  einen bekannten Hersteller medizinischer Geräte. GS Frachtlogistik übernimmt die Produkte, etwa Leuchten oder Stative für den OP, direkt in der Produktion und lagert sie in seinem Sicherheitslager ein – egal, ob das Produkt per Luftfracht verschickt wird oder nicht. Vorteil: Weil Unbefugte keinen Zutritt zu dem Lager haben, gilt die Ware automatisch als sicher und muss – falls sie tatsächlich per Luftfracht zum Kunden geschickt wird – nicht mehr nachkontrolliert werden.

Für GS Frachtlogistik mit seinen 75 Mitarbeitern  waren die beiden Zulassungen ein Kraftakt. Ein externes Beratungsunternehmen stand dem Mittelständler bei der Projektion und der Umsetzung zur Seite, gab also von außen den Takt vor. Der Bereichsleiter Logistik und Controlling wurde zum Teil freigestellt, um für die Dauer von einem Jahr das Projekt zu begleiten. Am Anfang musste erst einmal dokumentiert werden, welche Aufgaben er bis dahin betreut hatte. "Dann mussten die Kollegen für die Zeit dessen Aufgaben übernehmen – schließlich geht das Alltagsgeschäft ja weiter", berichtet Steinberger.

Komplexe Veränderungen

Nicht nur organisatorische Veränderungen musste GS in der Zeit stemmen, sondern auch die normalen Abläufe im Lager und an den Verladetoren gewährleisten, und zwar trotz der vielen baulichen Maßnahmen. Dazu gehörten die komplette Einzäunung des Geländes, das Installieren einer Videoüberwachung sowie einer Zutrittsicherung mit Transponderkarten und der Bau des Sicherheitslagers. Letzteres musste sogar zweimal in Angriff genommen werden. Die externen Berater hatten für den Zaun, der den Sicherheitsbereich vom restlichen Lager abtrennen sollte, eine Höhe von drei Metern als ausreichend erachtet – und lagen damit falsch. GS musste aufstocken und zog daraufhin den Zaun bis unmittelbar unterhalb der Lagerdecke hoch.

Als nächstes folgte die Schulung der Mitarbeiter. Vier Mitarbeiter absolvierten etwa die für den RegB vorgeschriebene 35-Stunden-Schulung zum Sicherheitsbeauftragten, sechs kaufmännische Mitarbeiter die 3+ 1-Schulung für den Umgang mit der Luftfracht. Ein entsprechender Ausweis – und die Schlüsselgewalt – kennzeichnen jetzt im Lageralltag die Zutrittsberechtigten zum Sicherheitslager.

Belastung für Arbeitnehmer

Darüber hinaus musste das Management auch die anderen Beschäftigten auf die neue Situation einstimmen. Schließlich war nicht nur ein Teil des Lagers abgetrennt und damit der Lagerumschlag anders als sonst, auch der selbstverständliche Zugang zu vielen anderen Bereichen war auf einmal eingeschränkt. "In der Umsetzungsphase ist die Firma wie eine Amöbe, ständig ändert sich etwas." Das bedeutet für viele Arbeitnehmer auch eine Belastung. "Einige Kollegen hatten damit zu kämpfen, dass sie nur noch mit Transponderkarte im Haus unterwegs sein konnten und auch nicht mehr Zutritt zu allen Büroräumen hatten", sagt Steinberger. Letztlich gehe es aber darum, den Mitarbeitern die Ernsthaftigkeit des Themas zu kommunizieren und was passieren könnte, wenn die entsprechenden Sicherheitsvorschriften missachtet werden. "Diese Akzeptanz muss man sich immer wieder einholen." 

Alle einzelnen Schritte für den AEO und den RegB hat GS Frachtlogistik über die gesamte Projektlaufzeit dokumentiert, in mehreren Aktenordnern zusammengefasst und den für die Audits zuständigen Behörden – dem Hauptzollamt und dem Luftfahrt-Bundesamt – übergeben. Warum der Aufwand der zwei Zulassungen? "Beides sichert unser Bestandsgeschäft sowie die Geschäftsbeziehungen zu unseren Großkunden", sagt Steinberger. Insgesamt hätten alle Maßnahmen sowohl baulicher Art als auch die Schulungen eine sechsstellige Summe gekostet. Der Vertriebsprofi lacht: "Purer Luxus für uns." Davon sollen auch andere Kunden profitieren – ihnen bietet Steinberger das sichere Lager für ihre hochwertigen und diebstahlgefährdeten Produkte an.

Das Unternehmen

GS Frachtlogistik hat 75 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende zur Fachkraft für Lagerlogistik und vier zum Speditionskaufmann. Geschäftsführer sind Roland Gigl und Roland Schopp. Das Unternehmens aus Garching bei München verfügt über 7.500 Palettenstellplätze und insgesamt 8.000 
Quadratmeter Umschlag- und Kommissionierlager.

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