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Großbritannien als Drittland Brexit bringt Mehraufwand mit sich

Christoph Rochow von Stromps + Co Foto: Stromps+Co

Christoph Rochow, Geschäftsführer der ­Spedition Stromps + Co., bereitet den Brexit der Briten aus der EU seit fünf Jahren vor.

trans aktuell: Herr Rochow, wo sehen Sie in Sachen Brexit die größten Probleme?

Rochow: Bei der Importab­wicklung in Großbritannien. Die Briten haben derzeit etwa 55 Mil­lionen elektronische Zollvorgänge. Sollte Großbritannien Drittland werden, haben sie es mit rund 250 Millionen zu tun. Dafür müssen erst einmal in den Computersystemen Kapazitäten geschaffen werden, und es werden natürlich auch zusätzliche Mitarbeiter in den Behörden gebraucht. Jahrzehntelange freie Binnenmärkte stellt man nicht mal eben um.

Auf europäischer Seite tut man sich weniger schwer?

Hier erwartet man etwa 17 Prozent mehr Ausfuhranmeldungen für die Exporte nach Großbritannien. Das sollte ein System wie Atlas geregelt bekommen, das ist kein Vergleich zu dem 400-prozentigen Plus im Im- und Export bei den Briten. Zudem wurde dort vor nicht allzu langer Zeit ein neues Zollsystem eingeführt, das von den Kapazitäten her nicht auf den Brexit zugeschnitten ist. Jetzt soll noch eine Fahrer-App kommen, die gerade programmiert wird. Getestet ist noch nichts.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Wir beschäftigen uns mit dem Thema seit fünf Jahren und gehen erst einmal davon aus, dass Großbritannien zum 1. Januar Drittland ist – mit allem administrativen Aufwand, der dazugehört. Außerdem versuchen wir, klassische Grenzübertritte zu vermeiden.

Wie meinen Sie das?

Wir wählen eigentlich schon seit Jahren, unabhängig vom Brexit, andere Häfen als Dünkirchen oder Calais und verschiffen viel über Rotterdam oder Zeebrügge. Dabei nutzen wir den unbegleiteten Verkehr, setzen also nur unsere Auflieger und Container auf die Fähre, die Zugmaschinen bleiben jeweils hier und auf der Insel. Sollte es dann Zollfragen oder Kontrollen geben, sind wir etwas entspannter, weil kein Fahrer dabeistehen oder im Stau warten muss. Der Grenzübertritt findet via Fähre statt, und wenn der Zoll die vorab angemeldete Einfuhr freigibt, holen wir unsere Auflieger oder Container im jeweiligen Eingangshafen mit unseren Zugmaschinen ab. Wir wollen uns nicht in die befürchteten 30 oder 40 Kilometer langen Staus einreihen.

Gibt es ausreichend Fracht von Großbritannien aufs Festland?

Bedingt. Die Briten kaufen ja mehr bei uns als wir bei ihnen. Deshalb kommen 30 Prozent der Auflieger leer zurück. Die werden dann in den kontinentalen Nordseehäfen mit Ware aus Asien befüllt und setzen ihre Reise fort.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Die Briten haben ja gesagt, sie wollen auf viele EU-Waren erst einmal keine Zölle erheben. Aber die wenigen Produkte, die aus Großbritannien in die EU kommen, werden natürlich wie aus einem Drittland besteuert. Irgendwann wird es dann unattraktiv, in Großbritannien einzukaufen. Das ist keine Werbeveranstaltung für den dortigen Wirtschaftsstandort. Viele Unternehmen könnten sich umorientieren und Great Britain zu Little England werden.

Zur Person

  • Christoph Rochow ist seit 2008 gemeinsam mit Wolfgang Stromps Geschäftsführer der ­Spedition Stromps + Co. aus Krefeld. Das Unternehmen hat in Deutschland 25 Beschäftigte, weitere 185 kümmern sich vor allem in England und Irland um die Abwicklung der Ladungen.
  • Bis zu 600 von Stromps + Co. disponierte Fahrzeuge sind jede Woche in Europa unterwegs.
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