Der Logistikdienstleister Fercam rechnet wegen der Grenzkontrollen mit Zusatzkosten von zwölf Millionen Euro im Jahr.
Mit Kontrollen am Brenner entstehe nicht nur für die Transportbranche, sondern für die ganze europäische Wirtschaft ein Problem, betont Walter Mitterer, Sales- und Marketingdirektor von Italiens größtem Transportunternehmen Fercam. Fercam organisiert pro Jahr 100.000 Transporte über den Brenner. Bei jeweils zwei Stunden Verspätung entstehe pro Jahr ein Verlust von zwölf Millionen Euro, der an die Kunden weitergegeben werden müsse, sagt er.
"Das sind Gelder, die nicht produktiv sind", stellt Mitterer fest. Fercam arbeitet viel mit getakteten Fernverkehren im Bereich Automotive. "Können wir uns das in Europa heute leisten?" Die unglaublich hohen Kosten, die durch Grenzkontrollen entstünden, solle man doch besser einsetzen, um den Migranten in ihren Heimatländern zu helfen, rät er.
Bis zu 30 Minuten Wartezeit in Bayern
Auch für bayerische Firmen sind die Kontrollen eine Belastung. Derzeit müssen Lkw bei der Einfahrt von Österreich nach Deutschland 10 bis 30 Minuten warten. An den Wochenenden sind es laut Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) drei bis vier Stunden. Dadurch erhöhten sich die Tourenpreise am Wochenende um bis zu 240 Euro. Besonders betroffen ist der regionale Wirtschaftsverkehr.
Das ist aber noch nicht alles. Da Fahrzeuge nicht rund um die Uhr an den Rampen willkommen sind, können sie zum Teil nicht entladen werden. Dadurch entstehen Kosten für eine Zwischenlagerung oder zusätzliche Standzeiten der Fahrzeuge, es gibt Verzögerungen bei den Anschlussladungen, die auch nicht mehr rechtzeitig abgefertigt werden können.
Wollen Transportunternehmen diese Beeinträchtigungen auffangen, müssen sie für die gleichen Umläufe mehr Fahrzeuge mit zusätzlichen Fahrern einsetzen. Durch die Wartezeiten an den Grenzen können auch Lenk- und Ruhezeiten nicht mehr eingehalten werden. Das bedeutet, dass besonders vor den Wochenenden Fahrer mit Firmen-Pkw oder Bussen nach Hause gebracht und durch Kollegen ersetzt werden müssen, was wiederum die Wocheneinsatzpläne über den Haufen wirft.