Goodyear Driving Ahead 2018 Start-Ups zwischen Vision und Realität

Goodyear Driving Ahead 2018 Foto: Knut Zimmer

Das Diskussionsforum Driving Ahead von trans aktuell und dem Reifenhersteller Goodyear hat sich zur Aufgabe gemacht, aktuelle Trends in Transport und Logistik zu beleuchten und kritisch zu hinterfragen. Im Zuge dessen fanden sich unlängst 40 Logistiker und Flottenbetreiber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im portugiesischen Lissabon zusammen.

Im Fokus von standen dabei die digitalen Lösungen von morgen und die Frage, welchen Stellenwert die boomende Start-Up-Szene in der Logistik spielt.Ob der Logistikstandort Deutschland dabei hinter seinen digitalen Möglichkeiten zurückbleibt, darüber hatten die Teilnehmer der diesjährigen Diskussionsrunde ganz unterschiedliche Ansichten. Nach Ansicht von André Weisz, Managing Director des Flottendienstleisters Goodyear Proactive Solutions und CEO des Diagnosespezialisten Ventech Systems ging es Transportunternehmen lange Zeit primär um eine Kapazitätsausweitung. „Heute sind Spediteure jedoch dazu gezwungen, die Effizienz in ihren Unternehmen zu steigern – und das machen zum Beispiel integrierte digitale Systeme möglich“, erklärt Weisz die Potentiale digitaler Services. Gleichzeitig müsse laut Weisz bei vielen Transportunternehmen erst noch die entsprechende digitale Struktur für moderne Systeme geschaffen werden. Seiner Meinung nach sei das jedoch notwendig, da die Transportbranche langfristig zu einem Teil des Internets der Dinge werde.

Prozesssicherheit und Digitalisierung gehen Hand in Hand

Erste Anzeichen dafür sind für Thomas Krämer, Prokuristen und Betriebsleiter des ÖPNV-Betriebs Vestische Straßenbahnen aus dem westfälischen Herten bereits zu erkennen. Hier habe die Digitalisierung aufgrund der geforderten, rechtsicheren Dokumentation und Prozesssicherheit besonders bei der Instandsetzung bereits Einzug gehalten. „Unsere Werkstatttechniker finden bereits einen vorgedruckten Arbeitsauftrag vor. Wenn sie die Ergebnisse in das System eingeben, erscheinen diese wiederum in der digitalen Wagenakte“, berichtet Krämer aus Werkstattalltag. Doch das sei erst der Anfang. Seiner Meinung nach werden mit fortschreitende Digitalisierung auch die Möglichkeiten des Individualverkehrs zunehmen. „Die Zukunft liegt nicht länger in starren Fahrplänen, sondern auch in Angeboten wie Door-to-Door-Verkehren, die unsere Kunden on demand buchen, oder Strecken- und Kombiverkehren – insbesondere in den Schwachverkehrszeiten“, prognostiziert Krämer.

Start-Ups sorgen für transparente Preise

Gleichzeitig bietet die Digitalisierung potentiale für Start-Ups wie der Vergleichs- und Vertriebsplattform Pamyra. Diese ermittelt, vergleichbar mit einer Frachtenbörse, Ladungskapazitäten im Stückgut und Teilladungssegment sowie den für Versender attraktiven Preis. Gerade bei letzterem sieht Pamyra-Geschäftsführer Felix Wiegand aufgrund fehlender Transparenz den größten Nachholbereich. „Auf Speditionsseite gab es zunächst Vorbehalte gegen die Preistransparenz“, berichtet Wiegand. Mittlerweile schätzte der wachsende Kundenstamm aus der Lebensmittel- und Automobillogistik Pamyra jedoch als einen zusätzlichen Vertriebskanal.

Transportmittelstand bemängelt fehlende Systemintegration

„Eine Plattform, über die ich meine temperaturgeführten Transporte zu einem fixen Preis anbiete, bringe mein Geschäft nicht weiter“, entgegnet dabei Felix Bühlmann, Inhaber und Geschäftsführer des Schweizer Transportunternehmens Sprinter Logistik. Denn gerade die Lebensmittelkunden des in Muri ansässigen Logistikers schätzen das über Jahre aufgebaute Vertrauen zum Unternehmen. Natürlich setze das Unternehmen gerade bei der Temperaturüberwachung und dem Lieferungstracking auf digitale Systeme, doch hier bemängelt Bühlmann die fehlende Integrationsfähigkeit der unterschiedlichen Anbieter. Telematik, Dokumentationsmangement, Maut- und Tachografendaten – viele Anwendungen arbeiten autark. „Hier brauchen wir eine sinnvolle Integration, vergleichbar mit Smartphones, die heute schon eine Verknüpfung von Apps auf nur einem Gerät ermöglichen.“ Ein Problem, mit dem auch die Spedition Mathias Normann aus Bendorf bestens vertraut ist.

Mehr Verständnis für die Logistikalltag

„Wir haben unzählige digitale Notwendigkeiten im Transportbereich und arbeiten mit verschiedenen Systemen, die aber nicht miteinander kompatibel sind. Was fehlt, ist eine Lösung, die all diese Informationen unter einen Hut bringt“, fordert der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Normann. Der mittelständische Unternehmer sieht hier Großkonzerne einerseits klar im Vorteil, andererseits den Mittelstand klar in der Pflicht, um konkurrenzfähig zu bleiben. Gleichzeitig wünsche er sich von Anbietern digitaler Lösungen entsprechend Angebote, um dieses Kompatibilitätsproblem zu lösen. Hierbei arbeite die Spedition Mathias Normann eng mit einem Start-up zusammen. Bühlmann wiederum macht beim Angebot vieler Start-ups Nachholbedarf aus, da die dort entwickelten Lösungen zuweilen an den Bedürfnissen der Speditionen vorbei gingen. Deshalb wünscht sich der Schweizer Unternehmer eine Annäherung von beiden Seiten: „Offenheit bei den traditionellen Transportdienstleistern und ein besseres Verständnis der täglichen Praxis unserer Branche auf Seiten der Logistik-Start-ups.“

Unisono waren sich alle Experten des Diskussionsforums Driving Ahead einig. Start-ups können auf dem Weg zur digitalisierten Logistik einen wichtigen Beitrag leisten. Denn sie sind nach Ansicht von Thomas Krämer von den Vestischen Straßenbahnen oft Querdenker mit Lückenlösungen am Markt, die bestimmte Funktionalitäten sicherstellen.

Goodyear Driving Ahead

Bei Driving Ahead handelt es sich um eine Dialog-Initiative von Goodyear und trans aktuell für einen regelmäßigen Austausch über zukunftsrelevante Trends im Transportwesen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die Sichtweise von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Goodyear und trans aktuell verleihen im Turnus von zwei Jahren den Driving Ahead Award für besonderes Engagement und die Weiterentwicklung des Transportwesens.

Alle Interviews der Protagonisten finden Sie auf Goodyear Driving Ahead.

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Harry Binhammer, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Harry Binhammer Fachanwalt für Arbeitsrecht
Experte für Flottenmanagement und angewandte Mobilitätsangebote Rolf Lübke Mobilität, Fuhrpark (inkl. Wasserstoff-Expertise)
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