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GO! Express & Logistics Sendungsmengen um zehn Prozent steigern

GO! Express & Logistics, Paketbote, Lieferdienst Foto: GO! Express & Logistics

GO! Express & Logistics gilt als Deutschlands größter konzernunabhängiger Anbieter von Express- und Kurierdienstleistungen in den verschiedensten Segmenten. Geschäftsführer Ulrich Nolte sieht vor allem im Bereich Gesundheit Wachstumspotenzial.

KEP aktuell: Herr Nolte, GO! Express & Logistics hat 2017 zum vierten Mal in Folge die Zahl der beförderten Sendungen um mehr als zehn Prozent gesteigert. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?

Ulrich Nolte: Das verraten wir nur ungern. Nein, im Ernst: Das liegt zum einen an unserer Größe. Wir sind im Vergleich zum Wettbewerb deutlich kleiner, aber dadurch viel näher am Kunden. Wir können flexibel agieren und sind in der Lage, Spezial- und Individualgeschäfte zu erledigen, die unsere Wettbewerber in ihren Standardsystemen vielleicht nicht unbedingt abbilden können. Das betrifft vor allem die Branchen im Gesundheitswesen wie Kliniken, Orthopädietechnik oder Pharmazie. Unsere Kunden können sich absolut auf uns verlassen, weil wir eng in deren Prozessverlauf eingebunden sind.

Was spielt außerdem eine Rolle für Ihren Erfolg?

Wir setzen in Sachen Marketing und Vertrieb seit einiger Zeit stark auf den Bereich Aftersales für die Investitionsgüterindustrie. Wir sorgen beispielsweise dafür, dass Ersatzteile stets schnell vor Ort sind. Im Bereich Gesundheitswesen haben wir die geänderte Richtlinie der Guten Vertriebspraxis (GDP) umgesetzt, für die wir zusammen mit einem Partner im vergangenen Jahr eine Komplettlösung für temperatursensible Produkte entwickelt haben. Und wir haben sehr konsequent unsere Unternehmensorganisation auf die Themen Qualitäts- und Prozessmanagement eingestellt. Unsere Partner, die Kurier­unter­neh­mer, profitieren von der dezentralen Struktur. Sie nutzen ihre unternehmerische Verantwortung vor Ort – ohne die Spielregeln von GO! zu verletzen.

Sie investieren elf Millionen Euro in die Erweiterung Ihres Zentral-Hubs in Niederaula, der vor zehn Jahren eröffnet wurde. Welche Sendungsmengen erwarten Sie denn für die nahe Zukunft?

Wir wollen unsere Wachstumsgeschwindigkeit nach wie vor über Marktwachstum halten, das derzeit bei rund fünf bis sieben Prozent liegt. Wir gehen sogar davon aus, dass wir die Sendungsmengen auch künftig um die zehn Prozent steigern können, weil wir das Potenzial sehen.

In welchen Segmenten?

Für uns ist das vor allem der Gesundheitsmarkt, weil er relativ konjunkturunabhängig funktioniert und seine Strukturen weiter verändert. Beispielsweise durch Pflege zu Hause. Wir liefern Pflegeprodukte direkt zum Patienten oder natürlich weiterhin in die Kliniken. Hier erwarten wir weitere Zuwächse. Wie auch im After­sales- und Servicemarkt, wo wir in dem Lauf der Jahre stark geworden sind.

Der Paketmarkt insgesamt wächst seit Jahren. Treiber ist vor allem der Onlinehandel und damit das Privatkundengeschäft. Hier ist GO! scheinbar nicht so gut vertreten. Warum nicht?

Wir haben durchaus Anteile im B2C-Geschäft, weil es auch da Bereiche gibt, wo es auf kurze Lieferzeiten und hohe Lieferzuverlässigkeit ankommt. Etwa bei hochwertigen Lebensmitteln, die in speziellen Transportverpackungen und innerhalb von 24 Stunden oder kürzer versendet werden müssen. Hier spielt auch unsere geringe Verlustquote eine große Rolle. Ansonsten können die Paketdienste im Privatkundengeschäft natürlich deutlich preiswerter agieren.

Die Logistik gilt nicht als Innovationsindustrie. Dennoch geht es ohne moderne Technologien nicht. Wie weit ist GO! beim Thema Digitalisierung?

Die Digitalisierung ist natürlich ein extrem breites Spielfeld. Wir bieten unseren Kunden zahlreiche Möglichkeiten, sich mit uns zu vernetzen – über Standardtools oder über indi­vi­duelle Schnittstellen. Wir erhalten heute bereits rund 70 Prozent unserer Aufträge elektronisch. Eine hohe Kompetenz erfordern die Themen Sicherheit und Datenschutz. Selbstverständlich nutzen wir moderne Technologien intern, um unsere Prozesskette zu optimieren und um sie transparenter zu machen. Wir wollen beispielsweise in Kürze unsere Zustell­doku­men­ta­tion hard­ware­unab­hän­gig auf eine appbasierte Lösung umstellen, sodass jeder alle Daten über ein Tablet oder Smartphone abrufen kann. Wir denken über weitere Projekte nach, mehr möchte  ich dazu aber noch nicht sagen.

Die Dienstleistungen, die Sie erbringen, sind relativ personalkostenintensiv. Bei GO! sorgen 1.400 Mitarbeiter und dazu 3.000 Kuriere für den Transport der jährlich mehr als sechs Millionen Sendungen. Was tun Sie also, um gutes Fahrpersonal zu finden?

Wir stellen immer wieder fest, dass unsere Kuriere die besten Multiplikatoren sind, um weiteres Personal zu finden. Über die sozialen Medien oder über Stel­len­anzei­gen erreichen wir längst nicht so viele, wie es häufig gemutmaßt wird. Wir sprechen bewusst bestimmte Zielgruppen an, um sie für eine Tätigkeit bei uns zu begeistern.

Heißt das, Sie werben Personal vom Wettbewerb ab?

Nein, nein, das ist absolut nicht unser Stil. Wir müssen unser Personal halten, aus diesem Grund stehen fairer und transparenter Umgang ganz weit oben. So wollen wir die Kuriere an uns binden, und so können wir sie als Multiplikatoren einsetzen.

Was heißt transparent und fair?

Transparent heißt, die Kuriere müssen wissen, worauf sie sich bei uns einlassen. Das müssen wir klar kommunizieren. Denn ma­chen wir uns nichts vor: Kurier­fah­rer zu sein, ist kein Zuckerschlecken. Fair heißt daher also, möglichst gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und ein gutes Arbeitsumfeld zu realisieren. Es geht außerdem um die Themen Wertschätzung, Schulungen, Arbeitszeiten und um Bezahlung. Komponenten, die sämtlich stimmen müssen, damit sich der ­Kurierfahrer wohlfühlt.

Sie sehen sich also in Sachen Personal gut aufgestellt?

Im Prinzip ja. Allerdings haben wir vordringlich in dem Bereich Nahverkehr Schwierigkeiten, Personal nachzuziehen. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass wir an sämtlichen Standorten gut aus­gestat­tet wären.

GO! setzt eigenen Angaben zufolge verstärkt auf E-Mobility für innerstädtische Zustellungen. Wie erfolgreich sind ihre Pilotversuche mit Elektroautos, E-Bikes und Lastenfahrrädern verlaufen?

Wir nehmen an einigen Projekten teil und testen seriennahe Fahrzeuge wie etwa derzeit den E-Crafter von Volkswagen. Allerdings sind unsere Fahrzeuge rund um die Uhr im Einsatz. Je nach Tour oder in Stadtgebieten eignen sich für die Belieferung oder Abholung auch E-Fahrzeuge. Jedoch können wir sie nicht auf Direktfahrten oder nachts im Linien­ver­kehr einsetzen. Und damit stoßen wir bei dem Thema E-Mobilität schnell an unsere Grenzen. In Städten wie München, Berlin oder Hamburg sind wir natürlich auch mit Lastenfahrrädern oder E-Bikes unterwegs – das ist nicht neu, denn viele unserer Unternehmer waren ja ursprünglich mal Stadtkuriere.

Das Bundesverwaltungsgericht hat nun Dieselfahrverboten zugestimmt. Wie stellen Sie sich drauf ein?

Zunächst wird damit der Ball an die Städte zurückgespielt, die dann möglicherweise die Fahrverbote aussprechen. So weit ist es noch nicht.

Sie sehen das Thema also relativ gelassen?

Wir verfallen nicht in Panik. Sind aber schon dabei, Alternativen zu erproben. Wir haben eine Aufstellung gemacht, welche Fahrzeuge auch kurzfristig verfügbar sind. Und das sind nicht bloß Elektroautos, sondern gleichfalls gasangetriebene Fahrzeuge – wobei die Hersteller hier leider auch noch nicht so viel in ihrem Portfolio haben.

Zeit ist alles, lautet Ihr Slogan. Wie schaffen Sie es, Ihre 1.200 Touren weiter zu optimieren?

Wir hinterfragen regelmäßig unsere Zustellgebiete, um zu sehen, welchen Bedarf Kunden haben oder wo es eine Verdichtung in der zeitgebundenen Zustellung gibt. Natürlich helfen hier auch unsere IT-Systeme.

Das EU-Parlament hat kürzlich das sogenannte Geoblocking abgeschafft. Onlineshopper können nun auch grenzüberschreitend einkaufen. Was bedeutet das für GO!?

Weil das ja noch ganz frisch ist, kann ich das jetzt noch gar nicht beantworten. Da das allerdings viel mit dem B2C-Geschäft zu tun hat, sehe ich hier für uns keine große Veränderung.

Ulrich Nolte, GF GO! Express & Logistics Foto: GO! Express & Logistics

Zur Person

  • Ulrich Nolte ist seit Februar 2010 Geschäftsführer von GO! Express & Logistics
  • Nolte verfügt über knapp 25 Jahre Erfahrung im KEP-Segment
  • Berufsstationen des Diplom-Kaufmanns waren unter anderem DPD und DHL
  • Bevor er zu GO! wechselte, verantwortete Nolte als Director Express bei GLS auch die Geschäfte der Tochtergesellschaft "Der Kurier"
  • Der 53-Jährige ist verheiratet

Das Unternehmen

  • GO! Express & Logistics ist ein Anbieter von Express- und Kurierdienstleistungen mit Sitz in Bonn
  • Das Partnernetzwerk wurde 1984 gegründet und umfasst über 100 GO!-Stationen in Deutschland und Europa
  • Das Unternehmen befördert jährlich mehr als sechs Millionen Sendungen
  • GO! unterhält einen zentralen Hub in Niederaula und 7 Regio-Hubs in Hannover, Bonn, Frankfurt (Start in 2018), Gera, Leipzig, Heilbronn und Salzburg
  • Der Dienstleister hat 1.400 Beschäftigte und mehr als 3.000 Kuriere
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