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GO Express & Logistics investiert "Wir brauchen andere Zustellzeiten"

Warenumschlag bei Go Express & Logistics Foto: GO! Express & Logistics

Der KEP-Dienst GO Express & Logistics hat kräftig investiert. Das Ergebnis heißt Wachstum. GO-Chef Ulrich Nolte übers Erfolgskonzept.

KEP aktuell: Herr Nolte, GO! Express & Logistics hat 2018 beim Sendungsvolumen um acht Prozent zugelegt und Sie haben erstmals die Marke von sieben Millionen zugestellten Sendungen geknackt. Was haben Sie gegenüber dem Vorjahr besser gemacht?

Nolte: Wir haben den Fokus auf die Branchen Medizintechnik, Pharma und Hightech sowie das Segment Hochverfügbarkeitslogistik vertieft. Wir haben aber auch unsere Umschlag- und Sortierkapazitäten innerhalb des Netzes deutlich ausgebaut, auch ausbauen müssen sowie in Marketing und Vertrieb investiert. Das zahlt sich bisher durch ein entsprechendes Wachstum aus.

Was genau haben Sie gemacht?

Wir haben zum Beispiel am Standort Niederaula elf Millionen Euro investiert und unsere Kapazitäten verdoppelt. Mittlerweile verfügen dort über 7.600 Quadratmeter Hallenfläche und 127 Tore für Linienverkehre, vorher waren es 70. Wir können jetzt dort 10.500 Packstücke pro Stunde sortieren – die alte Anlage hat wischen 5.000 und 6.000 geschafft. Wir haben außerdem ein weiteres Regionalhub in Gera und in Frankfurt in Betrieb genommen und schlagen mittlerweile die Sendungsvolumina in Deutschland über fünf Standorte um. Damit haben wir unsere Verkehrsflüsse optimiert und den Warenströmen angepasst, das heißt wir konnten Linienfahrten verkürzen oder sogar vermeiden. Gleichzeitig kommen durch kürzere Wege die Waren früher zu den Stationen, die wiederum mehr Zeit haben, die Zustelltouren zu disponieren. Wir haben es so geschafft, die Leistungsfähigkeit unseres Netzes zu erhöhen.

Sie haben zum 1. Februar Ihre Preise um 5,5 Prozent erhöht. Können Sie damit ihre Zusteller besser bezahlen?

Die allgemeine Lohn- und Gehaltsentwicklung muss natürlich durch das Erlösniveau kompensiert werden. Gleichzeitig müssen wir aber darauf achten, dass wir unsere Investitionsfähigkeit in das Netzwerk, also Standorte, Gebäude und Technik erhalten. Auch in IT und Digitalsierung müssen wir permanent investieren.

Finden Sie noch Personal, Fachkräfte?

Es ist nicht so, dass die Leute bei uns Schlange stehen, das heißt, wir müssen uns aktiv auf dem Personalmarkt bewegen. Es gibt unterschiedliche Herausforderungen in den verschiedenen Regionen, aber generell tun wir uns wie alle schwer, genügend Personal zu finden. Geld ist an der Stelle nicht alles, auch wenn das natürlich immer stimmen muss. Probleme macht uns auch das schlechte Image der Branche. Grundsätzlich sind deshalb Aktionen wie die bundesweite Razzia der Zollbeamten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) Anfang Februar bei Zustellfirmen zu begrüßen.

Zumal dabei herausgekommen ist, dass jeder dritte Arbeitgeber im Bereich Paketzustellung und Kurierdienste nicht ordentlich bezahlt. Da war von 4,50 Euro Stundenlohn die Rede. Das ist doch entschieden zu wenig ...

Natürlich, wenn das so ist – und ja auch wichtig, dass derlei aufgedeckt wird. Allerdings ist nach unserer Kenntnis eine solche Zahl nicht belegt und eine Auseinandersetzung ohne wirkliche Faktenlage ist dem Image der Branche nicht gerade zuträglich.

Apropos Image. Die Bundesvereinigung Logistik hat im vergangenen Jahr die Kampagne Logistikhelden initiiert. Wie beteiligt sich GO daran?

Wir wollen zeigen, wie hochspannend das Arbeits- und Betätigungsfeld ist und vermitteln, dass es eine zukunftssichere Branche ist. Digitalisierung hin oder her – irgendwann gibt es einen Bruch zwischen virtueller und reeller Welt – diese Naht oder Schnittstelle bildet die Logistik. Wir bieten vielfältige und attraktive Arbeitsmöglichkeiten und wollen mit anderen Branchenteilnehmern daran arbeiten, dass das transparent wird. Bei GO stehen Zuverlässigkeit, Qualität und vor allem außergewöhnliche Dienstleistung im Fokus, das nehmen unsere Kunden positiv wahr – auch das wollen wir noch transparenter machen.

Ihr Fokus liegt nach wie vor auf dem B2B-Markt. Planen Sie, ins Privatkundengeschäft einzusteigen?

Wir haben schon Privatkunden. Der Anteil im B2C-Geschäft dürfte bei 15 bis 20 Prozent liegen. Wir liefern beispielsweise für Firmen an private Empfänger spezielle Nahrungsmittel oder Medikamente, die diese beispielsweise für ihre Therapie benötigen – in Apotheken, Pflegeheime oder eben zu den Patienten nach Hause. Zu unseren Kunden zählen auch Versender für hochwertige Lebensmittel wie Trüffel oder hochwertiges Fleisch in speziellen Kühlverpackungen. Die sind aufgrund der passiven Kühlung auf kurze Laufzeiten angewiesen sowie eine zuverlässige und sichere Zustellung, weil es dabei zum Teil um sehr wertvolle Sendungen geht. Das landläufig typische B2C-Paket großer Versandhändler stellen wir in der Regel nicht zu.

Es wird derzeit viel darüber diskutiert wie Städte und KEP mit Fläche, Zeit und Geld umgehen. Wie lautet Ihr Anliegen?

Wir müssen uns auf Verhaltensänderungen einstellen, weil bestimmte Dinge irgendwann so nicht mehr funktionieren. Das ist meine persönliche Meinung. Wir als GO brauchen andere Zustellzeiten, denn wir können schon morgens um sieben Uhr zustellen. Viele gewerbliche Empfänger sind so früh aber nicht in der Lage, Sendungen zu empfangen. Dafür könnten sich beispielsweise ein paar Firmen in einer Straße zusammentun und das Entgegennehmen der Sendungen untereinander organisieren. Wäre das möglich, würde das zu einer deutlichen Entzerrung der Lieferverkehre führen und den Flächenbedarf reduzieren. Es gibt viele Ideen, die sich leicht umsetzen ließen, und gute Pilotprojekte, die nach Ablauf der Testphase aber oft nicht weitergeführt werden. Hier ist noch viel zu tun.

GO Express & Logistics

Derzeit gehören zwölf Gesellschafter zu GO, die unterschiedliche Standorte betreiben. Zum Verbund gehören weitere neun Kooperationspartner. Damit verfügt GO in Deutschland über 67 Standorte. In Europa sind es im eigenen Netz mehr als 100. 2019 wird GO 35 Jahre alt.

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