Die beiden Mittelständler aus Oberschwaben Lebert und Noerpel bündeln ihre Geschäftsaktivitäten. Dazu gehen die Anteile aller Lebert-Gesellschaften am 1. Januar 2019 an die Noerpel-Gruppe.
Die beiden Mittelständler Noerpel und Lebert tun sich zusammen. Eine Entscheidung, die laut Stefan Noerpel-Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter der Noerpel-Gruppe, wegweisend für die Zukunft ist und auch von den Mitarbeitern beider Unternehmen positiv aufgenommen wurde. Und auf die komme es ganz besonders an: „Die Mitarbeiterzahl bleibt gleich. Wir brauchen jeden einzelnen Mitarbeiter, um unsere Kapazitätsengpässe zumindest annähernd ausgleichen zu können.“ Die Fakten: Zum 1. Januar 2019 gehen 100 Prozent der Anteile der Lebert-Gesellschaften an die Noerpel-Gruppe über. Dazu gehört der Anteil von 64 Prozent, der bislang noch im Besitz von Matthias Lebert ist, der für sein Familienunternehmen keinen Nachfolger hat. Die restlichen 36 Prozent der Anteile sind in den Händen einer Beteiligungsgesellschaft aus drei Lebert-Geschäftsführern.
"Die rechtliche Hülle bleibt, ebenso der Name Lebert"
Im operativen Geschäft sollen im Rahmen des Zusammenschlusses die Speditionsaktivitäten beider Häuser künftig an den bisherigen Lebert-Standorten Kempten und Baienfurt/Bad Waldsee gebündelt werden. Die Mitarbeiter beider Unternehmen arbeiten künftig dort auf einer Fläche. Im Zuge dessen werden an den Noerpel-Standorten in Ravensburg und Kempten künftig nur die Logistikaktivitäten weiterbetrieben, wie Noerpel-Schneider gegenüber trans aktuell sagte. Geleitet werden soll der Integrationsprozess von den Lebert-Geschäftsführern André Biwer und Peter Steidel sowie Carsten Löhmann, derzeit Niederlassungsleiter am Noerpel-Standort Ravensburg. Die mittelständische Struktur der einzelnen Gesellschaften soll erhalten bleiben. Neben den Standorten Kempten und Baienfurt betreibt Lebert auch einen Standort in Kreuzlingen in der Schweiz, der laut Noerpel-Schneider ebenfalls weitergeführt werde. „Die rechtliche Hülle bleibt, ebenso der Name Lebert. Uns ist es sehr wichtig, dass die Firma ihre Identität beibehält“, sagt Noerpel-Schneider – schließlich sei Lebert in der Region ein weithin bekannter Marktführer. Eine Logistikfläche von 50.000 und eine Umschlagfläche von 17.000 Quadratmetern, 500 Mitarbeiter und einen zusätzlichen Umsatz von 130 Millionen Euro bringt die Firma Lebert mit in das Bündnis.
Die Noerpel-Gruppe beschäftigt ihrerseits 1.800 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von 315 Millionen Euro. Durch den Zusammenschluss mit Lebert verfügt die Noerpel-Gruppe nun über 15 Standorte, davon sieben in Baden-Württemberg und drei in Bayern. „Lebert und Noerpel können ihre Ressourcen gemeinsam für eine gezielte und effiziente Marktbearbeitung nutzen“, sagt Lebert-Geschäftsführer André Biwer. „Das stärkt unsere Position in den jeweiligen Regionen, die wir in Zukunft weiter ausbauen wollen.“ Dabei steht keiner dem anderen im Weg – laut Noerpel-Schneider gibt es kaum Überschneidungen bei den Kunden.
Zwei Großprojekte in 2017
Die Ulmer haben jedoch in den vergangenen Jahren neben dem Transport- vor allem ihren Logistikbereich stark ausgebaut und ihr Portfolio auf Co-Packing ausgeweitet; erst 2017 wurden wieder zwei Großprojekte realisiert – die deutschlandweite Lagerung und Distribution für den Mineralölkonzern BP beziehungsweise die Produktionsversorgung des Gartengeräteherstellers Gardena mit einem eigenen Logistikzentrum in Ulm. Lebert dagegen ist ein klassisches Speditionsunternehmen mit Schwerpunkt auf Teil- und Ladungsgeschäft sowie nationalen Stückgut. „Zudem ist Lebert besonders exportstark, was auch den Noerpel-Exportaktivitäten hilft.“
Im Stückguteingang dürfte der Partner Lebert als Gesellschafter der Stückgutkooperation Cargoline zudem weiteres Geschäft mitbringen; Noerpel hingegen ist Mitbegründer und Partner des IDS-Netzwerks – eine gute Konstellation, meint Noerpel-Schneider und spricht von voraussichtlich rund 20 Prozent mehr Stückgut durch Lebert. Wie es zum Zusammenschluss der beiden Wettbewerber aus Oberschwaben kam? Nach eigenen Angaben hat Stefan Noerpel-Schneider das Gespräch mit Matthias Lebert gesucht.Der habe sich im Rahmen einer längeren Geschäftsanbahnung letztlich ein Ergebnis gewünscht, das einen Sinn für sein Unternehme mache. „Deshalb haben wir uns dafür entschieden, die Wettbewerbssituation aufzuheben und künftig die Kräfte beider Unternehmen zu bündeln“, sagt Stefan Noerpel-Schneider.