Georg Münch im Porträt Hobby-Kasperle

Georg Münch Foto: Cargoline, John Spedition

Für Lkw-Fahrer Georg Münch sind nächtliche Fahrten auf der Autobahn alles andere als langweilig. Dann lebt er seine Kreativität aus, denn in seiner Freizeit spielt er Puppentheater und schreibt Kindergeschichten.

Ein Lkw-Fahrer, der neben seiner Tätigkeit am Steuer Kinderbuchautor und Puppenspieler ist? Georg Münch von der John Spedition aus Eichenzell bei Fulda ist all das. Es ist nicht alltäglich, neben einer Vollzeitbeschäftigung als Fahrer für Stückgut solchen Nebenjobs nachzugehen. Wann findet der 60 Jährige überhaupt die Zeit, Bücher und Bühnenstücke zu schreiben?

"Beim Lenkraddrehen", antwortet Münch. Damit meint er den Beruf, dem er bereits seit 33 Jahren in der John Spedition nachgeht. "Am besten noch nachts" fügt Münch hinzu. Während manch anderer Fahrer die Stunden bis zum Schichtende herunterzählt, fungiert Münchs Actros als  kleine Kulturwerkstatt. Das geht aber nicht zu Lasten der Konzentration, schließlich gilt er als pflichtbewusster Fahrer: "Auf dem Armaturenbrett liegt dann das Diktiergerät und zeichnet meine Einfälle auf", erzählt er. So legt er bei nächtlichen Fahrten den kreativen Grundstein für seine Leidenschaft in der Freizeit: dem Puppentheater.

Nachts sammelt Münch seine Ideen

Seine Kollegen bei der Spedition im Cargoline-Verbund bezeichnen ihn als höflichen und fröhlichen Menschen. So bekam er den freundschaftlichen Spitznamen "Kasper", als er bei einem Firmenjubiläum sein Puppenspiel zum Besten gab.

Während andere Lkw Fahrer sich in ihrer Freizeit von den nächtlichen Fahrten erholen, setzt Georg Münch das um, was ihm nachts einfiel.

Die Arbeit scheint sich gelohnt zu haben: Seine beiden Kinderbücher, die 1998 und 2003 in erster Auflage erschienen, sind bereits vergriffen. Und auch neun selbst geschriebene Theaterstücke hatte er zeitweise im Repertoir seines eigenen Puppentheaters. Damit amüsierte er sein Publikum in Kindergärten, Grundschulen, Altenheimen und sozialen Einrichtungen.

Münchs literarische Ader

Wahrscheinlich geben ihm die Ideen ein Stück Heimat auf seinen Fahrten, denn alle Geschichten Münchs spielen rund um Fulda und die Rhön. Doch wo genau ist seine Heimat? Auf die Frage, wo er herkomme, antwortet Münch im Stile des lustigen Schauspielers "Von draußen vom Walde". Gemeint ist Alzey in Rheinland Pfalz, wo Münch geboren wurde und aufwuchs.

Münchs literarische Ader zeichnete sich bereits früh ab: In der Kindheit fing er mit Weihnachts- und Geburtstagsgedichten an – da entdeckte schon seine Mutter das Talent in ihm. Doch auch andere kamen in den Genuss seiner Gabe: Es ging weiter mit Gedichten für seine jeweils Liebste – oder die es werden sollte: "Es hat fast immer funktioniert", erzählt Münch zurückblickend und grinst dabei. Danach flossen ihm Gedichte mit dem "zeitgemäß sozialkritischen Hintergrund der 68er" aus der Feder, erzählt Münch.

Viel Stress, wenig Geld

Als er vor vielen Jahren mit seiner Tochter im Urlaub einen Puppenspieler sah, wandte sich seine Karriere: Er kaufte sich ein Puppentheater und konzentrierte sich auf die Unterhaltung des Publikums.

Die Zeiten seiner regelmäßigen Liveauftritte sind aber seit ein paar Jahren vorbei. "Es lohnt sich einfach nicht mehr", sagt Münch. "Kindergärten werden kleiner, der Eintritt soll möglichst gering sein und die Stücke sollen einen pädagogischen Anspruch erfüllen." Lesungen in Grundschulen veranstaltet er  dagegen immer noch in seiner Freizeit – "weil es mir einfach Spaß macht", so Münch. Den Lebensunterhalt könne er damit nicht verdienen: "Viel Stress, wenig Geld", meint Münch. Das Puppentheater würde vom Publikum als zu unzeitgemäß und zu teuer empfunden.

Eigentlich wollte der leidenschaftliche Büchersammler Buchhändler werden, doch das war wenig einträglich. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, fuhr er Lkw, wie bereits fünf seiner Schwager.

33 Dienstjahren unfallfrei

Münch möchte sich nicht festlegen, was mehr Spaß macht. Er mag alle Facetten seines engagierten Lebens: Schreiben, Puppenspiel und Fahren. "Alles hat zu seiner Zeit einen eigenen Charme", erklärt er. "Aber eines ist sicher: Ohne das Eine hätte ich das jeweils Andere nicht machen können."

Darüber hinaus ist er auch privat engagiert, so ist er zum Beispiel Mitglied im Förderverein der KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

Urkunden bedeuten ihm nicht viel, und so kommt es, dass er "ganz nebenbei" in seinen 33 Dienstjahren hinter dem Volant etwa 3,7 Millionen Kilometer unfallfrei zurückgelegt. Wie viele er davon im Dunkeln bewältigt hat, weiß er nicht. Aber auf jeden Fall genügend, um viele Ideen für Kindergeschichten über Diebe auf Bauernhöfen im Rhöntal zu bekommen.

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