Gebrauchte Energiespeicher als Ladestation VHH und MAN testen zweites Batterie-Leben

Foto: MAN

Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) und MAN Truck & Bus machen gemeinsame Sache – und untersuchen die Zweitverwendung von gebrauchten Batteriespeichern aus dem zukünftigen Elektrobuseinsatz.

Das Herzstück der Elektromobilität ist die Batterie – manche sagen sogar, die Batterie sei der "Motor" der Zukunft. Der Einsatz in einem Elektrobus ist mithin am einfachsten zu realisieren, stellt jedoch an diese Bauteile höchste Anforderungen, wie hohe Laufleistung der Fahrzeuge, tägliche Ladezyklen, hohe Leistungsbedarfe.

Hierdurch sinkt die Kapazität der Batterien im Laufe des Fahrzeuglebens merklich und irgendwann wird die benötigte Reichweite nicht mehr erfüllt – MAN erwartet für die in seinem für 2019 in Serienfertigung angekündigten Elektrobus verwendeten Batterien mit hoher Energiedichte und großem Gewicht eine Nutzung von mindestens sechs Jahren. Angesichts der Nutzungsdauer eines Stadtbusses von durchschnittlich zwölf Jahren steht also vor dem zweiten Leben meistens ein Wechsel der Batterien an, obwohl die "erste Garnitur" immer noch eine gewisse Leistungsfähigkeit hat.

Diese direkt zu entsorgen, ist weder ökologisch noch wirtschaftlich sinnvoll – echte Recyclingkonzepte für derart große Batterien aber gibt es bisher nur in Ansätzen. Daher wollen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) und MAN Truck & Bus gemeinsam eine Zweitnutzung dieser Batterien in einem stationären Speicher erproben, wie sie mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU) am 16. März 2018 in München zum Ausdruck brachten.

Teil des MAN-Konzepts zur Depotladung

Dieser so genannte "Second Life Speicher" soll Strombedarfspitzen beim Laden der Busse verhindern ("Peak Shaving"), indem zu Schwachlastzeiten der Speicher gefüllt wird, aus dem dann zu Spitzenzeiten Busse geladen werden können. Das passt genau zum Konzept der ausschließlichen nächtlichen Depotladung (MAN hat sich vorerst auf dieses Konzept festgelegt).

Dieses Vorgehen spart Kosten und stabilisiert die Auslastung des Stromnetzes, so das Ziel der Beteiligten. Weitere Erkenntnisse verspricht man sich zum Alterungsverhalten der Batterien, zu den Lebenszyklen künftiger Batterien und Batterietechnologien sowie zur Stabilisierungsmöglichkeiten des Stromnetzes durch Elektromobilität. Der Prototyp des stationären Speichers soll im Laufe des Jahres in Hamburg-Bergedorf seinen Dienst aufnehmen. Eingesetzt werden hierbei aus der Fahrzeugerprobung stammende, gebrauchte Batterien mit Zellen der gleichen Art wie sie auch in den Elektrobussen von MAN zum Einsatz kommen werden.

Neuer Betriebshof mit großem Umspannwerk und Elektrobus-Werkstatt

Mit diesem Betriebshof neuer Machart soll erstmals ein Konzept zur systematischen Umsetzung von Ladeinfrastruktur für komplette Busbetriebshöfe erarbeitet werden. Unterstützung gibt es vom Bundesverkehrsministerium (BMVI), das Fördermittel in Höhe von insgesamt 8,6 Millionen Euro bereitstellt. Davon fließen rund 1,8 Millionen Euro an die VHH für die Ausrüstung des Betriebshofs in Bergedorf. Die Hamburger Hochbahn AG bekommt 6,4 Millionen für die Umrüstung des Busbetriebshofs Gleisdreieck und die Helmut-Schmidt-Universität erhält 400.000 Euro für die wissenschaftliche Begleitforschung.

"Dieses Projekt unterstreicht unseren Anspruch, unseren Kunden ein ganzheitliches Angebot zur Elektrifizierung ihrer Flotte zu machen", hebt Florian Hondele, Projektleiter bei MAN Transport Solutions, hervor. Bereits seit vorigem Jahr unterstützt das Beraterteam von MAN Transport Solutions Verkehrsbetriebe und Speditionen bei allen Fragen zum Umstieg auf alternative Antriebe und vor allem auf die Elektromobilität.

Innovationspartnerschaft zwischen MAN Truck & Bus und VHH läuft bereits

Die gemeinsame Erprobung des Second Life Speichers ist Teil der Innovationspartnerschaft zwischen MAN Truck & Bus und der VHH. "Die Umstellung auf Elektro-Mobilität bedeutet weit mehr als nur der Kauf von Elektrobussen. Die Erprobung des Second Life Energiespeichers passt hervorragend zu unserer ganzheitlichen Strategie", unterstreicht Toralf Müller, Geschäftsführer der VHH.
Die Erprobung erfolgt im Rahmen der Mobilitätspartnerschaft zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Volkswagen Konzern, zu dem auch MAN gehört. Ein Fokus dabei ist die Förderung von Fahrzeugen mit Elektroantrieb, die für weniger Emissionen und weniger Lärm in der Stadt sorgen sollen. Ab Ende 2018 werden erste MAN Busse mit Elektroantrieb in einer Kleinserie die Hamburger durch ihre Stadt befördern.

"Bei der Entwicklung von Fahrzeugbatterien stehen entscheidende Schritte bevor. Und dabei wollen wir als Fahrzeughersteller eine wichtige Rolle spielen", so Felix Kybart, Leiter Alternative Antriebe bei MAN Truck & Bus, anlässlich der Vertragsunterzeichnung auf den MAN Busdays. "Und diese endet nicht mit der Auslieferung der Fahrzeuge, sondern umfasst eben auch die Zweitnutzung der Batterien und das Recycling."

Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) mit Sitz in Hamburg befördert mit 1.600 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus 60 Nationen jährlich über 100 Millionen Fahrgäste. Der Fuhrpark zählt derzeit 527 Busse. Mit der Umstellung auf Elektromobilität bis 2030 (Neubeschaffungen schon ab 2020) investiert die VHH in die Zukunft, bereits seit 2014 sind Elektrobusse (ein Rampini Midibus und seit 2017 zwei Van Hool ExquiCity-Gelenkbusse) im regulären Einsatz. Weitere Elektrobusse sind ausgeschrieben und bestellt. Eine Elektrobus-Werkstatt ist im Bau und soll im Sommer 2018 in Betrieb genommen werden.

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