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Flüchtlingskrise in Calais Gefährliche Englandfahrt

Migrants à Calais Foto: Jean Pierre Brunet - dpa

Fahrer und Bauern protestieren in Calais. Wegen der Migrantenkrise kommt es am Kanal zu unhaltbaren Zuständen.

Durch steigende Migrantenzahlen droht die Lage in Calais für den Straßentransport immer weiter zu eskalieren. Mehr Sicherheitsmaßnahmen haben offenbar zu noch mehr organisierter Kriminalität und Gewaltbereitschaft geführt, Fahrer müssen um ihr Leben fürchten. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hat zwar kürzlich zugesagt, das Camp in Hafennähe räumen zu lassen. Das konnte Transportunternehmen sowie Gewerbetreibende und Bauern aus der Region aber nicht davon abhalten, Anfang der Woche mit Trucks und Treckern die Autobahn A 16 zu blockieren, um gegen die unhaltbaren Zustände zu protestieren.

Mit Bummelfahrten zwischen Boulogne und Dünkirchen in beiden Richtungen wollten sie ihrer Forderung nach einem konkreten Datum für die Auflösung des illegalen Lagers Nachdruck zu verleihen. Die Bürgermeisterin von Calais, Natacha Bouchart, unterstützte die Aktion, die der französischen Regierung zeigen sollte, "dass es jetzt reicht". 
Das Chaos auf der Autobahn sei für einen guten Zweck gewesen. "Wir wollen, dass sich etwas ändert." Die Internationale Straßentransportunion IRU hat in einem Brief an Frankreichs Premierminister Manuel Valls mehr Sicherheit, einen besseren Verkehrsfluss und Vorrang-Spuren für Lkw verlangt. 

Größter Slum Frankreichs

Französische Medien sprechen in Zusammenhang mit dem "größten Slum Frankreichs" in Calais von einem Pulverfass. Etwa 10.000 Menschen aus dem Sudan, Syrien oder Eritrea leben hier nach Schätzungen von Hilfsorganisationen inzwischen, die französische Regierung geht von etwa 7.000 Geflüchteten aus. Ein Dach über dem Kopf haben davon lediglich 2.000, jeden Tag kommen örtlichen Quellen zufolge weitere 50 bis 100 Personen in dem Camp an. Die Spannungen im Lager sind groß, und alle warten auf eine Gelegenheit, nach Großbritannien zu gelangen. Verständnis für die prekäre Situation der Migranten ist von den Fahrern kaum noch zu erwarten, denn ihnen schlägt oftmals nackte Gewalt entgegen. 

Im Internet finden sich Videos von brennenden Barrikaden, Heuballen und Bäumen als Hindernissen auf der Straße Richtung Hafen, Steine und Knüppel, fliegen gegen Windschutzscheiben, um die Fahrer zum Schneckentempo zu zwingen – die Fahrt nach Großbritannien ist für die Fahrer noch mehr zu einer Mutprobe geworden, der sich immer weniger aussetzen wollen. 

Es ist auch von organisierten Banden die Rede, die die Flüchtlinge gezielt an Bord von Lkw schaffen, die zum langsamen Fahren genötigt worden sind. Dabei gehen sie so geschickt vor, dass Schloss und Siegel nicht sichtbar beschädigt werden. Die britische Transportunternehmerorganisation FTA berichtet von einem solchen Fall auf einem Sicherheitsparkplatz 70 Kilometer von Calais entfernt.

Jetzt wird in Calais erst einmal die Bereitschaftspolizei, die bereits mit einer Rekordzahl von 1.900 Beamten vor Ort ist, um weitere 200 Mann aufgestockt. Die Einsatzkräfte waren in letzter Zeit wiederholt mit Tränengas gegen hunderte Flüchtlinge vorgegangen, die versuchten, auf die Autobahn zu gelangen. 

Länder stärken Grenze

Bei ihrem ersten Treffen nach dem beschlossenen Ausstieg Großbritanniens aus der EU vereinbarte die britische Innenministerin Amber Rudd mit ihrem französischen Kollegen Cazeneuve, die Sicherheit der gemeinsamen Grenze zu stärken. Die bestehenden Kontrollmechanismen in Calais will man beibehalten.

Das kann sich aber nach den Präsidentschaftswahlen in Frankreich schnell ändern. Nicht nur die beiden Kandidaten Nicolas Sarkozy und Alain Juppé haben sich bereits für ihre Verlagerung auf britischen Boden ausgesprochen. Derzeit jedenfalls sammeln sich Tausende Menschen in der italienischen Grenzstadt Ventimiglia, um von dort illegal nach Frankreich zu gelangen. Ihr Ziel ist offenbar Großbritannien.

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