FlixBus auf Expansionskurs Anhaltende Revolution im Busverkehr

Foto: FlixBus

Mit derzeit rund 90 Prozent Marktanteil hat FlixBus / Mein Fernbus den Mobilitätsmarkt in Deutschland vor genau fünf Jahren völlig umgekrempelt – und das ohne einen einzigen Bus auf eigene Rechnung im Verkehr zu haben. Nach der Rettung des Bahnunternehmens Locomore wollen die Münchener jetzt sogar mit Fluggesellschaften kooperieren.

Fast genau vor fünf Jahren, am 13. Februar 2013 um 8:55 Uhr, startete der erste FlixBus-Bus auf der Strecke zwischen München und Nürnberg. Mit Öffnung des deutschen Fernbusmarktes nach einer Klage des studentischen Offenbacher Unternehmens "Dein Bus" war das Münchner Start-up damit als erster Anbieter unter der neuen Gesetzgebung unterwegs.

André Schwämmlein, Mitgründer und Geschäftsführer des Unternehmens, das mit der Übernahme des ehemals größeren Berliner Konkurrenten Mein Fernbus ein Quasi-Monopol hat: "Fünf Jahre später haben die FlixBusse nicht nur in Deutschland, sondern europaweit ihren festen Platz im öffentlichen Personenverkehr. Damals wie heute ist unser Ziel, grüne und smarte Mobilität für alle zu bieten." Tatsächlich ist es dem Unternehmen in der Hauptsache durch die intelligente Software gelungen, die eigenen Angebote digital unter die überwiegend jungen Kunden zu bringen. Nicht ohne Grund hebt der IT-Verband Bitcom, dessen Präsident Achim Berg gleichsam Beiratsvorsitzender und Partner bei der FlixBus Mobility GmbH ist, auf dem jährlichen CarIT Kongress in Vorträgen regelmäßig hervor, dass der Erfolg von FlixBus eine Ausnahmeerscheinung auf dem digitalen Mobilitätsmarkt ist. Tatsächlich nennt die Süddeutsche Zeitung den Fernbusvermittler "eine der erfolgreichsten Internet-Gründungen in Deutschland" und taxiert den Unternehmenswert auf rund eine Milliarde Euro.

"FlixBus hat Reisen in Europa demokratisiert"

Bis heute reisten mehr als 100 Millionen Fahrgäste mit FlixBus. Länder wie Frankreich folgten der Liberalisierung nach deutschem Vorbild. Hier – ebenso wie in Italien, Benelux, Kroatien oder Dänemark – ist FlixBus mit Inlandsnetzen nach eigenen Angaben führender Anbieter. Mittlerweile umfasst das grüne Fernbus-Netz in Europa 250.000 tägliche Verbindungen mit 1.600 Bussen zu 1.400 Zielen in 26 Ländern – besonders beliebt sind die Strecken Berlin-Hamburg und Wien-Bratislava. Jochen Engert, Mitgründer und Geschäftsführer: "FlixBus hat Reisen in Europa demokratisiert."

Tatsächlich hat der Boom der Fernlinien seit 2013 nicht nur Studenten und Senioren in die Busse geholt, der Bus ist eine echte Alternative zum Zug auf der Straße geworden. Zudem wurden Innovationen im Bus wie WLAN, Multimediaangebote und 24V-Stromversorgung sowie behindertengerechte Sitzplätze massiv gefördert, was bis dato eher nicht der Fall war. Ganz nebenbei haben die Fernlinien auch dem Doppeldecker das Überleben gesichert, ist er doch das ideale Fahrzeug-Konzept mit behindertengerechtem Unterdeck und traumhaften Effizienzwerten bis zu zehn Gramm CO2 pro Personenkilometer. Zwischenzeitlich sah es für das heute am stärksten boomende Segment eher düster aus. Auch der Hybrid-Reisebus ist ein Fokusthema, das FlixBus stark vorantreibt. Auch wenn es derzeit noch keine serienreifen Modelle gibt, dürfte es nicht wundern, wenn die erste Flotte von Hybrid-Reisebussen mit ZF Traxon-Hybridmodul in grüner Lackierung daherkäme.

Der Sprung über den Teich: Start in den USA

Nach 26 europäischen Ländern will Flixbus mit seinem digitalen Geschäftsmodell bald ein Angebot in Übersee starten. Noch im Sommer sollen grüne Flixbusse hier auf ersten Linien durch Kalifornien fahren. André Schwämmlein, FlixBus-Gründer und Geschäftsführer: "Auf dem amerikanischen Mobilitätsmarkt findet derzeit ein signifikanter Wandel statt – öffentliche Verkehrsmittel und nachhaltiges Reisen gewinnen zunehmend an Bedeutung. FlixBus will Teil dieser Veränderung sein und als preiswerte und umweltfreundliche Mobilitätsalternative bald amerikanische Fahrgäste begrüßen." Spannend dürfte es sein, welche Busse in den USA zum Einsatz kommen werden, immerhin bietet Anteilseigner Daimler (fünf Prozent) mit Setra als einer der wenigen europäischen Hersteller Luxusbusse in den USA an. "Wir werden eine riesige Chance in den USA haben," sagte Jochen Engert "ngin-Mobility", einer Tech-Website. "Wir sind daten- und technologiegetrieben. Dieses Verständnis fehlt bei den unterinnovierten US-Verkehrsunternehmen."

Neues Image für den Bus: "Das tut der Branche gut"

André Schwämmlein sagt zum Erfolg des disruptiven Flixbus-Konzeptes: "Von Anfang an war es uns ein Anliegen, Busfahren neu zu erfinden und für neue Zielgruppen um die digitale Komponente zu erweitern. Wir haben Busfahren wieder cool gemacht." Wenn es das je war, möchte man ihm entgegenrufen.

Der Zeitenwandel zeigt sich unter anderem in der Demografie der größten FlixBus-Zielgruppen. Rund 33 Prozent der FlixBus-Kunden sind zwischen 18 und 25 Jahre alt, vielfach Studenten, die auf billiges Reisen angewiesen sind – Führerscheinbesitz ist in dieser Altersgruppe durchaus nicht mehr selbstverständlich. Von dem Erfolg und dem jungen Markenimage profitiert vor allen Dingen auch der regionale Mittelstand. Mittlerweile kooperiert FlixBus mit seinen 1.400 eigenen Angestellten in München und Berlin mit 250 Buspartnern in Europa, rund 7.000 Fahrer sind dabei für FlixBus unterwegs.

Einer davon ist Baumann Busbetrieb aus München, FlixBus-Partner der ersten Stunde: "Wir sind in den letzten fünf Jahren gemeinsam mit FlixBus gewachsen. Der Bus ist durch den Fernbus hipper und schicker geworden. Das tut der Branche gut", so der Geschäftsführer Harald Baumann. Auch der Verband Deutscher Busunternemer (bdo) ist nach anfänglicher Skepsis eine fruchtbare Kooperation mit dem Monopolisten eingegangen.

"FlixForward" – Diese Innovationen plant FlixBus in 2018

Daniel Krauss, FlixBus-Mitgründer und CIO: "Wir ruhen uns nicht auf den Erfolgen der letzten Jahre aus, sondern haben noch viel vor. Wir investieren 2018 weiter in den Netzausbau sowie in die Weiterentwicklung unseres Produkts. Neue Angebote wie die Sitzplatzreservierung, On-Board-Entertainment und innovative Features in der FlixBus-App sind bereits in der Pilotphase. Bis Ende des Jahres werden diese Zusatzservices auch flächendeckend in Europa verfügbar sein." Das Streckennetz in Deutschland und Europa wächst indessen ebenfalls weiter; allein im deutschsprachigen Raum kommen rund 140 neue Haltestellen hinzu. Wie die seit einiger Zeit angebotenen Vermietservices im Gelegenheitsverkehr für Vereine und Clubs ankommen, bleibt aber bisher im Dunkeln.

Einige Kooperationen mit dem Schienenverkehr, wie die mit dem insolventen Bahnanbieter Locomore Vertriebskooperation, bündelt das Unternehmen seit 2017 in der neugegründeten Gesellschaft FlixTrain GmbH. André Schwämmlein: "Intermodale Konzepte wie die Kombination aus Fernbus und Zug funktionieren bereits in anderen Ländern. So schaffen wir eine attraktive Alternative zum eigenen Auto. Wir glauben, dass die Vernetzung von öffentlichen Verkehrsmitteln auch in Deutschland die Zukunft der Mobilität ist."

Neuester Coup der findigen Münchener dürfte die nicht wirklich überraschende Ankündigung sein, in Zukunft möglicherweise auch mit Airlines enger zusammenzuarbeiten. "Wir sprechen gerade mit verschiedenen Fluggesellschaften, darunter auch mit der Lufthansa-Gruppe," verriet Jochen Engert unlängst der Süddeutschen Zeitung. Angedacht sei hierbei ein Ticket von zu Hause bis zum Zielort, um den Zubringerverkehr zu vereinfachen.

Vom Startup zum breit aufgestellten Mobilitätsanbieter

FlixBus wurde vor fünf Jahren von Jochen Engert, Daniel Krauss und André Schwämmlein gegründet. Das innovative Geschäftsmodell kombiniert dabei die Erfolgsfaktoren eines Tech-Startups mit der Erfahrung und Qualität klassischer Busunternehmen aus dem regionalen Mittelstand. Während sich das FlixBus-Team um die Technologieentwicklung, Kundenservice, Netzplanung, Marketing und Vertrieb kümmert, verantworten regionale Buspartner den operativen Betrieb der grünen FlixBus-Flotte, auch wenn viele größere Unternehmen in den letzten Jahren wieder abgesprungen sind – zumeist aufgrund fehlender Profitabilität. FlixBus selbst ist seit 2016 in Deutschland profitabel, seit 2017 auch im internationalen Geschäft.

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