Fliegl-Geschäftsführer Bernhard Kerscher "Lang-Lkw hat positive Zukunft"

Foto: Fliegl

Der neue Fliegl-Geschäftsführer Bernhard Kerscher spricht im Interview über den Ausbau des Vertriebs und Trends auf dem Trailermarkt.

trans aktuell: Herr Kerscher, Sie sind seit Ende 2017 Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing beim Trailerhersteller Fliegl. Zuvor waren Sie unter anderem CEO einer großen deutschen Prüforganisation sowie CEO bei MAN Truck & Bus Deutschland. Was reizt Sie an der Tätigkeit in einem inhabergeführten, mittelständischen Familienunternehmen?

Kerscher: An Unternehmen wie Fliegl Trailer schätze ich die kurzen Wege, den direkten Dialog, die schnellen Entscheidungsprozesse. Flache Hierarchien machen Mittelständler flexibel und handlungsfähig. Was mir enorm wichtig ist: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Ich arbeite täglich eng mit Kunden und Kollegen zusammen, deren Feedback wertvoll ist. Man sieht, was man tut, und ist nah am Geschehen – das macht die Arbeit spannend.

Was haben Sie bei Ihrer rund 30-jährigen Tätigkeit in großen Konzernen vermisst?

In Konzernen werden häufig jene flachen Hierarchien beschworen, die im Mittelstand gelebt werden. In der Realität sind Konzernstrukturen manchmal ein Hemmnis.

Sie sollen bei Fliegl die nationalen und internationalen Vertriebsstrukturen weiter ausbauen. Auf welche Weise wollen Sie das realisieren? Wo sehen Sie die Trailer-Märkte der Zukunft?

Wir arbeiten konsequent daran, uns personell noch breiter aufzustellen, und möchten zusätzliche Vertriebsmitarbeiter gewinnen. In Deutschland und in ganz Europa wollen wir noch mehr Präsenz zeigen, unser Händler- und Partnernetzwerk ausbauen. Das Team Fliegl soll und wird weiter wachsen. Neben Deutschland betrachten wir langfristig den kompletten europäischen Kontinent als Zukunftsmarkt mit großem Potenzial.

Der Trailer-Markt in Europa ist hart umkämpft. Wie hebt sich Fliegl von der Konkurrenz ab und sichert die eigene Marktposition?

Wir sind der innovative, nachhaltige Trailerhersteller in Europa. In den vergangenen Jahren hat Fliegl so viele Innovationen und Entwicklungen zur Marktreife geführt wie kein anderer Wettbewerber. Unsere Produktlösungen nutzen Unternehmern und Fahrern. Ihr Mehrwert zahlt sich heute schon in der Praxis aus, der Profit lässt sich messen und belegen. Beispiele sind die zweiachsigen Twin Auflieger und das CLG Dolly: Jedes einzelne Fahrzeug spart Jahr für Jahr mehrere Tausend Euro für Maut, Diesel, Reifen und Wartung. Und sie entlasten die Umwelt, weil sie den CO2- und NOX-Ausstoß senken.

Mit der 8. Änderungsverordnung, die am 29. Dezember 2017 in Kraft getreten ist, ist das Positivnetz für Lang-Lkw in Deutschland deutlich erweitert worden. Wie schätzen Sie die Zukunft des Lang-Lkw ein?

Definitiv positiv – sowohl in Deutschland als auch in Europa. Die anhaltend hohe Nachfrage unserer Kunden nach Longlinern unterstreicht den Trend. Erfreulich ist, dass sich immer mehr Bundesländer für Longliner öffnen; nach Rheinland-Pfalz hat zuletzt Baden-Württemberg angekündigt, zeitnah nachzuziehen. Fliegl deckt alle Kategorien des Lang-Lkw ab. Mit unserem CLG haben wir das Dolly revolutioniert: Es spart 50 Prozent Gewicht und funktioniert störungsfrei, weil es ohne Hydraulik und Elektronik auskommt. Das spart richtig Geld, vermeidet Standzeiten, und die Wartungsintervalle verlängern sich signifikant. X-tra Long, X-tra Long Twin, RoadRunner Twin, MegaRunner Twin – Lang-Lkw von Fliegl wirken sich unmittelbar und messbar auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden aus.

Versteht sich Fliegl eher als Hersteller individueller Kundenlösungen oder eher als Serienproduzent?

Fliegl Trailer versteht sich als Serienproduzent, der die Serie kundenorientiert interpretiert. Unsere Innovationskraft bringt konkrete Kosten- und Anwendungsvorteile. Auch in der Serienfertigung sind wir in der Lage, auf Kundenwünsche einzugehen. Im Fokus liegen Praxistauglichkeit, tatsächlicher Bedarf, ökonomischer und ökologischer Nutzen. Serie muss ja nicht gleichbedeutend sein mit starr oder stupide. Standardfahrzeuge können durchdacht und flexibel sein, diesen Beweis ­führen wir.

Fliegl hat sich 2017 als "grüner Fahrzeughersteller" etabliert. Dabei hat sich das Unternehmen der Ressourcenschonung, der Schadstoffreduzierung und der Transporteffizienz verschrieben. Wie will Fliegl diese Ansätze 2018 weiter vorantreiben?

"Grüner Fahrzeughersteller" trifft es nicht oder nicht ganz. Fliegl bekennt sich klar zu seiner auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmens- und Produktphilosophie. Ökologie ist eine Säule dieser Philosophie, aber ebenso haben wirtschaftliche Aspekte hohen Stellenwert für uns und unsere Kunden. Unsere Nachhaltigkeitsoffensive hat Fahrt aufgenommen und trägt Früchte. Nachhaltigkeit wird unser Leitbild, unser Schwerpunkt bleiben. Ich darf die Leser neugierig machen auf die IAA im Herbst – dort wird Fliegl die nächsten nachhaltigen Innovationen präsentieren.

Es gibt Trailerhersteller, die durch Übernahmen gewachsen sind und so ihre Marktanteile in Europa zum Teil deutlich erhöhen konnten. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Sehen Sie die Position von Fliegl auf Rang vier der deutschen Trailerhersteller bedroht?

Es geht uns nicht um Größe im Sinne reiner Quantität. Es geht uns um die Weiterentwicklung der Branche und um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden. Fliegl ist fitter und agiler als mancher Fahrzeugbauer mit Konzernstruktur. Diese Fitness wollen wir uns erhalten und wir wollen noch fitter werden. Wir wachsen mit Verstand und mit Substanz – auch im Wachstum haben wir den nachhaltigen Weg gewählt, den wir Richtung Zukunft gehen: Survival of the Fittest.

Im September findet die IAA Nutzfahrzeuge in Hannover statt. Auf was können sich die Besucher des Fliegl-Messestandes freuen?

Die IAA wird sicher der Höhepunkt meines ersten Jahres als Fliegl-Geschäftsführer sein. Darauf arbeiten wir als Team hin. Wir werden nachhaltige, innovative Produkte und Dienstleistungen nach Hannover bringen – für Unternehmer ebenso wie für Fahrer.

Zur Person

  • Bernhard Kerscher ist seit Ende 2017 Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing bei Fliegl Trailer.
  • Von 2010 bis 2017 war er beim TÜV Süd, unter anderem als CEO der Division Auto Service.
  • Von 1988 bis 2010 war er für MAN Truck & Bus tätig, unter anderem als CEO in Deutschland.
  • Kerscher studierte Fahrzeugtechnik und Wirtschaftsingenieurwesen.
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