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Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw Hessen investiert Energie in E-Mobilität

Siemens und Scania forschen gemeinsam am elektrifizierten Straßengüterverkehr / Siemens and Scania are conducting joint research into the electrification of road freight traffic Foto: Siemens/Gust, Thomas Küppers, Montage: Marcus Zimmer

Hessen wendet sich von fossilen Brennstoffen ab. Ein Baustein der Energiewende ist der  geplante Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw.

Hessen steht unter Strom: Die Verantwortlichen im Land wollen den fossilen Brennstoffen den Rücken kehren und ihren Beitrag zum Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung leisten. Damit verbunden ist ein Rückgang der Treibhausgasemissionen im Verkehr um bis zu 95 Prozent gegenüber dem Ausgangsjahr 1990. "Das ist ein dickes Brett, das wir bohren müssen", betonte Dr. Peter Doepgen, Referent für Elektromobilität im Hessischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium (HMWEVL), bei einer Impulstagung des Speditions- und Logistikverbands (SLV) Hessen/Rheinland-Pfalz in Wiesbaden. Das Dilemma im Verkehrsbereich sei, dass die bisherigen Erfolge beim Eindämmen der Emissionen durch die Zunahme des Verkehrs wieder zunichte gemacht worden seien. "Es steht uns also eine Herkulesaufgabe bevor", sagte Doepgen.

Hessen räumt Elektromobilität die größten Chancen ein

Doch mit welcher Technologie soll die Branche am besten gegensteuern? Doepgen hält es für sinnvoll, unterschiedliche alternative Antriebskonzepte zu testen. "Wir wissen ja nicht, welche Technologie sich am Ende durchsetzen wird." Er selbst räumt der Elektromobilität aber die größten Potenziale ein. Doepgen macht das auch daran fest, dass es aktuell einen Zielkonflikt bei den Themen Stickoxide und Kohlendioxid gibt. Der Diesel ist das neue Feindbild der Städte, gilt im Fernverkehr aufgrund des geringeren CO2-Ausstoßes aber weiterhin der Saubermann. "Die Antriebsform für die Lösung beider Probleme ist der Elektro-Antrieb.

6,9 Millionen Euro stehen in Hessen für E-Mobilität bereit

Für Spediteure problematisch sei jedoch das sehr überschaubare Angebot an batterie-elektrischen Fahrzeugen. "Für die Pkw-Klasse sind technische Lösungen vorhanden, was aber fehlt, sind serienreife Produkte von der Sprinter-Klasse bis zu Lkw und Bussen – und hier insbesondere der deutschen Hersteller." Ein knappes Angebot ist nach den Regeln des Marktes mit hohen Preisen verbunden. Deshalb will das HMWEVL die Branche mit entsprechenden Fördermitteln unterstützen. Im laufenden Jahr stehen in Hessen laut Doepgen 6,9 Millionen Euro an Haushaltsmitteln rund ums Thema E-Mobilität zur Verfügung. Nach Abzug der Mittel zum Betrieb der Geschäftsstelle, die sich mit dem Thema befasst, bleiben rund vier Millionen Euro, die für konkrete Projekte abgerufen beziehungsweise erst einmal beantragt werden können (Infos unter www.strom-bewegt.de).

Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw geht planmäßig voran

Dass Hessen viel Energie bei der E-Mobilität aufwendet, sieht man auch daran, dass der geplante Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw dort schon am weitesten voran geschritten ist. In Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg wird es wohl noch etwas länger dauern. So sind die Bauarbeiten für den Aufbau der Teststrecke auf der A5 zwischen Frankfurt und Darmstadt bereits angelaufen. Hessen will auf dem fünf Kilometer langen Teilstück zwischen Langen/Mörfelden und Weiterstadt in beiden Richtungen den Einsatz von Lkw mit Stromabnehmern testen.

Bewusst habe man sich für einen stark befahrenen Fernstraßen-Abschnitt entschieden, auf dem täglich im Schnitt 133.500 Fahrzeuge verkehren, wie Gerd Riegelhuth, Vizepräsident von Hessen Mobil, erläuterte. "Uns war es wichtig, die Technik unter realen Bedingungen zu erproben – an einer Stelle, wo mehrere Faktoren zusammenkommen: eine hohe Verkehrsbelastung, ein hoher Lkw-Anteil und ein vierstreifiger Autobahnabschnitt", sagte Riegelhuth.

Der Zeitplan ist ehrgeizig: Die Oberleitungs-Infrastruktur muss bis 31. Oktober fertig sein, anschließend bleiben Hessen mobil zwei Monate zum Test, ehe der Betrieb starten soll. Die Baumaßnahmen fallen in das Programm Elisa (Elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen), das durch das Bundesprogramm "Erneuerbar mobil" mit 14,6 Millionen Euro bezuschusst wird.

Phase zwei, der Betrieb, fällt unter das Programm "Elisa II" und soll Mitte des Jahres starten. In diesem Projekt erfolgen dann auch alle Abstimmungen mit der Fahrzeugindustrie, den teilnehmenden Flottenbetreibern und weiteren Forschungspartnern. Neben der Spedition Schanz und Meyer Logistik sind auch der Container-Spezialist Contargo und der Großhändler Hegro Eichler-Kammerer an einer Teilnahme interessiert.

Die Verantwortlichen bei Hessen mobil sind zuversichtlich, dass sie den ambitionierten Zeitplan einhalten und die Lkw mit Geweih wie geplant 2019 auf Tour gehen können. Aktuell laufen bereits die Bohrungen für die Oberleitungsmasten. Es geht also sichtlich voran – Kraftfahrer, die den betreffenden Abschnitt passieren, werden es im Vorbeifahren wahrscheinlich schon registrieren.

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