Eberspächer präsentiert auf der IAA eine aktive Schalldämpfung für Nutzfahrzeuge. Das System namens Active-Silence besteht aus einem in die Abgasanlage integrierten Lautsprecher, der ein exaktes Gegenbild der entstehenden Schalwellen erzeugt. Durch Überlagerung heben sich die einzelnen Schallwellen gegenseitig auf. Auf diese Weise will Eberspächer das Abgasgeräusch je nach Betriebszustand um bis zu zehn Dezibel reduzieren, was etwa einer Halbierung der Lautstärke entspricht. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft geförderten Forschungsprojekts „Aktiver Lkw-Schalldämpfer“, in dem Eberspächer und Daimler sowie der Softwareentwickler Müller-BBM kooperieren, habe Active-Silence das Abgasgeräusch eines Mercedes Atego mit 6-Zylinder-Motor um diesen Wert vermindert. Nach der aktuellen Geräuschrichtlinie (ISO-Vorbeifahrtpegel), die alle Lärmquellen beim Nutzfahrzeug berücksichtigt, also auch Lüftung, Reifen, Getriebe, Achsen und Gelenkwellen, ergibt sich eine Reduzierung um rund zwölf Prozent (1 dB(A)). Eberspächer dürfte der erste Hersteller sein, der diese Technologie direkt in einer Abgasanlage einsetzt. Um den dort herrschenden rauen Umgebungsbedingungen wie hohe Temperaturen, Feuchtigkeit, aggressives Kondensat, hoher Schalldruckpegel und starke Vibrationen zu trotzen, soll der Lautsprecher extrem robust konstruiert sein. Das Signal liefert eine Elektronik mit Regelalgorithmus. Sie regelt das Timing und die Stärke des Antischall-Signals in Echtzeit. Mit dieser Technologie will Eberspächer die Reflexionskammern herkömmlicher Schalldämpfer ersetzen. Der Lautsprecher kann baugleich in verschiedenen Motoren und Plattformen genutzt werden, wodurch sich der Entwicklungsaufwand und die Variantenvielzahl verringert. Allein die Software sei an die jeweilige Motorisierung anzupassen. Zudem sei diese Art der Schalldämpfung deutlich leichter und kleiner. Der Atego-Standardschalldämpfer mit 58 Kilogramm und 95 Litern Volumen wurde in dem Forschungsprojekt gegen einen Active-Silence-Aktor mit 29 Kilogramm und 85 Litern getauscht. Neben dem geringeren Gewicht habe sich auch konstruktionsbedingt der Abgasgegendruck um 25 Prozent reduziert. Im Nutzfahrzeugbereich strebe man einen raschen Marktstart an, so Entwicklungsleiter Mathias Keck, bei Eberspächer für Abgastechnik zuständig. Bis dahin arbeite man parallel an noch höheren Effizienzsteigerungen bei der Lärmminderung mit leistungsstärkeren Aktoren“.