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Fahrner macht in Fulfillment Mehr als ein Lückenfüller

Foto: Fahner Logistics

Fahrner Logistics profitiert während der Pandemie vom B2C-Segment. Jetzt soll daraus eine eigene Geschäftseinheit werden.

Beim Onlinehandel zeigt das Wachstum seit Jahren steil nach oben und auch in der Pandemie haben alle Beteiligten volle Auftragsbücher. Auch das Unternehmen Fahrner Logistics hat viel zu tun: Das Unternehmen aus Dornstetten – bisher auf Industriekunden spezialisiert – ist erstmals im klassischen Endkundengeschäft tätig.

„Die Corona-Pandemie haben wir bislang glimpflich überstanden“, sagt Sven Wolter, Geschäftsführer bei Fahrner Logistics und zuständig für die Bereiche Kontraktlogistik, Fort- und Weiterbildung sowie Consulting. Einbußen gab es natürlich, etwa bei der Fahrner Academy, weil der Fahrschulbetrieb eingestellt war, und auch der Bereich Automotive, in dem Fahrner etwa für Automobilzulieferer tätig ist, wurde durch die Krise gebeutelt, berichtet Wolter. Die beiden Bereiche Transport und Kontraktlogistik kommen aber in der Krise gut zurecht – „wir sind also noch mit einem blauen Auge davongekommen“.

In der Pandemie neues Segment gestartet

Die Pandemie bescherte dem Unternehmen mit Sitz in Dornstetten im Nordschwarzwald aber einen erfolgreichen Start in ein ganz neues Segment. „Im März sind wir in den Bereich B2C eingestiegen, und das hat unserem Geschäft sehr gutgetan“, sagt Wolter. „Mittlerweile verschicken wir in diesem Bereich pro Monat mehr als 20.000 Pakete“.

Zunächst hat Fahrner am Standort Schramberg-Waldmössingen mit dem B2C-Geschäft begonnen, weil der erste große Kunde, ein Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln, einen Standort unweit zu Frankreich brauchte, wohin ein Großteil der Pakete versendet werden. Dabei kam dem Logistikdienstleister zugute, dass der Standort schon eine IFS-Zertifizierung (International Food Standard Logistics) hatte.

Eine Plattform, zehn Webshops

Fahrner ist seit Anfang März auch für ein großes Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie tätig, das die Webshops von verschiedenen Anbietern auf einer Online-Plattform bündelt. Dabei geht es um eine Vielzahl von Produkten ganz unterschiedlicher Marken, zumeist aus der Sparte Consumer Health – japanische Zahncreme, Kosmetik, Fußpflegeprodukte. Der Plattformbetreiber übernimmt für die Anbieter die Administration und die Anbindung der KEP-Dienstleister, die Rolle von Fahrner ist das Fulfillment, also die physische Bearbeitung der E-Commerce-Aufträge. Zu den Aufgaben gehört der Wareneingang, je nach Produktgröße auf Paletten oder in Form von Paketen, die Einlagerung, die Kommissionierung, das Verpacken und die Übergabe an die KEP-Dienstleister sowie das Retourenmanagement und die Beschaffung des Verpackungsmaterials.

Der Vorteil für Fahrner besteht darin, dass der Logistiker zwar wie in Waldmössingen 10 bis 15 E-Commerce-Anbieter „bedient“, aber nur einen Ansprechpartner hat und nur eine Rechnung pro Monat schreiben muss.

Software-Dashboard bietet guten Überblick

„Das Gute an dem Geschäftsmodell ist, dass auch Anbieter von kleineren Volumina somit in der Lage sind, professional zu versenden, und das unabhängig von der Art ihrer Shop-Software“, sagt Wolter. Über ein Software-Dashboard können die Fahrner-Verantwortlichen immer aktuell den Stand der Aufträge und der Abwicklung verfolgen.

Inzwischen ist als zweiter Standort für das E-Commerce-Geschäft der Fahrner-Standort Neuss implementiert worden. Fachbodenregale wurden aufgebaut und rund 200 Palettenstellplätze für Nachschub und Kartonagen freigeräumt. Und natürlich musste die IT installiert und die Mitarbeiter eingewiesen werden.

20 neue Arbeitsplätze geschaffen

Auch beim Personal hat der Logistikdienstleister inzwischen aufgestockt, 20 Mitarbeiter sind an beiden Standorten nur für das Endkundengeschäft tätig. In die Arbeiten finden sich die Mitarbeiter aber laut Wolter schnell rein; bei Spitzenzeiten kann der Schichtleiter also auch weitere Kollegen aus dem Lagerbereich für die Tätigkeiten hinzuziehen. Dabei hilft, dass der gesamte Kommissionierprozess durch moderne Technologie unterstützt wird: Das Picken erfolgt über Fingerscan und Smartphones, beim Packen werden zur Kontrolle Handscanner verwendet und die Auftragsbestätigung erfolgt über Tablets. „Man kann eigentlich nichts falsch machen“, sagt Wolter.

Verkaufsaktionen als Herausforderung

Der Einstieg in das neue Geschäftsfeld war aber auch mit einigen Herausforderungen verbunden, nicht im Tagesgeschäft, sondern in Form der für den Onlinehandel typischen Aktionen. „Ein vierfaches Volumen, ad hoc – so etwas kennt man im Palettenversand nicht“, sagt Wolter, und erklärt: „solche Firmen sind marketinggetrieben, die denken nicht in logistischen Bahnen“.

Zur Lernkurve des Logistikers gehörte daher, dass die Kunden manchmal erst am Freitag über eine kurzfristige Verkaufsaktion ihres Webshops informieren, oder vor dem Wochenende ein neues Produkt gelauncht wird. „Am Montag liegen dann 3.000 Bestellungen vor, obwohl das Produkt noch gar nicht im Lager vorrätig ist“, berichtet Wolter. Rabattaktionen oder eine Lagerbestandsräumung haben ähnliche Effekte. Die Fahrner-Verantwortlichen wissen jetzt eher, was montags auf sie zukommt, daher wird an diesem Tag in mehreren Schichten gearbeitet. „Die Sale-Aktionen verlangen von uns und unseren Mitarbeitern eine ganze andere Flexibilität“, sagt Wolter.

E-Commerce-Logistik als Geschäftseinheit

Dennoch will das Unternehmen das Geschäft ausbauen und hat bereits mit dem Anbieter der Softwareplattform eine entsprechende Zusammenarbeit vereinbart. Die E-Commerce-Logistik soll eine eigenständige Geschäftseinheit werden. „Wir wollen uns auf krisenfeste Branchen konzentrieren – Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel und Produkte aus dem Bereich Gesundheit, bei denen wir auch aktuell weiter eine große Nachfrage sehen. Damit können wir gut eventuelle Lücken im Lager füllen, und die Software ist dafür bestens geeignet“, sagt Wolter. Erste Gespräch mit einem namhaften Lebensmittelkonzern haben demnach bereits stattgefunden.

Das Unternehmen

  • Die Fahrner Logistics Gruppe, 1923 als Transportunternehmen gegründet, ist ein Familienunternehmen mit mehreren eigenständigen Bereichen und Gesellschaften. Dazu gehören etwa Transportdienstleistungen (Spedition Fahrner) Logistikdienstleistungen (Fahrner Logistics Services, Fahrner Automobile Logistics, Fahrner Contract Logistics), Fort- und Weiterbildung (Fahrner Academy), Arbeitnehmerüberlassung (Fahrner Network) und Beratung (Fahrner Consulting).

  • Die Gruppe ist heute neben dem Unternehmenssitz in Dornstetten, Pfedelbach, Schramberg, Leingarten, Nagold, Horb, Werdohl, Dingolfing, Neuss, Straubing und Leipzig sowie in Barcelona (Spanien), Straßburg (Frankreich), Pilsen (Tschechien) und Prevalje (Slowenien) vertreten.
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