Fast menschenleer scheinen die Werkshallen in Blainville sur Orne. Dennoch geht es ziemlich munter zu. Eine ganze Armee von Robotern baut geschmeidig und exakt aufeinander getaktet die Kabinen der neuesten Fahrzeuggeneration von Renault Trucks zusammen.
Da zischt es, funkt es, saust und braust es. Das ist der Sound des modernen Fahrzeugbaus. Und ganz ohne Menschen funktioniert es dann doch nicht, wie man im Film sieht. Das menschliche Auge dient immer noch als oberste Kontrollinstanz und geschickte Hände sind an manchen Stellen auch nicht durch die Greifarme der Roboter zu ersetzen. Und so zählen sich doch 1.350 Mitarbeiter zur Equipe der Kabinenfertigung bei Renault Trucks. Zusammen mit ihren mechanischen Kollegen fertigen sie pro Jahr rund 51.000 Fahrerhäuser. Übrigens nicht alle für Renault, auch die Konzernmutter Volvo Trucks und der Mitbewerber DAF lassen hier Bleche zusammenschweißen. Die internationale Arbeitsteilung hat hier in der Normandie schon eine lange Tradition.
Lkw-Fertigung seit 1956
Seit gut 57 Jahren entstehen hier Fahrzeuge, denn beim Werk Blainville, nahe Caen, handelt es sich um das alte Saviem-Werk. Connaisseure französicher Lkw-Geschichte wissen, dass dieser Name schon seit 1955 mit Renault verbunden ist, als die Firma zusammen mit den Firmen Latil und Somua Lastwagen produzierte. Ab 1967 gab es ein Jahrzehnt lang eine Kooperation mit MAN. Der Bayrische Hersteller verkaufte in Deutschland leichte Saviem-Frontlenkerfahrzeuge mit MAN-Logo, die Franzosen übernahmen dagegen schwere Haubenfahrzeuge aus München. Auch die langlebige F8-Kabine gab es mit zweierlei Firmenlogos.
Mitglied im Viererclub
In den 70er Jahren war Saviem auch Teil des bekannten Viererclubs, in dem der Hersteller zusammen mit Magirus Deutz, Volvo und DAF gemeinschaftlich Fahrzeuge produzierte. Ein Teil dieser Kooperation setzt sich bis heute vor, obwohl der Name Saviem ab 1979 langsam verblasste. Ab diesem Jahr hatte Renault Vehicles Industrielles die Hersteller Berliet und Saviem unter dem eigenen Konzernnamen vereinigt.
Bei aller Tradition, das Werk in Blainville zeigt eindrucksvoll wie klinisch rein es in heutigen Industriehallen zugeht. Die Präzision der Roboter und modernste Fertigungstechniken, wie etwa das Kleben von Karosserieteilen oder die Verwendung hochfesten Stahls, hat längst auch bei den Lastwagen Einzug gehalten. An den Stellen, wo Menschen arbeiten, sichern vorbestückte Montagewagen, dass kein noch so kleines Teil vergessen werden kann. Nach nur 90 Minuten Arbeitszeit ist eine Fernverkehrskabine fertig und kann in den Versand gehen – natürlich per Lkw.