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Fachkräftemangel belastet Firmenkasse Nagel-Group startet Qualifizierungs-Offensive

Foto: Nagel Group

Die Nagel-Group aus Versmold will das Thema Fahrermangel dieses Jahr offensiv angehen. Das Ergebnis ist unter Druck.

Eine große Flotte will besetzt werden. Doch das gestaltet sich angesichts des Fahrermangels immer schwieriger. Davon können die Verantwortlichen der Nagel-Group ein Lied singen. Rund 7.000 Fahrzeuge sind europaweit für das Unternehmen im Einsatz, eigene und von festen Partnern. Als Reaktion auf den Engpass weitet die Nagel-Group nun ihr Engagement bei der Fahrer­gewinnung deutlich aus.

Nagel-Group gründet eigene Fahrer-Akademie

"Wir werden 2018 das Thema Fahrermangel massiv angehen", teilt das auf temperaturgeführte Lebensmittellogistik spezialisierte Unternehmen aus Versmold gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell mit. Zu Jahresbeginn hat es eine Fahrerakademie gegründet. "Sie hat drei Säulen: Gewinnung von neuen Fahrern, Aus- und Weiterbildung sowie Betreuung eigener Fahrer und langjähriger Unternehmensfahrer", heißt es. Die Fahrer bekämen in jeder Niederlassung Fahrerbetreuer an die Seite gestellt, die sich um sie und ihre Belange kümmerten. Geplant sei auch die Übernahme einer Fahrschule.

Höhere Wertschätzung für Fahrer erforderlich

Den Verantwortlichen der Nagel-Group ist aber auch bewusst, dass sich der Umgang mit den mobilen Mitarbeitern verändern muss. "Wir wissen: Es kommt sehr auf eine deutlich höhere Wertschätzung des Fahrers an", erklärt das Unternehmen. Gestärkt durch die eigene Akademie wolle man sich mit "großem Elan" bei der Ausbildung von Fahrern einbringen. Aktuell können 20 deutsche Niederlassungen junge Leute zu Berufskraftfahrern ausbilden.
Die Nagel-Group will mit der Qualifizierungs-Offensive ein deutliches Zeichen setzen, dass sie weiterhin auch mit eigenen Fahrern und Fahrzeugen tätig sein möchte. "Wir bleiben unserer Strategie treu, einen großen Anteil eigener Fahrer vorzuhalten, um zuverlässig Transportdienstleistungen erbringen zu können", erklärt das Unternehmen. Damit garantiere man den Kunden gegenüber Stabilität und Sicherheit.

Die kürzlich erfolgte Gründung der Vermiettochter Nagel Fleet sei nicht als Schritt in Richtung Asset-light zu verstehen – also zum Rückbau der eigenen Kapa­zi­­­tä­ten. "Ziel von Nagel Fleet ist es, Transportunternehmern, die exklusiv für die Nagel-Group fahren, unbürokratisch beim Auf- und Ausbau ihrer Transportkapa­zitäten zur Seite zu stehen", heißt es. Damit wirke man der Laderaumknappheit entgegen und erhöhe die Bindung zu den Unternehmern.

Ergebnis der Nagel-Group sinkt 2016 um ein Drittel

Das Megathema Fahrermangel belastet auch die Firmenkasse. Die Nagel-Group spricht in dem Zusammenhang von massiven Kosten. Dass das Unternehmen unter Druck steht, belegen die Geschäftsjahre 2016 und 2017. 2016 sank das Ergebnis um mehr als ein Drittel auf 21,5 Millionen Euro, die Umsätze gingen um 2,3 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro zurück.

Für 2017 hat das Unternehmen noch keinen Abschluss veröffentlicht. Das Ergebnis sei positiv, doch räumt das Unternehmen ein, dass es "zuletzt nicht mehr seinen Vorstellungen entsprochen habe". Be­lastungen hätten sich nicht nur durch den Fachkräftemangel, sondern auch durch Veränderungen im Netzwerk-, Kapazitäts- und Standortmanagement sowie durch Auswirkungen von Gesetzesänderungen ergeben. "Das Jahr 2017
haben wir dazu genutzt, um tiefgreifende Optimierungen an unseren Strukturen, Systemen und Abläufen anzugehen sowie ein marktgerechtes Pricing vorzunehmen", teilt die Nagel-Group mit, ohne Details zum neuen Preismodell zu nennen. "Diese Themenfelder stehen auch 2018 im Fokus."

Übernahme von Nagel Liller in Dänemark

Ebenfalls im Fokus steht eine weitere europäische Ausrichtung. Noch erzielt das Unternehmen fast zwei Drittel seiner Erlöse in Deutschland. "Wir optimieren und investieren, um unser europäisches Netzwerk in allen unseren Ländern weiterzuentwickeln", erklärt das Unternehmen, das mehr als 130 Standorte in 16 Ländern betreibt. Ein Schritt in diese Richtung ist die Übernahme des Food-Logistikers Nagel Liller aus dem dänischen Padborg, an dem die Nagel-Group bislang 62,5 Prozent hielt. Der
Internationalisierung trägt der Logistikdienstleister auch mit der Umfirmierung in eine europäische SE & Co. KG Rechnung.

Doch trotz aller Bestrebungen in Richtung Expansion und Europa: Die Nagel-Group legt Wert darauf, dass sie ein Familienunternehmen bleibt. Alle Anteile blieben unverändert in Familienhand, erklärt sie. Marion Nagel, die bislang dem Beirat vorstand, wird in der neuen Rechtsform Vorsitzende des neu gegründeten Verwaltungsrats. Ihre Kinder Beatrice und Tobias Nagel werden diesem Gremium ebenfalls angehören.

Spekulationen um neuen CEO

  • Bekommt die Nagel-Group einen neuen CEO? Als Kandidat wird in der Branche Carsten Taucke gehandelt, Vorstandschef des Logistikdienstleisters Imperial. Er verlasse das Unternehmen Ende November aus privaten Gründen, um näher bei seiner Familie zu sein, hatte Imperial vor wenigen Monaten mitgeteilt. Die Nagel-Group will diese Personalie weder bestätigen noch dementieren. "Spekulationen über Personalien kommentieren wir generell nicht", heißt es.
  • Das operative Geschäft bei der Nagel-Group wird durch geschäftsführende Direktoren geführt. Chief Financial Officer ist Frank Böschemeier, Chief Operating Officer ist Björn Schniederkötter, Chief Sales Officer ist Gerd Neuenstein und Chief Technical Officer ist Tobias Nagel, der in Doppelfunktion auch im Verwaltungsrat sitzt.
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